#green goals für afrika

Die ganze Welt blickt nach Afrika: Endlich ist es soweit, dass die neuen Stadien eröffnen werden, die internationalen Besucher eintreffen und Südafrika sich als ein WM-Gastgeberland praesentieren kann, dem es als reichstem Land des schwarzen Kontinents gelungen ist, die Herausforderung, die es vor vier Jahren angenommen hat, souveraen und nach westlichen Standards zu meistern.

Die erste Fussballweltmeisterschaft auf afrikanischem Boden ist für alle Beteiligten etwas Besonderes. Das wurde bereits im Vorfeld der Vergabe und auch im Zuge ihrer Vorbereitungen deutlich. Immer wieder wurde Südafrika die Rolle des scheiternden Ausrichters zugedichtet, der eben doch (noch) nicht soweit ist, eine WM standesgemäß ausrichten zu können. Selten waren globale Politik und Fußball so offensichtlich vereint. Doch mit den von den lokalen Wirtschaftstreibenden so heiss ersehnten Fans trifft auch ein Problem in Südafrika ein, das dort gerne mit dem „Westen“ als Verursacher assoziiert wird: die globale Umweltbelastung.

Tatsache ist aber, dass nach den Berechnungen einer vom südafrikanischen Umwelt- und Tourismusministerium in Auftrag gegebenen Studie der CO2-Abdruck der WM neunmal höher sein wird als jener der WM 2006 in Deutschland. Dabei ist von der gigantischen Menge von 2,7 Millionen Tonnen CO2-Emissionen die Rede, die durch die WM am Kap der guten Hoffnung zusätzlich erwartet wird. Allein die An- und Abreise der ausländischen Gäste wird nach bisherigen Einschätzungen 67 Prozent dieser Emissionen ausmachen.

Es ist aber nicht so, dass in Südafrika nicht versucht wurde, die WM auch nach ökologischen Gesichtspunkten auszurichten. So finden derzeit verstaerkt Projekte für regenerative Energien, nachhaltiges Wassermanagement, Verkehrspolitik, Müllvermeidungsstrategien, Artenschutz und nicht zuletzt groß angelegte Baumpflanzungen statt. Doch alle diese meist regional organisierten Maßnahmen sind nicht in einer grossen Aktion öffentlichkeitswirksam koordiniert und finden somit fuer die meisten Beobachter im In- und Ausland  im Verborgenen statt. Damit wurde ein große Chance verpasst, Klimaschutz und nachhaltiges Wirtschaften im öffentlichen Bewusstsein Südafrikas – und ganz Afrikas – zu verankern. Ein Ereignis wie die WM hätte das Potenzial gehabt, ein afrikanisches Fortschrittsdenken, in dem die heute unbedingt notwendige Verbindung von Wirtschaftswachstum und nachhaltigem Umweltschutz noch keine Bedeutung hat, kritisch auf den Prüfstand zu stellen.

Anstatt die am Kap so aussichtsreiche Solar- und Windenergie zu fördern, wird weithin mit riesigen Summen in Fehlkonzepte investiert, wie der unlaengst von der Weltbank in Aussicht gestellte Kredit von 3,7 Milliarden Euro zur Errichtung eines weiteren gigantischen Kohlekraftwerks (90 Prozent der Energie in Südfrika stammt bereits aus Kohle) beweist. Dieses Wachstumsdenken, das im Handeln auf Kosten der Umwelt keine tatsächlichen Kosten sieht, führt aber – wie wir im Westen bereits wissen –   zwangslaeufig zu Kosten, die Südafrika erst zahlen wird, wenn der Mangel an Konsumgütern und die grösste Not der Menschen getilgt ist.

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