Filmrezension: »Der automobile Mensch«

Ein Film für Fans der Mobilitätswende ohne Scheu vor unzulässigen Verkürzungen.

»Der Automobile Mensch«
Bild: Istock.com/Gerd Harder.

Reinhard Seiß wollte in seinem neuen Film Fachbegriffe vermeiden und in leicht verständlicher Sprache einen Blick auf die mit nicht genug Nachdruck verfolgte Verkehrswende werfen. Das ist ihm gelungen. Leider ist ihm der Film sonst eher entglitten. Verantwortlich dafür sind nicht nur die fast sechs Stunden, die der Film auf DVD an Laufzeit aufweist und die für Aufführungen zu unterschiedlichen kürzeren Fassungen zusammengeschnitten werden, indem Teile der 52 Kapitel ausgewählt werden. Dabei ist die thematische Aufbereitung so eintönig wie die Bebilderung. Die Bemühen um Zugänglichkeit führen zu übermäßiger Verkürzung bis zur Fehlinformation und der Suggestion falscher Zusammenhänge. Seiß hat den bayrischen Kabarettisten Christian Springer engagiert, der in saloppem Ton die Schweiz und ihre Bahn, Bremen oder auch die autofreie ostfriesische Insel Langeoog lobt und den meisten anderen Beispielen anekdotisch schlechte Noten ausstellt. ExpertInnen aus Österreich, der Schweiz und Deutschland kommen kurz zu Wort, dabei fehlen allerdings erzählerischer Bogen oder eine Einordnung der Wortmeldungen. Der verdiente Stadtplaner, Lehrende, Publizist und Filmemacher Seiß hat schon manch interessanten Beitrag zu Verkehr, Stadtplanung oder auch Bauwesen veröffentlicht, »Der automobile Mensch – Irrwege einer Gesellschaft und mögliche Auswege« gehört nicht dazu.

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BIORAMA WIEN-BERLIN #4

Dieser Artikel ist im BIORAMA WIEN-BERLIN #4 erschienen

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