Genuss behirnen: Essverhalten verstehen
Was ist achtsames Essen und was hat das mit »food styling« zu tun? Mit den Kindern Formen aus Gemüse ausstechen und dabei über Achtsamkeit am Esstisch philosophieren – das könnt ihr in einem Workshop bei der BIORAMA FAIR FAIR.
»Achtsames Essen« ist keine Diät – ganz im Gegenteil. Denn wer sich der Achtsamkeit auch am Esstisch verschreibt, soll grundsätzlich essen, was er/sie will. Vorgabe gibt es eine: Auf das eigene Bauchgefühl hören und erkennen, ob man hungrig oder satt ist.
»Es geht darum, dass wir lernen, ganz bewusst auf unseren Körper zu hören und bewusst zu essen. Heutzutage haben wir oft ein verkopftes Essverhalten: Oft richten wir uns nach Regeln und Empfehlungen und befolgen die, ohne auf den eigenen Körper zu hören«, erklärt Cornelia Fiechtl. Sie ist Ernährungs- und Gesundheitspsychologin und beschäftigt sich in ihrem Podcast »Achtsam Essen« mit der Art, wie wir essen, und was das mit uns macht.
Weg mit den Regeln!
Viele Menschen kommen zu ihr, weil sie in einer Diätkultur großgeworden sind, erzählt Fiechtl: »Die meisten darunter haben eine ewig lange Diätvergangenheit hinter sich. Frauen, die mit 14 oder 15 Jahren angefangen haben, unter ihrem Körper zu leiden, Binge-Eating zu praktizieren oder sich ihr Leben lang mit Selbstzweifeln gequält haben.« Beim achtsamen Essen geht es anfangs erst einmal darum, Diätgedanken und die Angst vor dem Zunehmen loszulassen.
Aber nicht nur Menschen mit solchen Problemen kommen zu Fiechtl ins Coaching: »Für Stressesser, die arbeiten und deshalb untertags nichts essen, ist es zum Beispiel schwierig, Zeit fürs Essen einzuräumen. Da geht es dann weniger um das Hunger- oder Sättigungsgefühl, sondern mehr um die Zeit. Manche Menschen, die zu mir kommen, wollen aber einfach ihren Körper kennen lernen und wissen, wie man bewusst auf sich hört.«
Vom Buddhismus inspiriert
Entstanden ist die Philosophie des achtsamen Essens im Buddhismus: »Dort wird Achtsamkeit schon lange praktiziert – zum Beispiel in Form von Meditation oder Yoga. Aus der gleichen Ecke kommt auch das achtsame Essen. Da gibt’s dann noch andere Zugänge wie zum Beispiel das intuitive Essen. Diese Konzepte haben aber meist denselben Hintergrund: Es geht darum, mehr Körpergespür zu entwickeln«, erklärt Fiechtl.
Achtsames Essen mit Kindern
Im Workshop von Fiechtl bei der BIORAMA FAIR FAIR geht es darum, ein besseres Gefühl für den eigenen Körper zu entwickeln. Er widmet sich dem Thema food styling– sich also bewusst mit den Lebensmitteln zu beschäftigen, indem man sie schön anrichtet. »Da spielen die Optik und das Anrichten eine wesentliche Rolle. Isst man im Restaurant, dann verbringt man mehr Zeit mit schön aussehendem Essen – weil man es mehr genießt. Dadurch stellen sich eine frühere Sättigung und mehr Zufriedenheit ein und das Überessen wird vermieden«, sagt Fiechtl.
Der Workshop ist für Kinder und Erwachsene ausgelegt. »Mit den Kindern stelle ich die Frage, wie das in der Praxis ausschauen könnte. Da stechen wir zum Beispiel Teddybärengesichter aus Karotten aus und machen lustiges, schönes Essen.« Fiechtl betont, dass Kinder am Modell lernen und sich das Essverhalten der Eltern abschauen. Wichtig sei, dass man Kindern beibringt, ihre Probleme nicht mit Essen zu kompensieren – also beispielsweise eine schlechte Schulnote nicht mit einem Eis tröstet.
Bei der FAIR FAIR hält Fiechtl außerdem einen Vortrag darüber, wie man das eigene Essverhalten verstehen lernen kann. Sie erklärt, was achtsames Essen ist und wie es sich im Alltag umsetzen lässt.
Vortrag und Workshop von Cornelia Fiechtl finden am Sonntag, 23. Juni 2019 bei der BIORAMA FAIR FAIR im ehemaligen Sophienspital statt.