Friedenspark für Waldnomaden

Friedenspark

BILD Rainer Weißhaidinger

Holzeinschlag, Zwangsumsiedlungen und Palmöl-Plantagen hinterlassen unter den Ureinwohnern von Borneo entwurzelte Gemeinschaften ohne Land, Jagdgründe und Traditionen. Ein nachhaltiges Agroforst-Projekt soll nun helfen, ihre Lebensbedingungen zu verbessern.

Das Volk der Penan des malaysischen Bundesstaates Sarawak auf der Insel Borneo, die einst ein Leben als nomadische Jäger und Sammler führten, leidet seit Jahrzehnten unter der massiven Abholzung der Regenwälder und der Zerstörung ihrer traditionellen Kultur. Die Penan sind die verletzlichste der indigenen Gruppen Borneos, da sie traditionell auf die Produkte eines intakten Waldes und sauberer Flüsse angewiesen sind. Der Wald ist für sie überlebenswichtig, da er ihnen alles gibt, was sie zum Leben brauchen. Die im Wald wachsende Sago-Palme zum Beispiel wird auf vielfältige Weise verwendet: Man benutzt sie für den Hausbau und stellt aus ihren Fasern Alltagsgegenstände wie Körbe her. Als Nahrungsmittel wird ihre Stärke zu Brei verarbeitet. Das Vordringen von Holzfällern in ihr Territorium, das Anlegen von Palmöl-Plantagen, der Bau von Staudämmen und die korrupte Haltung der Regierung Sarawaks haben dazu beigetragen, dass die Lebensgrundlagen dieses Urwaldvolks in den letzten 30 Jahren stark dezimiert wurden. Ab Ende der 80er Jahre leisteten die Penan mit Blockaden der Zufahrtsstraßen Widerstand gegen die Holzindustrie. Der Schweizer Umweltschützer und Menschenrechtsaktivist Bruno Manser machte den Überlebenskampf der Penan zu seinem eigenen und international bekannt – im Jahr 2000 verschwand er spurlos im Dschungel. Die von ihm gegründete NGO, der Bruno Manser Fonds (BMF), setzt seine Arbeit fort, doch bis heute verweigert die Regierung von Sarawak den Ureinwohnern jegliche Rechte an ihrem angestammten Land.

Umweltkatastrophe Palmöl-Boom

Heute lebt nur noch ein kleiner Teil der rund 15.000 Penan als Halbnomaden. Nach Angaben des BMF macht der verbliebene Primärwald in Sarawak, also der Wald, der noch nie geholzt wurde, nur mehr fünf Prozent der Landesfläche aus. Sekundärwald hingegen gäbe es noch auf mehr als der Hälfte des Territoriums, doch auch hier droht nun durch einen neuen, gigantischen Kahlschlag das endgültige Aus. Die Regierung plant nämlich, die Gesamtfläche der Palmölplantagen bis zum Jahr 2020 auf zwei Mio. Hektar zu verdoppeln und reagiert damit auf den gestiegenen Bedarf in den Industrieländern. Hauptabnehmer für den mittlerweile zweitwichtigsten Exportartikel aus Malaysia sind aufstrebende Länder wie Indien und China, die das Palmöl für die Nahrungsmittel-Herstellung benötigen, aber auch der Boom der Agrartreibstoffe hat seinen Anteil daran. Zudem sind Tropenholz- und Palmölindustrie eng miteinander verflochten. Mit dem Einschlag und Verkauf von Edelhölzern werden die Investitionskosten für die Palmplantagen finanziert. Die restliche Urwaldvegetation wird einfach niedergebrannt. Dann werden in endlosen Reihen Ölpalmen gepflanzt. Mit den Monokulturen wird aber nicht nur eine ungeheure Vielfalt verschiedener Tier- und Pflanzenarten vernichtet, Palmöl heizt auch die globale Klimaerwärmung massiv an. Aus den für Ölpalmplantagen gerodeten Regenwäldern und den trockengelegten Torfwäldern entweichen gigantische Mengen Kohlenstoff. Indonesien mit Malaysia ist inzwischen der weltweit drittgrößte CO2-Emittent nach den USA und China.

Pilotprojekt: Urwaldfreundlicher Feldbau

Trotz alledem sehen die Penan nicht einfach tatenlos zu, wie ihre Heimat zerstört wird. Im Mai 2012 eröffneten 18 Penan-Dörfer am Oberlauf des Baram-Flusses den Penan Peace Park, einen Urwaldpark bestehend aus 163.000 Hektar Primär- und Sekundärwäldern, die nicht gerodet oder in Palmölplantagen umgewandelt werden sollen. Bis jetzt hat die Regierung den Penan Peace Park nicht anerkannt, aber die Penan kämpfen weiter, um Holzfäller fernzuhalten und degradierte Waldgebiete wieder in einen natürlicheren Zustand zu versetzen. Nach einem verheerenden Waldbrand sammelte die Gemeinschaft 20.000 Baumsamen, um sie anschließend in den zerstörten Gebieten einzupflanzen. 60 Prozent der Fläche des Parks sind nach wie vor mit Primärregenwald bedeckt. Alternative Einkommensmöglichkeiten sollen durch nachhaltigen Tourismus und Produkte aus dem Wald eröffnet werden. Ein weiteres wichtiges Vorhaben ist es, den Landbau zu verbessern mit dem Ziel, dass mittelfristig im Penan Peace Park nachhaltige und ressourcenschonende Landwirtschaftsmethoden zur Sicherung und Verbesserung der Nahrungsgrundlagen angewandt werden. Traditionell aßen die Penan weder Gemüse noch Wurzeln, sondern ernährten sich von Sago, Wildfrüchten, Fischfang und der Jagd auf Wildschweine, Affen und Vögel. Die meisten der nun sesshaft gewordenen Ureinwohner mussten die gewohnte Lebensweise aufgeben und haben sich zum Anbau von Reis und Gemüse entschlossen. Beim dabei praktizierten Wanderfeldbau hat man festgestellt, dass der Boden wegen ungenügender Schutzmaßnahmen rasch unfruchtbar wird und ständig neue Flächen gerodet und abgebrannt werden müssen. Die Folge sind ungewollter Waldeinschlag durch die Penan selbst, Erosion und eine hohe Sedimentbelastung der Wasserläufe bei Starkniederschlägen. In einer Kooperation des Forschungsinstituts für biologischen Landbau (FiBL Österreich) und dem BMF soll noch heuer ein Pilotprojekt zum nachhaltigen Management der landwirtschaftlichen Flächen im Penan Peace Park starten, wie der FiBL-Mitarbeiter Rainer Weißhaidinger erklärt:

»Der Wanderfeldbau der Penan hinterlässt weit weniger Spuren als das industrielle Abholzen oder die Anlage von Plantagen. Dennoch möchten die Penan die Auswirkungen ihres Wanderfeldbaus so gering wie möglich halten, um auch ihren Kindern und Enkeln die Lebensgrundlage Wald zu sichern. 2012 konnte ich mit der finanziellen Unterstützung von BMF, Global 2000 und dem Biohof Adamah eine Grundlagenstudie erstellen, auf der wir nun aufbauen. Das Pilotprojekt in Ba Lai im Rahmen des Penan Peace Parks zielt darauf ab, gemeinsam mit den Penan den Landbau nachhaltiger zu gestalten, Natur zu schützen und gleichzeitig die Lebensbedingungen zu verbessern. Dazu gehört die Auswahl angepasster Reissorten – Stichwort degradierte Böden und lokaler Klimawandel –, um in Kombination mit Leguminosen die Erträge wieder zu steigern, Maßnahmen zum Schutz des Boden vor Erosion, Weiterentwicklung der Agroforstsysteme und der Dorfgärten sowie der Wissensaustausch zwischen den Dörfern und mit anderen Gruppen.«

 

Spenden für die Penan: 

Für die Durchführung dieses Pilotprojekts zur Verbesserung der Nahrungsgrundlagen der Penan werden vor Ort noch finanzielle Mittel benötigt. Spenden unter Kennwort »Ba Lai« bitte an: Bruno Manser Fonds, Postbank NL Nürnberg, Konto-Nr. 656311852, Bankleitzahl 76010085, IBAN DE38 7601 0085 0656 3118 52, BIC PBNKDEFF.  Ausführliche Projektinformation: rainer.weisshaidinger@fibl.org

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