»Heimat Natur«: Großes Kino von Jan Haft

Ein Filmtipp für Naturbegeisterte, die sich nicht bloß von opulenten Aufnahmen überwältigen lassen, sondern wirklich etwas über die Natur Deutschlands erfahren wollen.

Bergwiese mit Trollblumen im alpinen Süden Deutschlands (Bild: Nautilusfilm)

Naturfilme und Dokus bleiben oft an der Oberfläche und begnügen sich mit technischem Firlefanz und dem durch Zeitraffer oder Drohnenaufnahmen hervorgerufenen Staunen über die Schönheit der Natur. Auch Jan Haft zeigt in »Heimat Natur« schöne Bilder. Doch er beschönigt auf seiner Reise durch Deutschland nichts. Sie beginnt im alpinen Süden – mit einem kurzen Schielen nach Österreich, wo wieder Bartgeier kreisen und das Aas von den Almen entsorgen – und führt über Wald und Flur an die Nord- und Ostsee.

Ganz Deutschland als »Heimat Natur« erleben

Eigentlich fehlen als Lebensräume im Film nur Städte, Gärten und Gewässer. Forschungsnah stellt Jan Haft immer wieder auch Fragen und vermittelt, was Landwirtschaft und Ökologie gerade erst zu klären versuchen. Er vereinfacht nichts und führt vor, welche Fehler in der Landnutzung schon lange vor der Massentierhaltung durch die Landreform des 19. Jahrhunderts passierten, die es verbot, das Vieh in Wäldern weiden zu lassen. Haft pflegt einen Blick auf wesentliche Details. Das kann schon einmal Wisentkot als Lebensraum auf der Brandenburger Heide sein.

Wir haben die Macht und die Möglichkeiten, als Konsumenten wie als Zivilbürger.«

– Jan Haft schließt seine Doku durchaus hoffnungsfroh

Mit viel Gespür zeigt er auch Ambivalentes. Etwa dass das schwere Gerät der Waldwirtschaft zwar den Boden verdichtet, dass dadurch auf Waldwegen aber auch Pfützen entstehen, ohne die etwa die urtümliche Gelbbauchunke längst verschwunden wäre.
Schulfernsehen im allerallerbesten Sinn.

Der Film zeigt die Bedeutung der großen Landsäugetiere für komplexe Ökosysteme. Im Bild: die urtümlichen Przewalski-Pferde in der Döberitzer Heide, im Vordergrund ein Steinpilz. (Bild: Nautilusfilm)

»Heimat Natur«: Drehbuch, Regie, Kamera: Jan Haft; Produktion: Melanie Haft, 2021. Ab 15. Juli in Deutschland im Kino.

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