Gastrosophen-Symposium, Teil 2

Ich hatte schon eine Kraut-und-Rüben-Diskussion befürchtet: Neun Panel-Teilnehmer, ein schwammig formuliertes Thema, Interessensgruppen wie Raiffeissen im Hintergrund. Dafür wurde die Podiumsdiskussion „Ethik in der gesunden Küche“ heute abend dann eh ganz okay.

Das Thema war dazu angetan, möglichst viele Standpunkte ohne Kontroverse unter einen Hut zu bringen: Je nach Gout redete der eine von „Gesundheit“, der andere von „Ethik“, so als ob ethisch produziertes Essen automatisch gesund wäre und umgekehrt. Das führte dann zu recht verqueren Ethikbegriffen: Ethik in der gesunden Küche heißt demnach, „dass jeder sich leisten kann, was gut für ihn ist“ (Monika Rupp-Adelmann, die ärtzliche Leiterin eines Kurhotels), es bedeutet „Speisen schonend und  frisch zuzubereiten“ (der Koch Siegfried Dörre). Interessanterweise wurde auch Regionalität von vielen DIskutanten als „ethisch“ bzw. ethisch korrekt angesehen.

Unter den konstruktivsten Beiträgen waren jene eines Industrievertreters, des Geschäftsführers Gerfried Pichler von der Firma „Frisch & Frost„. Er betonte, dass die Firma in ihrem Unternehmensleitbild festgeschrieben habe, Lieferanten & Mitarbeiter gut zu entlohnen und sich daran auch halte; er gab auch sehr offen zu, dass die Firma im Bewerb um Supermarkt-Abnehmer dadurch teilweise nicht mit anderen Anbietern mithalten könne. Die Industrie sei sehr wohl in der Lage, nachhaltig zu produzieren, allerdings würden Initiativen zu mehr Nachhaltigkeit oft von den Handelsketten abgeschmettert, erklärte Pichler: Am Ende zähle halt doch, wer am billigsten liefert.

Ich habe mich dann noch in die Diskussion  eingeschaltet. Ich fragte, welche Möglichkeiten es denn für jemanden, der nicht viel Geld fürs Essen ausgeben kann, gibt, um ethisch korrekte Lieferanten-Systeme zu unterstützen. Also: Kann man im Supermarkt billig einkaufen und dennoch nicht das böse System der unnachhaltigen Billigproduktion unterstützen? Eine der brennendsten Fragen derzeit. Ich richtete sie an Daniel Hackenberg von der „European Association for Sustainable Development“, der zumindest vom Titel her viel von Nachhaltigkeit wissen sollte. Zum thema ethisch-gesunde Ernährung waren ihm aber nur die Stichworte „Biologisch, gentechnikfrei, ohne Mikrowelle“ eingefallen. Und zu meiner Frage fiel ihm nur das Stichwort „Fairtrade“ ein, achja, und beim Maran wäre es auch gut zum Einkaufen. Und, so meinte er, im Biorama stünden dazu eh immer so tolle Sachen.

Was ist das für ein Experte? European Association for Sustainable Development  klingt zwar wie jener eines mächtigen EU-Organs, ist in Wahrheit aber ein kleiner Verein aus der Josefstadt, der laut seiner Homepage einen wöchentlichen Lesekreis (immer montags) veranstaltet. Und Tobias Moretti hat eine Funktion inne. Mehr war dazu nicht zu erfahren, im Vereinsregister steht nur, dass es die Organisation seit 2001 gibt. Gibt’s sachdienliche Hinweise?

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