Growler: Frisch Gezapftes mit Re-Fill
Growler, das sind wiederbefüllbare Behälter für frisch gezapftes Bier. Besonders in Nordamerika, Australien und Neuseeland sind sie beliebt. Wie funktioniert das System? Was sind die Vorteile? Und warum gibt es sie bei uns (fast) nicht?
Matthew lebt in Vancouver und ist Growler-Enthusiast. Growler, das sind wiederbefüllbare Bierbehälter in den Größen 0.5L, 1L und 2L. Damit spaziert man zu seiner Lieblingsbrauerei, und lässt sie mit frisch Gezapftem befüllen. So oft man will. Getrunken wird dann im Park, zu Hause oder sonst wo. So ist das zumindest in Vancouver, Matthews Heimatstadt. Seine Website GrowlerFill.ca hilft dabei, die etwa 25 teilnehmenden, meist kleinen und mittelgroßen Brauereien der Stadt ausfindig zu machen.
Woher kommt der Growler-Trend?
Aufgekommen sei der Growler-Trend in Vancouver vor einigen Jahren. Der große Hype kam dann 2014. „Auch viele kleine Städte haben mittlerweile ein oder zwei Brauereien, die Growler-Fills anbieten,“ so Matthew. Die Biervielfalt sei gestiegen. Growler sind modern. Doch im Prinzip handelt es sich um eine Rückbesinnung auf alte Zeiten. Damals – wann auch immer das genau war – transportierte und bewahrte man Bier noch in Eimern auf. Das beim Transport entweichende Kohlendioxid erzeugte dann einen „growling sound“ (dt. grummelndes Geräusch) – so die Legende. Mit ein Grund, weshalb Growler in Matthews Heimatstadt so beliebt sind, könnte auch die strenge Gesetzeslage in Kanada sein. Nur in Bars und „Liquor Stores“ bekommt man hier Alkohol. Nun wird man auch bei den Brauereien bestens versorgt – Growler sei Dank. Doch es gibt noch andere Vorteile.
Growler: Was sind die Vor- und Nachteile?
Wer Bier vom Fass bevorzugt, das Gezapfte aber zu Hause oder im Park genießen möchte, der wird Growler lieben. Zusätzlich schonen sie die Umwelt, denn selbst das beste Pfandsystem kann mit der Ökobilanz einer wiederverwendbaren Flasche nicht mithalten. Ein weiterer Vorteil: Die wiederbefüllbaren Behälter erleichtern es kleinen Brauereien, ihr Bier auf den Markt zu bringen. Zwar arbeiten die Mikrobrauer Österreichs gut zusammen – zum Beispiel mit gemeinschaftlichen Abfüllanlagen – aber dennoch: Fällt das mühsame Abfüllen in Flaschen weg, dürfte die Biervielfalt unweigerlich steigen. Auch die Nachteile seien erwähnt: Je nach Verschluss und Abfüllanlage – von normalem Zapfhahn bis Spezialsystem mit Gegendruck – liegt die Haltbarkeit eines verschlossenen Growlers zwischen wenigen Tagen und 2 Wochen. Einmal geöffnet, sollte aber zeitnah getrunken werden. Auch zu Bedenken: Nur perfekt gereinigte Growler bieten die Hygiene einer Bierflasche aus Brauereiabfüllung.
Und wo gibt’s die Growler?
Der europäische Growler-Hotspot ist London. Im deutschsprachigen Raum gibt es sie kaum, aber doch. So zum Beispiel bei BeerLovers in Wien. Hier kann man seine Growler in den Größen 1L und 2L kaufen – oder auch eigene mitbringen – und aus 4 ständig wechselnden Biersorten auswählen. Welches Bier gerade durch die Zapfhähne fließt, ist auch online einsehbar. Die Nachfrage im Land steige stetig, meint Markus Betz von BeerLovers. Etwa 60-80 Liter würde man momentan pro Woche zapfen. „Unsere Stammkunden mögen die frisch gezapften natürlichen Biere und kosten sich gerne durch – wir sind aber sicherlich erst am Beginn,“ so der diplomierte Biersommelier.
Auch in Deutschland und der Schweiz gibt es bereits einige Möglichkeiten, an frisch befüllte Growler zu kommen. So zum Beispiel Lager Lager in Berlin (übrigens dem ersten Growler-Shop der Bundesrepublik – gegründet von zwei Neuseeländern), Beyond Beer in Hamburg oder The Barrel in Interlaken. Und nicht zu vergessen, es wird wohl kaum ein Barkeeper ablehnen, einen Growler zu befüllen. Auch kleine Braureien darf man ruhig mit dieser Anfrage überraschen. Es liegt also an den biertrinkenden Konsumenten, das Angebot mitzubestimmen. Prost!
Bier ist wichtig. Deshalb beschäftigen wir uns bei BIORAMA oft damit.