Funktionieren selbstgebaute Wasserfilter?

Einen Wasserfilter ganz einfach in der Natur aus Gesteinen, Kohle und Stoff selber bauen? Geht das und was filtert dieser Filter überhaupt?

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Wasser ist ein wesentlicher Bestandteil des menschlichen Alltags und das wichtigste Lebensmittel. Seit 2014 wurde auch in deutschen und österreichischen Städten zwar vermehrt der Fund von Medikamentenrückständen und Mikroplastik in Kläranlagen und deutschen Flüssen gemeldet, und auf dem Land aufgrund der Agrarwirtschaft eine Nitratbelastung, in den meisten Gegenden ist die weitere Filterung von Leitungswasser aber nicht nötig.

Die Reinigung in den Kläranlagen und die natürliche Filterung über die Gesteine genügt dem Umweltbundesamt zufolge in der Regel, um Trinkwasserqualität zu erreichen. Regelmäßig werden Untersuchungen durchgeführt und online können BewohnerInnen sich auf interaktiven Karten für Österreich und Deutschland über die Wasserqualität in der eigenen Region informieren.

Auf Musikfestivals und in Städten hat man oft die Möglichkeit, sich Trinkwasser in mitgebrachte Flaschen abzufüllen. In Wien und Berlin zum Beispiel an öffentlichen Trinkwasserbrunnen oder in gastronomischen Lokalen.

Notwendigkeit und Nutzen von Tischwasserfiltern ist umstritten

Wasserfilter für den Privatbedarf sind ein großer Trend. Mittlerweile gibt es eine Vielzahl verschiedener Modelle auf dem Markt. Die Notwendigkeit und Nützlichkeit sogenannter Tischwasserfilter wird nach einigen Tests mittlerweile stark bezweifelt. Die meisten dieser Modelle filtern laut einem aktuellen Bericht des NDR in erster Linie Kalk und können bei unregelmäßiger Nutzung und unsachgemäßer Wartung sogar gesundheitsgefährdend sein. Außerdem sind sie teuer, eigentlich immer aus Plastik und durch die Wechsel-Kartuschen keinesfalls nachhaltig.

In größeren Städten, besonders in Wien, gibt es mittlerweile viele öffentliche und kostenlose Trinkwasserbrunnen. Bild: pixabay.com.

Online finden sich verschiedene Anleitungen, wie man einen Wasserfilter mit Materialien aus der Natur selbst bauen kann. Aber was genau soll und kann mit diesen gefiltert werden?

Nutz- oder Trinkwasser?

Bei der Wasserfilterung gibt es im Grunde zwei Stufen der Wasser-Qualität: Einerseits sogenanntes Nutzwasser, das etwa zum Waschen, Baden und Spülen verwendet werden kann, und andererseits Trinkwasser, das einer höheren Qualitätsstufe bedarf. Bei dem Wasser, das gefiltert werden soll, muss daher zwischen verschmutztem und kontaminiertem Wasser unterschieden werden. Über den Zustand des Wassers im jeweiligen Gebiet sollte man sich daher vorab ausreichend informieren, zum Beispiel beim zuständigen Umweltbundesamt.

Gering verschmutztes, sogenanntes Grauwasser, kann mit den selbstgebauten Wasserfiltern aus Naturmaterial gut gereinigt, und anschließend wieder bedenkenlos zum Waschen und Baden, in manchen Fällen sogar zum Trinken genutzt werden. Das gilt auch für unbelastetes Regen-, See- und Flusswasser. Bei stark kontaminiertem Wasser sieht das anders aus.

Aktuelle Projekte zu natürlicher Wasserfiltration

Wie ein natürliches »Wasser-Recycling« im Alltag um- und eingesetzt werden kann, zeigen zum Beispiel die Projekte der Künstlerin Katherine Ball, die momentan als Artist in Residence bei der »Floating University« in Berlin tätig ist.

Auch das Stadtentwicklungsprojekt »Flussbad Berlin«, zur Wiederbelebung des ungenutzten Spreekanals inmitten der Stadt, arbeitet mit einem ökologischen Filter aus Pflanzen und Kies. In diesem Fall handelt es sich um eine größere Wassermenge (eine Wasserfläche von 23.700 m2), die laut Website der Projektbetreiber gelegentlich durch »Einleitungen aus der Mischwasserkanalisation« verunreinigt wird. Ziel des Projektes ist allerdings kein Trinkwasser, sondern den Kanal als Schwimmbereich nutzbar zu machen.

So funktioniert der selbstgebaute Wasserfilter

Die selbstgebauten Filter funktionieren in der Regel mechanisch. Sie können auch gut dafür genutzt werden, die natürliche Reinigung des Grundwassers durch die verschiedenen Erdschichten hindurch nachzustellen. In den oberen Kies-, Sand- und Stoffschichten werden die unterschiedlich großen Schmutzpartikel zurückgehalten und so aus dem Wasser entfernt. Durch die Kohleschicht wird dann ein Großteil an Krankheitserregern und chemische Verunreinigungen aufgesaugt und außerdem schlechte Gerüche aus dem Wasser entfernt. Es können aber weiterhin Bakterien, Pestizide, Medikamentenrückstände, Radioaktivität, Schwermetalle und andere Gifte im Wasser zurück bleiben. Und die sind oft weder zu sehen, noch zu schmecken.

Zusätzliches Abkochen des Wassers immer sinnvoll

Der Selbstbau kann zwar auch im Hinblick auf Trinkwasserqualität ausreichend funktionieren, dazu müssen aber auch die Materialien von ausreichender Qualität sein und regelmäßig erneuert werden. Wenn das Wasser nicht zu stark belastet ist, sind aber die mehrfache Filterung mit dem selbstgebauten Modell und zusätzliches siebenminütiges Abkochen eine recht sichere Möglichkeit, um Wasser trinkbar zu machen.

Das gefilterte Wasser sollte zusätzlich immer abgekocht werden, um Keime abzutöten. Bild: pixabay.com.

Wir haben uns beim Bau am Filter des Reise-Projektes »Weltleben« der Diplom-Ingenieurin Gisela Edlinger und des Kommunikations- und Politikwissenschaftlers Rüdiger Riegler orientiert. In sehr sonnigen Regionen gibt es laut Riegler eine nachhaltige Alternative zum Abkochen, die Brennmaterial spart: Das gefilterte Wasser muss dazu in schwarz gestrichenen Gefäßen im Sonnenlicht aufbewahrt werden. Erhitzt sich das Wasser für mindestens eine Stunde auf über 65° C, können auch so eine Vielzahl von Krankheitserregern abgetötet werden. Aber auch dann ist noch Vorsicht geboten, da bestimmte Stoffe auch nach dem Abkochen noch enthalten sein können. Eine Belastung durch Schwermetalle, wie zum Beispiel Blei aus alten Rohren, kann durch das Abkochen nicht entfernt werden.

Bauanleitung DIY-Wasserfilter

Für deinen eigenen natürlichen Wasserfilter brauchst du:

  • Kieselsteine
  • feiner Kies
  • gewaschener Sand
  • Stoff oder Watte
  • gut durchgewaschene Holzkohle vom Lagerfeuer
  • einen leeren Behälter, der oben eine breite und unten eine 2-3 Zentimeter große Öffnung hat (Kanister, Flasche, …)

So baust du den Filter:

Fülle die verschiedenen Materialien wie auf der untenstehenden Abblidung in dein Gefäß, bei der Sandschicht etwas mehr als auf dem Bild. Bei der mittigen Stoff- oder Watteschicht den Stoff zusammenknüllen. Die unterste und oberste Schicht aus Stoff glatt ausbreiten. Für die oberste Schicht, die den gröbsten Schmutz auffängt, kann auch ein sauberes Kleidungsstück verwendet werden. Diese kann nach jedem Filtervorgang ausgeschüttelt werden. Den Filter anschließend aufhängen oder so auf Steine oder ein Holzgerüst stellen, dass ein Wasserglas oder anderes Gefäß darunter Platz hat.

Je nachdem wie trüb oder klar das Wasser ist, muss der Filterinhalt nach 1-2 Tagen (sehr trübes Wasser) oder erst nach 5-6 Tagen (klares Wasser) ausgewechselt werden. Dabei spielt natürlich auch die Häufigkeit der Nutzung eine Rolle. Sehr regelmäßig genutzte DIY-Filter müssen früher erneuert werden als selten genutzte.

Ein natürlicher Wasserfilter besteht aus mehreren unterschiedlich groben Schichten mineralischer und pflanzlicher Stoffe. Bild: weltleben.at.

Nachhaltige Optionen für unterwegs: Mobile Wasserfilter und chemische Wasserreinigungstabletten

Wer auf Nummer sicher gehen möchte, kann sich für den Urlaub ein kompaktes Mikrofiltrationssystem kaufen. Eine mehrfach ausgezeichnete Erfindung in dem Gebiet ist der Lifestraw der Firma Vestergaard mit Sitz in der Schweiz. Der handliche Filter entfernt neben Schwebteilen beinahe hundert Prozent der Bakterien, der Protozoen und zum Teil auch Viren aus dem Wasser. Chemikalien wie zum Beispiel Arsen, Schwermetalle und Salz aus Salzwasser kann mit ihnen nicht gefiltert werden. Deshalb können die Geräte nicht im Meer und in Gewässern verwendet werden, die stark verseucht sind.

Auch bei diesen Geräten muss, wie bei den genannten Tischwasserfiltern, die Aktivkohle-Kapsel im Inneren ausgewechselt werden. Das sollte nach drei Monaten passieren. Leider sind auch diese Ersatzfilter nur in einem Kunststoff-Gehäuse erhältlich. Das Modell aus Edelstahl kann insgesamt bis zu 1.000 Liter Wasser filtern, andere Modelle bis zu 4.000 Liter.

Ist Wasser einmal stark kontaminiert kann es kaum wiederaufbereitet werden. Bild: pixabay.com.

Chlorhaltige Wasserreinigungstabletten sind eine Müll sparende Möglichkeit um Wasser unterwegs von Keimen zu säubern. Bei relativ klarem Wasser reichen zwei mg pro Liter. Wenn das Wasser Schmutz enthält, sollte zunächst der selbstgebaute Filter oder zumindest ein Stück Stoff zum Filtern verwendet werden. Allerdings sind diese Tabletten nicht geschmacksneutral und benötigen eine Einwirkzeit zwischen 30 Minuten und zwei Stunden.

Wasser gar nicht erst verunreinigen

Natürliche Wasserfilter aus Pflanzen und Gestein können Wasser wieder zu Bade-und Nutzwasser machen. Zusätzliches Abkochen des gefilterten Wassers macht in jedem Fall Sinn und reicht in bestimmten Fällen auch aus, um das Wasser wieder trinkbar zu machen. Ist ein Gewässer jedoch zu stark verunreinigt helfen auch technisch ausgeklügelte Alternativen kaum weiter.

Am Besten sollte Wasser von vornherein so wenig wie möglich verschmutzt werden. Dies gelingt, indem auf belastende Stoffe komplett verzichtet wird, beziehungsweise umweltfreundliche Alternativen zu diesen genutzt werden.

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