Foudini – echtes Essen, dreidimensional gedruckt
Foudini ist ein 3D-Food-Printer, der mithilfe der 3D-Technologie Essen herstellt, also ausdruckt. Wie das funktioniert und was die Gedanken dahinter sind, haben wir Lynette Kucsma, die Gründerin und Firmenchefin von Foudini, gefragt.
Die erste 3D-ausgedruckte Schokolade war schon 2011 ein Hingucker, doch jetzt gibt es noch mehr Auswahl. Die Firma Natural Machines aus Barcelona beschäftigt sich mit ausgedrucktem Essen, das über Schokolade und Pasta hinaus geht. Mit dieser Technologie kann man nun alles ausdrucken: egal ob süß oder sauer, komplizierte oder einfache Form.
BIORAMA: Der Fokus von Foudini liegt auf Essen des alltäglichen Gebrauchs. Wie soll die Verwendung des Lebensmittel-Druckers funktionieren? Soll es zu einem gebräuchlichen Küchengerät werden?
Lynette Kucsma: Ja, wir glauben, dass der 3D-Lebensmittel-Drucker zu einem Standardgerät in privaten Haushalten und auch im professionellen Kontext wird.
Foudini stellt vor allem für aufwändigere Formen eine große Hilfe dar. Inwiefern kann der 3D-Drucker eine Unterstützung bei herkömmlichem Essen, abseits von Ravioli, sein?
Unser Vorschlag für die Konsumenten in Bezug auf das Essen im Alltag ist folgender: Wir sind quasi abhängig von Convenience-Produkten geworden. Das hat Nachteile mit sich gebracht. Man braucht sich nur die ganzen Konservierungsmittel und Zusätze in diesen Lebensmitteln anschauen. In der Liste an Inhaltsstoffen findet man alle möglichen chemischen Bezeichnungen. Wir wissen nicht länger, was wir zu uns nehmen. Eine Folge dieser Intransparenz ist auch, dass wir zu viel Salz, Öl und Zucker zu uns nehmen, als wenn wir diese Produkte selbst herstellen würden. Hier setzt der 3D-Lebensmittel-Drucker an.
Auch wenn man mit Hilfe des Foudini viel Zeit spart, es muss immer noch etwas getan werden, um das Essen fertigzustellen. Was sind die größten Vorteile des Geräts, abseits davon, dass es komplizierte Nudelformen ausdrucken kann?
Es geht nicht nur um die Form. Es geht darum, Essen mit echten und frischen Zutaten herzustellen. Ich komme da noch einmal auf unsere Abhängigkeit von Convenience-Produkten zurück. Wir leben in einer Gesellschaft, in der man unter enormem Zeitdruck steht. Wir haben einfach nicht die Zeit, unser Essen Schritt für Schritt selbst zuzubereiten. Wenn man diese Lebensmittel aus frischen Zutaten macht, dann vermeidet man Zusätze, Konservierungsmittel und künstliche Inhaltsstoffe. Auch das Zuviel an Salz, Öl und Zucker fällt weg … das ist einfach gesünderes Essen.
Was macht diese Technologie so besonders und interessant für Sie?
Unsere Wahl ist auf eine Technologie gefallen, die es schon seit einigen Jahren existiert – 3D-Drucker wurden in den frühen 80er-Jahren erfunden – und haben sie in ein nützliches Küchengerät integriert. Einen 3D-Lebensmittel-Drucker zu besitzen, ist wie eine kleine Lebensmittelmanufaktur zu Hause auf der Küchenarbeitsplatte zu haben.
Sagen wir, ich möchte einen Burger zubereiten. Wie erhalte ich die Zutaten für die Käsescheibe? Muss ich hier selbstständig mixen? Falls dem so ist: Ist es nicht weniger aufwändig, den Käse einfach zu kaufen und den Burger selbst zusammenzusetzen?
Der Foudini wird mit leeren Kapseln geliefert und der Nutzer füllt diese mit frischen Zutaten, die dann ausgedruckt werden. Im Moment arbeiten wir mit großen Lebensmittelproduzenten und Lebensmittelhändlern auch an bereits befüllten Kapseln, die dann vom Foudini verarbeitet werden können.
Für die Zubereitung eines einzelnen Burgers ist ein 3D-Lebensmittel-Drucker vermutlich nicht notwendig. Aber: Wenn man zum Beispiel Sliders, also Miniburger, für mehrere Menschen machen möchte, dann ist ein Lebensmittel-Drucker sicher nützlich. Diese Sliders sind traditionell dünn und manchmal werden sie in verschiedenen Geschmacksrichtungen serviert. Mit Hilfe des Foodini kann man nicht nur mehrere Sliders derselben Größe gleichzeitig drucken, auch die dazu passenden Brötchen sind kein Problem.
Was die Käsescheibe betrifft – manchmal ist es besser, etwas händisch hinzuzufügen. Beim 3D-Drucken von Lebensmitteln ist es nicht so, dass alles gleich eine fertige Speise sein muss. Wenn es schneller, leichter und besser ist, das Produkt zu drucken, dann ist diese Vorgangsweise der einfachste Weg. Wenn nicht, dann nicht. Nehmen wir eine Pizza, zum Beispiel. Was ist das Schwierigste an der Zubereitung von Pizza? Es sind die gleichmäßige Formung des Teiges und die Saucenschicht. Also: Drucken wir das. Das Hinzufügen von Käse und Gewürzen erfolgt per Hand, weil es so schneller und einfacher geht. Unsere Pizza ist also teilweise mit der Hand gemacht, teilweise ausgedruckt. Es muss nicht alles mit dem Foudini gemacht werden.
Wie funktioniert das bei Schokolade?
Der Foudini kann bis zu fünf Lebensmittel-Kapseln beinhalten und diese Kapseln wiederum können individuell erwärmt werden. Das ist praktisch für das Drucken von Schokolade, weil sie auf der für das Drucken notwendigen Temperatur gehalten werden kann. Schokolade, die gedruckt werden kann, ist bloß „normale“ Schokolade, die geschmolzen und umgeformt wurde. Wir verwenden verschiedene Schokolade-Varianten, wie etwa dunkle Schokolade, Milchschokolade, weiße Schokolade, etc. Wir nutzen Schokoladen mit unterschiedlichen Fettanteilen, um die besten Druckergebnisse zu erhalten – je nachdem, wie die Schokolade geformt sein soll.
Gibt es Anleitungen oder Rezepte dafür, wie viele Inhaltsstoffe – sagen wir – ein Stück Schokolade enthalten soll?
Der Foudini ist ein IoT-Gerät, das heißt, er ist mit dem Internet verbunden. Das ist zum einen von Vorteil, weil der Foudini damit direkt auf unsere Online-Rezepte-Seite zugreifen kann. Dort können die Leute nach Rezepten suchen und diese dann umsetzen. Diese Rezepte beinhalten auch Druckanleitungen. Es macht aber auch Spaß, eigene Kreationen mit dem Foudini herzustellen. Mit dem Foudini ist es in etwa so, wie mit einer anderen Küchenmaschine: Zuerst hält man sich an die Anleitung, und wenn man gelernt hat, mit dem Gerät umzugehen, verwendet man es für die eigenen, persönlichen Rezepte.
Das fertige Gerät wird nicht mehr wie ein Drucker aussehen, sondern eher wie eine Mikrowelle. Kann der Foudini so leichter verkauft werden?
Der Foudini ist, wenngleich er ein 3D-Lebensmittel-Drucker ist, eine Küchenmaschine. Als eine solche muss er auch wie ein derartiges Gerät aussehen. Wir haben den Foudini so gestaltet, dass er ein schönes Produkt darstellt, auf das seine Besitzer stolz sind. Das gewählte Design ermöglicht es uns auch, alle notwendigen Zertifikate zu erhalten und Richtlinien zu erfüllen.
Trotzdem wird die Küche als solche damit nicht ersetzt werden können.
Der Foudini wird die Küche sicherlich nicht ganz ersetzen, aber es wird zukünftig zu einer Mischung an Funktionen kommen, die Küchengeräte erfüllen. Der Foudini kocht nicht – noch nicht. Wir arbeiten an einer Version, die das auch kann. Das lässt den Foudini die Aufgaben von Herd, Backrohr und Mikrowelle übernehmen. In Zukunft soll es möglich sein, dass das Essen nicht nur in seiner Rohform gedruckt, sondern auch gleich essfertig gekocht werden kann.
Ist das die Zukunft des Essens? Oder sogar die Vorstufe des Replikators, wie ihn vielleicht manche aus Star Trek kennen?
Wir glauben, dass das die Zukunft unseres Essens ist, ja. Früher wurden alle Speisen zu Hause mit frischen Zutaten zubereitet hat. Heute verfügen wir über abgepackte und industriell vorgefertigte Lebensmittel. Das hat klare Nachteile. Die Menschen möchten wieder die Kontrolle darüber haben, was sie eigentlich essen und 3D-Lebensmittel-Drucker funktionieren, wie gesagt, wie eine Mini-Lebensmittel-Manufaktur in der Küche. Sie haben vielleicht gedacht, dass 3D-gedrucktes Essen künstliches Essen ist, aber jetzt wissen Sie, dass wir frische Zutaten zum Drucken verwenden. Das wirklich künstliche Essen ist jenes, das abgepackt und industriell vorgefertigt und voll von Konservierungs- und Zusatzstoffen ist. Unser Essen ist echtes Essen … 3D-gedruckt.