Der Habicht: Vogel des Jahres 2015
Der Habicht wurde von Birdlife Österreich und seinen Partnerorganisationen, dem Naturschutzbund Deutschland (Nabu) und dem Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LVB), zum Vogel des Jahres 2015 ernannt. Der Greifvogel ist nach wie vor illegaler Jagd ausgesetzt und gilt als gefährdet.
Was macht den Habicht nun besonders und warum wird er noch immer verfolgt? BIORAMA fragte den Greifvogelexperten Remo Probst von Birdlife Österreich nach den Hintergründen.
BIORAMA: Wie stark ist der Habicht in Europa verbreitet? Gehört er zu den gefährdeten Vogelarten?
Remo Probst: Der Habicht hat in mehreren Unterarten eine weite Verbreitung in den Waldgebieten der Nordhalbkugel. Der Bestand kann in Europa grob auf 150.000 bis 200.000 Brutpaare geschätzt werden. Die Art ist also nicht akut gefährdet, schützt sich aber vor allem durch eine heimliche Lebensweise. Dort, wo der Habicht in Agrargebieten aber nur in kleinen Waldfragmenten brütet, gibt es zahlreiche Hinweise auf eine intensive illegale Verfolgung und Bestandsrückgänge , zum Beispiel in Oberösterreich.
Ist die Jagd auf den Habicht legal? Warum findet sie statt?
Österreich ist das einzige Land der EU, wo von 2008 bis 2014 im Rahmen der „Niederösterreichischen Beutegreiferverordnung“ Habichte legal geschossen wurden, laut Auskunft des Niederösterreichischen Jagdverbandes 49 an der Zahl. Das ist eine Vorgangsweise, welche in der Europäischen Union einzigartig negativ dasteht und national wie international – zumindest in Fachkreisen – als besonders schwerer Rückschlag im Greifvogel-Schutz gesehen wurde! Illegal werden Habichte noch immer aus einer Art „Futterneid-Reflex“ getötet. Wenngleich es außer Frage steht, dass Habichte auch Niederwildarten wie Fasane oder Rebhühner erbeuten, wird weder der enorme Einfluss der sich verschlechternden Lebensräume durch Intensivierung der Landwirtschaft gesehen, noch der Habicht als legitimer, integraler Bestandteil unseres Naturhaushalts anerkannt.
Welche Maßnahmen werden im Zuge der „Vogel des Jahres“-Kampagne für das Tier gesetzt?
Der Habicht steht für die nach wie vor illegale Verfolgung von Greifen. In Österreich könnte man diese Liste bis zu den ganz seltenen Kaiser- und Seeadlern weiterführen. Bei von Birdlife mit Satelliten-Sendern ausgestatteten Kaiseradlern war der Mensch mit Abstand die wichtigste Todesursache – durch Abschuss oder Vergiftung. Die illegale Tötung von Greifvögeln ist in einer modernen, aufgeklärten Gesellschaft nicht akzeptabel, die Bevölkerung muss über diesen Missstand aufgeklärt werden!