Der Kauz ist raus
Österreichs Wälder bekommen Nachwuchs. Habichtskäuze werden im Wildnisgebiet Dürrenstein und dem Biosphärenpark Wienerwald angesiedelt.
Man hat ihn lange Zeit vermisst in unseren Wäldern. Mitte des 20. Jahrhunderts verlor der Habichtskauz bei uns an Lebensraum, wurde illegal abgeschossen und galt als ausgestorben. Seit einigen Jahren werden die Nachtgreifvögel mit dem gedrungenen Kopf erfolgreich in Österreich wieder angesiedelt. Die Forschungsgruppe des Instituts für Wildtierkunde und Ökologie der Veterinärmedizinischen Universität Wien leitet seit 2007 das Projekt der Wiederansiedlung.
Der Kauz braucht alte Bäume
Freigelassen werden die Tiere im Wildnisgebiet Dürrenstein, Österreichs letztem Urwald, und dem Biosphärenpark Wienerwald. Beide Schutzgebiete liefern unter anderem durch ihren hohen Anteil an alten Bäumen beste Nahrungs- und Rückzugsmöglichkeiten für die Waldeulen. Da Habichtskäuze keine Nester bauen, sind sie auf hohle Baumstämme, ausgefaulte Stammbrüche, Höhlen oder Nischen angewiesen, die ihnen in einem naturbelassenen Wald zu Verfügung stehen. Da alte Bäume sich auch gerne mal niederlegen und ein Loch in der Kronendecke hinterlassen, sorgen die Sonnenstrahlen dafür, dass der Waldboden ergrünen kann. Darüber freuen sich zuerst Kleinsäuger wie Spitz-, Wald- oder Wühlmäuse und dann auch die Käuze – weil sich ihr Speiseplan füllt.
Sonderflug aus der Schweiz
Anfang Juli sind zwei Käuze aus der Greifvogelstation Berg am Irchel, Kanton Zürich, per Sonderflug in die österreichische Metropole eingeflogen und haben ihr neues Domizil im Wienerwald bezogen. Bereits im April bereits sind drei Eulen mit Schlupfort Tiergarten Schönbrunn im Wildnisgebiet Dürrenstein eingetroffen. Es werden noch mehr: „Heuer können insgesamt 30 Jungvögel zur Stärkung der Habichtskauz-Population in die Natur entlassen werden“, kündigt der Projektleiter Richard Zink, Ornithologe der Wiener VetMed, an. Die Käuze bleiben für kurze Zeit in ihren Volieren am Standort um sich einzugewöhnen. Dann werden in der Dämmerung die Türen geöffnet und es heisst raus in die Freiheit!
Über den Erfolg der Auswilderung entscheidet das Alter der Käuze. „Wir haben im Laufe unseres Projektes herausgefunden, dass es wichtig ist, die Jungkäuze schon mit einem Alter von 90-100 Tagen freizulassen. Dann haben sie die besten Überlebenschancen“, so Zink.
2017 ist ein gutes Jahr für den Habichtskauz. Nachgewiesen sind bereits 50 Jungkäuze, die im Freiland geschlüpft sind. „Trotz dieses Erfolges muss uns bewusst sein, dass die gerade entstehende Population nach wie vor bedroht ist“, weist der Ornithologe Zink darauf hin. Mindestens 50 Brutpaare seien nötig, damit die Population in Österreich einen nachhaltigen Bestand hätte. Das übergreifende Ziel der Freilassungen in den einzelnen Gebieten in Österreich ist es, durch das neuerliche Aufkommen in den Alpen, eine Verbindung zwischen den anderen Kauzpopulationen südlich, in Slowenien und Italien, und nördlich, in Deutschland und der Tschechischen Republik, zu schaffen. Ein nachhaltiger Erhalt des gedrungenen Greifvogels wäre erst dann gesichert.