NFEAQ Functional Food

Not Frequently Enough Asked Questions zu Functional Food fürs Immunsystem.

Functional Food Grafik
Als Functional Food gelten Lebensmittel, die mit zusätzlichen Nährstoffen angereichert sind und damit die Gesundheit fördern sollen. Bild: Pixabay / VectorMine.

Lebensmittel, die mit Gesundheitsversprechen locken, sind längst keine neue Erscheinung mehr. Doch die Lebensmittelindustrie folgt mit zahlreichen neuen Functional-Food-Produkten dem aufstrebenden Trend an Gesundheits- und Fitnessnahrung.

Functional Food – Was ist das?

Das europäische Lebensmittelrecht definiert bisher nicht, was Functional Food sein kann. Als Functional Food werden in der Regel verarbeitete Lebensmittel bezeichnet, die aufgrund der enthaltenen oder nicht enthaltenen Nährstoffe als gesundheitlich vorteilhaft beworben werden. Häufig werden diese Nährstoffe gezielt zugesetzt oder entfernt.

Ist functional auch super?

Im Gegensatz zu klassischen Nahrungsergänzungsmitteln, bei denen es sich nach dem europäischen Lebensmittelrecht um Nährstoffkonzentrate in Form von Pulvern, Kapseln oder Brausetabletten handelt, werden Functional Foods in typischen Lebensmittelformen angeboten. Mit dem Begriff »Superfoods« bezeichnet man im Marketing dagegen unverarbeitete Lebensmittel, wie zum Beispiel Goji-Beeren, die von einem oder mehreren Nähr- oder Wirkstoffen einen besonders hohen Anteil aufweisen. Oft findet man Superfoods im Handel jedoch als Inhaltsstoff von verarbeiteten Lebensmitteln, darunter auch Functional Food, oder Pulvern – wie denen zur Nahrungsergänzung. 

Werbung mit gesundheitsbezogenen Aussagen – Was ist erlaubt?

Grundsätzlich gibt es eindeutige Regelungen, welche gesundheitsbezogenen Aussagen in der EU laut Health-Claims-Verordnung zugelassen sind. Alle gesundheitsfördernden Aussagen müssen wissenschaftlich nachgewiesen sein. Außerdem dürfen sie keine Heilung von Krankheiten versprechen oder irreführende Angaben beinhalten. Wenn für Claims noch keine finale Bewertung bei der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit vorliegt, dürfen Hersteller ihre selbst eingereichten Angaben allerdings noch so lange weiterverwenden, bis eine Entscheidung veröffentlicht wurde.

DACH-Referenzwerte: Wissenschaftliche Grundlage für die Nährstoffzufuhr, die von der jeweiligen nationalen Gesellschaft für Ernährungsforschung herausgegeben wird. Sie gelten für gesunde Personen in Mitteleuropa.

Welche Versprechen fürs Immunsystem sind zulässig?

Unternehmen sind bei der Formulierung der Werbeversprechen an die von der EU definierten Health Claims gebunden, Übertreibungen sind verboten. Die zugelassenen Versprechen fürs Immunsystem beziehen sich auf Vitamine und Mineralstoffe, die Lebensmittel bei normalem Bedarf und einer ausgewogenen, abwechslungsreichen Ernährung in ausreichender Menge liefern. Eine Zufuhr über den Bedarf des Nährstoffs hinaus geht nicht mit einer Steigerung der Abwehrkräfte einher, daher darf eine »Stärkung des Immunsystems« nicht mehr beworben werden. Die Lebensmittel müssen außerdem eine vorgeschriebene Mindestmenge des Nährstoffs enthalten.

Kann Functional Food Nahrungsergänzungsmittel ersetzen?

Unzählige Faktoren bestimmen mit, wie gut der menschliche Nährstoffbedarf durch eine abwechslungsreiche Ernährung gedeckt werden kann. Entscheidend kann dabei sein, mit welchen anderen Nährstoffen sie gemeinsam aufgenommen werden. Unter manchen Umständen kann der Körper sie in dosierter Form von Nahrungsergänzungsmitteln besser aufnehmen. Egal ob man während der Schwangerschaft oder bei einem vermuteten Vitamin-D-Mangel im Winter Nahrungsergänzungsmittel einnehmen möchte, empfiehlt das Gesundheitsministerium, sich zunächst ärztlichen Rat einzuholen, da eine übermäßige Nährstoffzufuhr auch gesundheitsschädigend sein kann.

Verbraucherzentrale.de berät und unterstützt bei Konsumfragen.

Warum gibt es so wenig klare Empfehlungen und woran orientieren sich Ärzte in ihrem Rat?

Im deutschsprachigen Raum werden für die optimale Zufuhr an einzelnen Nährstoffen gruppenbezogene DACH-Referenzwerte angegeben. Der individuelle Energie- und Nährstoffbedarf ist jedoch unterschiedlich und kann je nach Alter, Lebensumständen und anderen Faktoren davon abweichen. Anhand dieser Referenzwerte können sich DiätologInnen und ÄrztInnen bei ihren Handlungsempfehlungen orientieren. Um die persönlichen Werte zu überprüfen, sind allerdings Messungen im Blut, Urin oder von einzelnen Körperfunktionen erforderlich.

Wie erkenne ich unseriöse Produkte?

Generell müssen neue Zusatzstoffe für Lebensmittel immer erst ein Genehmigungsverfahren durchlaufen, in dem ihre Gesundheitsverträglichkeit überprüft wird. Der Handel von Lebensmitteln mit nicht auf diesem Weg geprüften Lebensmitteln ist verboten. Vorsichtig sollte man also bei Einkäufen in unseriösen Onlineshops, auf Social Media wie auf Kaffeefahrten, aber auch bei Direktvermarktungspartys im Bekanntenkreis sein, da sich die VerkäuferInnen hier zum Teil nicht an die rechtlichen Vorschriften halten. LebensmittelherstellerInnen nutzen jedoch diverse Marketingtricks, um Produkten ein gesundes Image zu verleihen. Dazu werden beispielsweise zusätzliche Vitamine eingesetzt, bei denen bestimmte Aussagen zulässig sind.

BIORAMA #76

Dieser Artikel ist im BIORAMA #76 erschienen

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