Neu schreiben mit dem Wachtelei
Auch wenn niemand danach verlangt hat, gibt es eine neue Literaturgattung: Die naive Collage. Absolut genreprägend: „Heilwirkung der Wachteleier“ (freya Verlag).
Die naive Collage ist gekennzeichnet durch ein vollkommen beliebiges Aneinanderstückeln von Behauptungen, die … tada…naiv sind. Wie in verwandten literarischen Gattungen (beispielsweise Homöopathieratgebern) hat Zweifel keinen Platz, es wird also gar nicht erst versucht, eine Behauptung zu begründen oder gar zu belegen. Dramaturgisch interessant, schon beinahe radikal, ist der freiwillige Verzicht auf einen Roten Faden oder ein Konzept, das den einzelnen Absätzen Zusammenhalt geben könnte. Das führt in der Rezeption zu einem ungeahnt freien Lesefluss. Als Leser fühlt man sich wie in einer Partie „freies Assoziieren“, wenn auch in einer Runde sehr naiver Mitspieler.
Konsequenterweise findet sich in „Heilwirkung der Wachteleier“ alles Mögliche zur Wachtel; ungeordnet, unbelegt. Von der Rolle als Opfertier im alten Ägypten bis hin zur Eisymbolik. Wie beim freien Assoziieren üblich, wird auf politische Korrektheit ebenso gepfiffen wie auf jede Form von Reflexion. Zitat: „Nach dem Zigeunerglauben können Hexen erst dann fliegen, wenn sie sich vorher mit Wachtelblut und Wachtelei eingerieben haben.“
Nach den Wachteln kommen die Heilerfolge, laut Untertitel die „Heilerfolge des Uzejir Imsirovic“. Der hat sich mit Wachteleiern von einem Tumor befreit. Und andere natürlich auch. Oder ihnen das lebensbedrohende Asthma genommen. Ja, sicher. Wenn es nicht mal gelungen ist, die Fakten über Wachteln korrekt zusammenzustöpseln, glaube ich an die Wunderheilungen. Arschloch. Sorry, aber mehr muss zu solchem Schwachsinn nicht gesagt werden. Kleiner Tipp: Wenn in einem Buch über Studien geredet wird, es aber nirgends eine vernünftige Quellenangabe gibt: Werfen Sie es weg!