Gutes von der Bio-Biene – Interview mit Sonja Grill

Im oberbayerischen Landkreis Mühldorf darf man sich zukünftig über Honig aus zertifizierter Bio-Bienenzucht freuen. Jungimker können an dem kürzlich eingeweihten Lehrstand erstmals die ökologische Bienenzucht erlernen. Kaufen kann man den nachhaltig produzierten Honig dann im wöchentlichen Werksverkauf vom Byodo Naturkost GmbH. Imkern liegt im Trend: Auf dem Harvest-Festival von Blur-Rocker Alex James werden vom 9. bis zum 12. September 2011 neben jeder Menge Musik und selbstgemachten Köstlichkeiten auch Imker-Workshops angeboten. Die kleinen Lieferanten des natürlichen Süßstoffes sind selbst mitten in Wien zu Hause, z.B. im Brauhaus von Schwechat. Biorama berichtete.

Was man alles beachten muss, wenn man selbst loslegen möchte, erklärt uns Sonja Grill. Die selbständige Diplomsozialpädagogin aus Geratskirche imkert seit fünf Jahren.

Was macht ein Imker genau?

Imker beschäftigen sich viel mit der Natur und den Bienen selbst. Bei der Haltung von Bienen lernt man nicht aus. Man befasst sich mit der Pflege und Vermehrung der Bienen und mit der Honiggewinnung.

Wie bist du zum imkern gekommen?

Zur Imkerei bin ich durch eine Bekannte gekommen. Die war der Meinung, dass ich in meiner Babypause Zeit für ein neues Hobby hätte und schenkte mir mein erstes Bienenvolk. Da ich immer schon Nutztiere halte und auch großes Interesse an Obstbäumen und Gemüsegärten habe, war der Schritt zu diesem wichtigen Nutztier nur konsequent.

Musstest du vorher einen Allergie-Test ablegen?

Einen Allergietest habe ich nicht gebraucht, weil ich auch schon vorher einige Male von Bienen gestochen wurde und nicht übermäßig reagiert hatte.

Was braucht man an Grundausstattung um imkern zu können?

Zum Anfangen braucht man eine Beute, das ist die Bienenbehausung mit Rähmchen und Mittelwänden, einen Wabenheber und einen Besen zum Beine abkehren. Schutzbekleidung ist wichtig, damit die Neugierde und Freude bestehen bleibt. Eine Honigschleuder ist zu Anfang noch nicht notwendig, wenn man bei einen befreundeten Imker schleudern kann. Ein Rauchgerät kann sinnvoll sein, ich hab keines. Nach dem Abschleudern braucht man etwas zum Bienen behandeln, gegen die Varroamilbe und Futterersatz in Form von Zucker.

Wie viele Bienen hältst du?

Momentan halte ich 7 Völker. Zwei davon wurden per Ableger gebildet.

Gibt es Regeln, wo man imkern darf und wo nicht?

Imkern darf man eigentlich überall. Man sollte halt immer auf die Nachbarschaft Rücksicht nehmen.

Was musst du bei der Honigproduktion darüber hinaus beachten?

Richtiger und fachgerechter bzw. tiergerechter Umgang mit den Bienen.
Ausreichend Abstand zu intensiv genutzten Äckern wegen der Spritzmittel. Ein Volk habe ich unmittelbar nach dem Spritzen verloren. Kein Einbringen von Stoffen in das Volk, die die Reinheit den Honigs verderben. Schleudern, wenn der Honig reif ist und absolut hygienisches Arbeiten bei der Gewinnung und Verarbeitung des Honigs.

Worin unterscheidet sich die Bio-Bienenzucht zu anderen Formen?

Die biologische Haltung der Bienen ist sehr auf eine artgerechte Haltung bedacht. Dort gibt es kein Flügelbeschneiden der Königin. Die Vermehrung durch Schwärme (Ein Teil der Kolonie sucht sich selbstständig einen neuen Bienenkorb, wenn der bisherige überfüllt ist, Anmerk. der Redaktion) ist gewünscht und wird nicht durch solch drakonische Maßnahmen verhindert. Bei der Behandlung der Varroamilbe werden entsprechende Mittel eingesetzt, die weder giftig noch bienenschädlich sind. Nach dem Abschleudern wird biologisch erzeugter Zucker eingefüttert.

Wie viel Honig produzieren deine Bienen im Monat?

Von meinen sieben Völkern haben fünf Völker dieses Jahr bisher fünfzehn Eimer mit jeweils 12 kg Honig erarbeitet. Die zwei Ableger wurden noch nicht abgeschleudert.

Wo verkaufst du deinen Honig?

Da ich voll berufstätig bin, habe ich wenig Zeit meinen Honig an den Mann zu bringen. Die Nachbarn und Verwandten holen sich immer wieder Honig und ich verschenke ihn auch viel. Es wäre schon schön, wenn ich meinen sehr guten Honig einfacher vermarkten könnte und einen wirklich fairen Preis bekommen würde.

Lohnt sich das Imkern für dich finanziell?

Finanziell lohnt sich für mich das imkern noch nicht, aber ich freue mich jeden Tag über mein eigenes Produkt. Ich liebe Latte Macchiato mit Honig. Probieren Sie es selbst.

Gibt es eine Ausbildung zum Imker?

Ja. Imker ist ein Beruf und man kann sogar den Meister machen.

Würdest du sagen, dass das Imkern ein Nachwuchsproblem hat?

Ja. Früher war das normal, dass jeder Bauernhof seine eigenen Bienen hatte. Heutzutage ist das eine Seltenheit. Viele Menschen haben auch Angst vor Bienen. Ich denke es sollte viel getan werden, die Bienen wieder dem Menschen näher zu bringen. Damit würden sich die Menschen auch wieder auf die Haltung eines der wichtigsten Nutztiere einlassen und freuen können.

VERWANDTE ARTIKEL