Goldene Gene: Wie Biobanken das Leben konservieren

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Ein Dokumentation von Ursula Hansbauer, Wolfgang Konrad und Clemens Stachel über das Sammeln von Genen, die irgendwann die Menschheit retten sollen. 

Biobanken gibt es viele auf der Welt. Die einen sammeln Samen aller möglichen Pflanzenarten. Andere speichern die DNA von Millionen Mikroorganismen und Tieren ab. Wieder andere nehmen menschliches Blut auf und lassen so später einmal Rückschlüsse ziehen, auf Risikofaktoren für bestimmte Krankheiten. Die Regisseure Ursula Hansbauer, Wolfgang Konrad und Clemens Stachel haben für ihren Film Goldene Gene sechs Jahre Recherche betrieben und einen beeindruckenden Film gemacht. Er verteufelt die Zukunft dieser Wissenschaft aufgrund der genmanipulatorischen Möglichkeiten, die möglich wären, nicht, noch glorifiziert er die womöglich heilenden Funktionen. Es ist vielmehr ein Aufzeigen, was sich in den letzten Jahren alles getan hat und in ein paar Jahren schon möglich sein könnte.

Anfang der Genetik und Biodiversität

Den Beginn machte Nikolai Vavilov in den 1920er Jahren in Leningrad, dem heutigen St. Petersburg. Er sammelte in seiner Samenbank die Samen von Nutzpflanzen wie Reis oder Weizen, um die spätere Welt vor einer Hungerkatastrophe zu bewahren. Er selbst jedoch starb in einem russischen Gefängnis an Unterernährung. Bis heute gilt er als einer der Väter der modernen Genetik. Im 20. Jahrhundert veränderte sich die Fauna der Erde und immer mehr Tiere starben aus oder waren auf einmal bedroht. Dieses schleichende Nachlassen an der Biodiversität rüttelte schon bald die Wissenschaftler auf und es wurden einige Tiere konserviert, allerdings im Ganzen. Eine Ausstellung in Paris widmet sich seit 1994 allen bereits ausgerotteten Tierarten und stellt Nachbildungen davon aus. Während der darauffolgenden Jahre wurde intensiv an der Genetik weitergeforscht, bis man der Welt im Juni 2000 die DNA vorstellen konnte. Damals hatten die Menschen, die ein wenig davon verstanden, sehr große Pläne damit. Sie dachten über ein Ende der Krebskrankheit nach, über das Stillen des weltweiten Hungers. Doch diese Pläne sind auch zwei Jahrzehnte später nicht realisierbar. Im Gegensatz dazu steigen die Infos der Gendatenbanken ins Unermessliche. Jeden vierten Monat verdoppeln sich die Infos, wie im Film bekannt wird.

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Immer mehr und mehr wird generiert und gespeichert

Die DNA wird über Proben aller bisher bekannten Tier- und Pflanzenarten gewonnen. Aber auch Mikroorganismen werden untersucht und katalogisiert. Die Mikrobiologin Christa Schleper, die in der Dokumentation zu Wort kommt, bringt es auf den Punkt, was die nächsten Jahre noch zu tun ist: „In einem Gramm Erde befinden sich 100 Millionen Mikroorganismen oder gar noch mehr. Davon sind meist circa 30% Neuartige, sodass wir jetzt gerade erst in der Phase der Bestandsaufnahme sind.“ Die Gene der zu untersuchenden Organismen werden sequenziert und in die Datenbank geleitet. Von dort aus hat jede andere Bank der Welt Zugriff darauf. „ Wir haben noch nicht einmal die Spitze des Eisberges erforscht, wenn man bedenkt, dass wir erst ein Prozent aller vorhandenen Tiere, Pflanzen und sonstiger Organismen auf der Erde kennen.“, sagt Ruaraidh Hamilton, Evolutionsbiologe und Leiter der Genbank am International Rice Research Institute, im Film. Dafür braucht es natürlich auch dementsprechend große Speicherkapazitäten. Derzeit werden immer neue und größere Institute angelegt, so zum Beispiel eines in Shenzhen, China, das einmal alle Biodiversitäten lagern soll.

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Der Bau der weltweit größten Biobank in Shenzhen, China

Der Mensch, ein exklusives Wesen?

Der Mensch war und ist Teil der Natur, auch wenn das heute oft nicht mehr so deutlich ist wie früher. Oft will er seine eigene Welt beherrschen, doch dann zeigt sich, wie hilflos und klein er wieder ist. Er ist machtlos gegen unheilbare Krankheiten oder Naturkatastrophen.

Den Filmemachern liegt auch am Herzen, dass diese fortgeschrittende Wissenschaft den Menschen als menschliches und unperfektes Lebewesen nicht abschaffen will und vor allem in nächster Zeit auch nicht kann. „Hier, während des Filmdrehs ist mir klar geworden, dass die Wissenschaft noch gar nicht so weit ist, diese sogenannten Designer-Babys zu produzieren. Man kann heute noch keinen Menschen schaffen, der 1,85m groß sein, blaue Augen haben und später mal Leistungssportler werden soll. Bis diese Möglichkeit besteht, werden noch Jahre vergehen und bis dahin sollte man sich im Klaren sein, wie und ob es ethisch überhaupt vertretbar ist.“, so einer der Regisseure Clemens Stachel. Es gibt also in der Biodiversitätsforschung noch so einiges zu klären, was der Mensch darf und was nicht. Deshalb ist der Film auch so objektiv es geht gedreht worden, ohne den Zuschauer zu beeinflussen, ob diese Wissenschaft nun gut oder böse sei.


Die Premiere von Goldene Gene findet am 06. Oktober um 20:15 Uhr im Filmcasino Wien statt. Ab dem 07. Oktober läuft der Film im TOP Kino. Wir verlosen 15×2 Premierenkarten. (Teilnahmeschluss ist der 4.Oktober)

Das Gewinnspiel ist bereits beendet.

„In Dänemark ist genetisch eigentlich gar nichts los“

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