Kinderarbeit und Pestizide in Schokolade-Osterhasen
Im Schokoladencheck von Global 2000 und Südwind wurden Pestizidrückstände in Schokohasen und Supermarktschokoladen gefunden. Außerdem wurden massive Menschenrechtsverletzungen in der Kakaoproduktion festgestellt.
Global 2000 und Südwind haben im Rahmen eines großen Schokoladenchecks 20 Schokoladen-Osterhasen und 21 Supermarkt-Schokoladen untersucht und bei mehr als der Hälfte davon umweltschädliche Pestizidrückstände und menschenrechtswidrige Methoden im Kakaogewinn festgestellt. Der Osterhase von EZA und die Schokoladetafeln von Spar Natur pur waren Testsieger. 8 Hasen und 7 Tafeln wurden als ökologisch und sozial bedenklich eingestuft.
70% des weltweit produzierten Kakaos stammen aus West-Afrika, also aus dem Sudan, aus Kamerun, Ghana, von der Elfenbeinküste, usw. Laut einer Studie der Amerikanischen Universität Tulane werden dort 39% der schweren und teilweise gefährlichen Arbeit auf Kakaoplantagen von Kindern verrichtet. Allein in Ghana und an der Elfenbeinküste arbeiten über 2 Mio. Kinder unter ausbeuterischen und gesundheitsgefährdenden Bedingungen, Tendenz steigend. Zu allem Übel begünstigen diese Umstände auch den Kinderhandel in Mali und Burkina Faso. Das liegt in erster Linie an der geringen Entlohnung der Kakaobauern. „Kakaoanbau ist ein unrentables Geschäft“, sagt Caroline Sommeregger von der Organisation Südwind. Plantagenarbeiter haben ein Einkommen von durchschnittlich 80 Cent pro Tag, Frauen und Arbeiter der Elfenbeinküste bekommen sogar noch weniger. Die Arbeit im Regenwald ist aufwändig, die Kakaobäume sind empfindlich und bedürfen viel Pflege, doch an Düngemittel und frische Setzlinge ist schwer heranzukommen. Die Lage der Plantagenbetreiber und ihrer Arbeiter ist prekär.
Im Check gab es neben der Überprüfung der Arbeitsumstände auch zwei wesentliche Umweltaspekte, nämlich die Abholzung des Regenwaldes und den Pestizideinsatz, erklärt Martin Wildenberg von Global 2000. Der Kakaobaum ist ein Urwaldbewohner, der nur in einem sogenannten „Agro-Forestry System“ d.h. neben Schattenbäumen, wie Palmen oder Bananen gedeiht, was sehr aufwändig zu bewirtschaften ist. Urwaldböden laugen schnell aus, weswegen nur ungefähr 50 Jahre lang eine gute Ernte eingefahren werden kann. Danach müsste die Plantage intensiv gepflegt werden. Es müsste in neue Setzlinge und Düngemittel investiert werden, doch dafür fehlen oft das Know-How und vor allem das Geld, daher wird einfach ein weiteres Stück Regenwald abgeholzt. Pestizidfreie Bebauung ist zwar möglich, erfordert allerdings fachspezifisches Wissen, über das die meisten Kakaobauern nicht verfügen. Daher sprühen sie die Pflanzen ohne Schutzkleidung und ohne ein Bewusstsein für die Risiken großflächig mit Insektiziden und Fungiziden ein, die sie teilweise aus Restbeständen und aus China beziehen. Prof. Hans-Peter Hutter von der Organisation ÄrztInnen für eine gesunde Umwelt weist darauf hin, dass Pestizide, wie Endosulfan und Deltamethrin in Europa verboten wurden, weil sie hormonell wirksam sind und als Nervengifte agieren. Chlorpyrifos , Permethrin und Cypermethrin stehen in der Kritik, weil sie unter anderem auch nützliche Insekten, wie Ameisen und Bienen bekämpfen. Neben den Langzeitfolgen der Pestizide auf den Körper, wie etwa Unfruchtbarkeit machen sich die Auswirkungen in Form von akuten Symptomen, wie Reizungen der Augen, der Haut und des Magen-Darmtraktes bei den Arbeitern und Arbeiterinnen bemerkbar. Die Pestizide kommen im Endprodukt zwar in so kleinen Mengen vor, dass sie für den durchschnittlichen Konsumenten nicht gesundheitsschädlich sein sollten, doch deuten die Giftrückstände auf einen überbordenden Einsatz in der Kakaoproduktion hin, der sowohl dem empfindlichen Ökosystem im Regenwald als auch der Gesundheit der Arbeiter und Arbeiterinnen massiven Schaden zufügen. Die Organisation Foodwatch hat allerdings in 8 von 20 Schoko-Osterhasen Spuren von Mineralölen gefunden, die auch in kleinen Mengen die Organe schädigen können. Man nimmt an, dass das Öl beim Transport in die Schokolade gelangt. Besonders Kinder sind gefährdet.
Der Hauptgrund für die schlechten ökologischen und menschenrechtswidrigen Bedingungen in der Kakaoproduktion ist die ökonomische Schieflage in der Wertschöpfung. Sommeregger spricht von einem massiven Ungleichgewicht zwischen den 5,5 Mio. Kleinbauern und einigen wenigen Schokoladenherstellern wie bspw. Mars, Nestlé oder Mondelez. Etwa 87% der Gewinne fließen in die Taschen der großen Konzernen, insbesondere der Supermärkten, denn der Marktanteil der Eigenmarken steigt rapide an. Derzeit liegt er in Österreich schon bei knapp 40%. Deshalb konzentriert sich der Schokoladencheck von Global 2000 und Südwind vor allem auf diese. Mit einer Petition fordern die beiden Organisationen den Umstieg der Supermärkte auf Bio- und Fair Trade zertifizierten Kakao für ihre Eigenmarken. Außerdem raten sie Konsumenten, beim Kauf von Schokolade auf Bio- und Fair Trade-Gütesiegel zu achten, damit man mit gutem Gewissen genießen kann.