Glüht gut
Die natürliche Art des Grillens propagiert ein Start-up aus Schwäbisch Hall – mit der weltweit ersten Grillkohle mit Biozertifizierung, Grillgewürzen und BBQ-Sauce. Offensichtliches Vorbild der drei Gründer von Nero: die Lifestyle-Markenwelt von Weber Grill.
Dass Alutassen oder die auf Tankstellen to go verkauften Einweggriller ökologisch bedenklich sind, leuchtet ein. Auch dass bei Fleisch und Wurst am Rost weniger mehr ist und dabei ausschließlich Bioqualität gekauft werden sollte, sickert langsam in den Mainstream. Dass allerdings nicht bloß zählt, was auf den Rost kommt, sondern auch, woraus die Glut besteht und womit angezündet wird, ist noch den allerwenigsten bewusst. Das war auch bei Aaron Armah, Jakob Hemmers und Rolf Wagner nicht anders, bevor die drei Freunde aus Baden-Württemberg bei einer gemeinsamen Reise nach Ghana mit eigenen Augen sahen, welche katastrophalen Auswirkungen ihre Grill-Leidenschaft andernorts hat. Denn der Großteil der Grillkohle stammt aus Tropenwäldern. Weshalb der Grill-Boom der vergangenen Jahre dazu geführt hat, dass in Afrika und Südamerika jahrhundertealte Wälder für die Kohlegewinnung kahlgeschlagen wurden. »Allein in Deutschland werden jedes Jahr rund 250.000 Tonnen Holzkohle verbraucht«, erzählt Aaron Armah.
Regionale Grillkohle
Zurück zu Hause recherchierten sie, dass zwei Drittel der dort verkauften Grillkohle Tropenholz enthalten – und waren bald von der Idee überzeugt, eine wirklich nachhaltige Grillkohle herzustellen: biozertifiziert und regional. Die Idee für Nero war geboren. Weil auch in unseren Breiten Kahlschläge und Pestizideinsatz im Wald üblich sind und Wald nicht zwingend nachhaltig bewirtschaftet wird, war den dreien Holz, das aus deutschen Wäldern stammt, nicht genug. Sie wandten sich an den Naturland-Verband – der sie schließlich in den Saarbrücker Stadtwald führte.
Dieser wird als sogenannter Dauerwald bewirtschaftet. Das heißt: Dort werden nie alle, sondern nur punktuell Bäume gefällt. »In einem stark laubholzdominierten Wald wie dem Stadtwald Saarbrücken fallen im Rahmen der Pflege- und Durchforstungsarbeiten Holzqualitäten an, die für die Möbelproduktion ungeeignet sind. Dort stellt die Weiterverarbeitung zu Holzkohle eine sinnvolle Vermarktungsergänzung dar«, erklärt Naturland-Waldexperte Martin Reinold. Die Naturland-Richtlinien für den Biowald sichern auch, dass das Kronenmaterial und Äste im Wald verbleiben, wo sie als Biotop (Totholz) und natürlicher Dünger dienen. »Zudem setzen wir auf eine hocheffiziente Kohleproduktion«, so Aaron Armah. »Dabei wird Ökostrom gewonnen und in das öffentliche Netz eingespeist. Dieses moderne Herstellungsverfahren gewährleistet eine Holzkohle in gleichbleibender Qualität und Nachhaltigkeit.«
„Deutschlandweit verschwindet innerhalb eines Jahres umgerechnet eine Regenwaldfläche von 1.900 Fußballfeldern auf unseren Grills.“
– Aaron Armah, Nero-Gründer
Davon, dass sich der Gesamtverbrauch an Grillkohle hierzulande auch nachhaltig und regional decken ließe, ist Armah überzeugt. Was dafür bislang fehlt: regionale Produzenten, die auf das Prinzip Dauerwald setzen.
Einstweilen setzt man in Schwäbisch Hall anderweitig auf Wachstum – und erweitert das Sortiment. Zusätzlich zur Holzkohle und zum Grillanzünder (aus natürlichem Wachs, ohne fossile Brennstoffe oder Palmöl) gibt es nun auch Biogrillsaucen und BBQ-Gewürzmischungen. Und auf die Konkurrenz und ganz konkret auf das Imperium von Weber Grill angesprochen bekennt Gründer Aaron Armah: »Ja, für uns ist es denkbar, dass wir auch Grills unter der Bio-Grillmarke Nero entwickeln und vertreiben.«
Möge die Glut mit ihnen sein.