Sterben in Grün – umweltfreundliche Bestattungsformen

Paul Kline

Ob der Sensenmann in Grün auch noch so furchterregend wirkt? (Foto: Flickr, Paul Kline, CC BY 2.0)

Wenn du umweltbewusst gelebt hast, möchtest du dann auch so sterben? Es gäbe theoretisch viele Möglichkeiten, seinen ökologischen Fußabdruck auch nach dem Tod noch zu reduzieren. Nur praktisch leider noch nicht.

Wir werden alle sterben. Das ist einfach so. Im gesamten Deutschsprachigen Raum allein gehen im Jahr mehr als 1 Mio. Menschen in die ewigen Jagdgründe ein. Die meisten davon lassen sich auf traditionelle Art und Weise bestatten. In einem edlen, lackierten Holzsarg und einem Grab, das mit Beton ummauert ist. Einige lassen sich auch einbalsamieren. Dabei wird der Körper ausgeblutet und es werden teilweise auch Innereien entfernt. Danach wird der Leichnam mit giftigen Flüssigkeiten, wie Formaldehyd vollgepumpt, um den Verwesungsprozess zu verlangsamen. Diese krebserregenden Stoffe können Jahre nach der Beerdigung, wenn der Sarg morsch und aufgeweicht ist, in den Boden sickern und das Grundwasser verseuchen.

Die zweithäufigste Bestattungsmethode ist die Einäscherung, die viel Energie in Anspruch nimmt und zu hohen Emissionswerten führt, besonders wenn noch Medikamentenrückstände oder Amalgamplomben im Körper verblieben sind. Das ist für die Umwelt eine große Belastung. Dabei gäbe es so viele ökologisch nachhaltige Bestattungsmethoden.

Geflochtener Korb- oder biozertifizierter Kartonsarg: Korb- oder Kartonsärge sind nicht nur ressourcenschonender und leichter biologisch abbaubar, als ein dicker Holzsarg, sondern auch günstiger und dabei nicht weniger schick. Man kann so einen Sarg auf einem gewöhnlichen Friedhof begraben oder zur Einäscherung verwenden. Möchte man es lieber außergewöhnlich, dann wären die nächsten Punkt vielleicht interessant.

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In einem geflochtenen Weidensarg verwest es sich umweltfreundlich und schick zugleich. (Foto: © The Green Funeral Company)

Natürliche Bestattung: Bei einer natürlichen Besattung wird der Leichnam in ein einfaches Leichentuch gehüllt und in einem flachen Grab beerdigt. Dadurch verwest der Körper wesentlich schneller, weil er den Elementen stärker ausgesetzt ist. So könnte man seine letzte Ruhestätte auch in einem Wald oder im eigenen Garten finden.

Kompostieren: Kompostierung nennt man die Zersetzung von organischen Materialien zu Erde. Früher oder später wird jede Leiche zu Erde, unabhängig von der Bestattungsform (es sei denn, man lässt sich mumifizieren), doch beim gezielten Kompostieren wird der Leichnam in ein Bio-Leinentuch gehüllt und in einer Mischung aus Sägespänen, Holzstückchen und Mikroben eingelegt. Nach etwa 14 Tagen ist der Körper größtenteils zerfallen, nach weiteren 14 Tagen ist er zu Erde zersetzt und kann beispielsweise für die Gartenarbeit verwendet werden. Man kann diesen Prozess auch gut mit einer Abschiedszeremonie verbinden und am Ende den Hinterbliebenen die Komposterde übergeben.  Das ist nicht nur umweltfreundlich, es wirkt auch der Überfüllung von Friedhöfen entgegen. Die Idee stammt von dem Start-up The Urban Death Project, das momentan noch mit bürokratischen Hürden zu kämpfen hat.

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Das könntest du sein. (Foto: Flickr, Natural Resources Conservation Service Soil Health Campaign, CC BY 2.0)

Himmelsbestattung: In der Mongolei und in Tibet wird die Himmelsbestattung schon seit Jahrhunderten praktiziert und ist auch heute noch weit verbreitet. Die Körper der Verstorbenen werden dafür in mehrere Teile zerlegt und Geiern feierlich angeboten. Leider ist durch verschiedene Umweltbelastungen die Geierpopulation so stark zurückgegangen, dass man seit einigen Jahren die fliegenden Aasfresser eigens für Himmelsbestattung züchten muss. In Gegenden, wo die Erde den größten Teil des Jahres gefroren und oft zu steinig ist, um Tote darin zu begraben und zu wenige Bäume wachsen, um sie für Feuerbestattungen zu verschwenden, muss man eben kreativ sein.

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Die Himmelsbestattung ist in Europa illegal, aber in Tibet gang und gäbe. (Foto: Flickr, Mike Lewinski, CC BY 2.0)

Kremation: Die Einäscherung selbst ist nicht wirklich nachhaltig, aber es gibt viele Möglichkeiten, die Asche danach in die Umwelt zurück zu führen. Im deutschsprachigen Raum wird für die Beisetzung in freier Natur eine Einäscherung vorausgesetzt. Die Urne muss dafür aus natürlichen Materialien wie Salzkristall oder Porzellan bestehen. Sie kann auch biologisch abbaubar sein. Die Auswahl ist groß und reicht von biozertifiziertem Karton über Bienenwachs, Hanffaser bis zu Bambus und Bananenblättern usw.

In der Schweiz ist das Konzept des „Friedwaldes“ oder „Ruhewaldes“ entstanden. Dort braucht man für die Baumbestattung keine Urne und kann die kremierten Überreste direkt in das Erdreich zwischen den Wurzeln eines Baumes seiner Wahl einarbeitet.

Flüssige Kremation oder Alkalische Hydrolyse: Eine neue Alternative zur Einäscherung ist die Alkalische Hydrolyse. Dabei wird der Körper in einem heißen Bad aus Lauge – nicht in Säuere wie in Breaking Bad – und unter großem Druck aufgelöst. Es entsteht dabei innerhalb weniger Stunden eine feine weiße Asche und eine bräunlich seifige Flüssigkeit, die im Normalfall einfach mit dem normalen Abwasser entsorgt werden kann. Diese Methode verursacht deutlich weniger umweltschädliche Emissionen und braucht weniger Energie als die herkömmliche Feuerbestattung. Leider ist diese Art der Beisetzung in den meisten Ländern verboten.

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Das Gegenteil der Alkalischen Hydrolyse. (Bild: © AMC, Breaking Bad, 1. Staffel, Folge 2)

Wie die letzten Punkte schon angedeutet haben, ist man hierzulande äußerst eingeschränkt in der Wahl der Bestattungsmethoden und sowohl bei den Gesetzgebern, als auch in der Bestattungsindustrie besteht wenig Reformwille. Im deutschsprachigen Raum herrschen strenge Vorlagen für den Leichentransport und darunter fällt auch die Sargpflicht, die bestimmte Bedingungen an die Totenkiste stellen. Sie muss beispielsweise geruchsdicht sein und es darf keine Flüssigkeit austreten oder eindringen. Daher gibt es weder in Österreich, noch in Deutschland die Möglichkeit, sich in einem Ökosarg beerdigen oder verbrennen zu lassen (ja, wer sich einäschern lassen will, braucht eine Urne UND einen Sarg), doch in Großbritannien beispielsweise gewinnen umweltfreundliche Cellulosesärge immer mehr an Beliebtheit.

Es lässt sich leicht nachvollziehen, woher diese strengen Regelungen und der Innovationsunwille der Bestattungsindustrie kommen. Schließlich haftet dem Tod ein großes Stigma an und die Angst vor Leichen ist groß, aber sie ist meistens unbegründet. Ein toter Mensch ist genauso gefährlich wie ein totes Huhn oder Rind. Die meisten Leichen kann man bedenkenlos berühren, wie die amerikanische Bestatterin, Caitlin Doughty im unten angeführten Video erklärt.

Verwesung gehört zum natürlichen Kreislauf des Lebens dazu. Sie aufzuhalten kann nur schaden. Auch bringt die sinnlose Einschränkung der Bestattungsmöglichkeiten keine Vorteile für die Umwelt, Hinterbliebene und die Verstorbenen schon gar nicht. Sie fördert nur die Berührungsängste, die viele von uns mit dem Tod haben. Darum ist es wichtig, sich mit seiner Sterblichkeit zu beschäftigen und sich für umweltfreundliche Beisetzungsformen einzusetzen, um in Zukunft besser zu sterben und ein Leben nach dem Tod sicherzustellen.

Biorama hat sich schon einmal mit einer umweltfreundlichen Bestattungsform beschäftigt. Der Mushroom Death Suit lässt nach dem Tod Pilze aus menschlichen Überresten sprießen.

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