„Mir isst es Recht“ – Aktion gegen den Hunger

shutterstock_446649454-1

Zum sechsten Mal findet die Speisenaktion von FIAN statt. Diesmal werden leckere Speisen in Kombination mit Kunst und dem Fokus auf Mangelernährung aufgetischt.

Am 16. Oktober war Welternährungstag, und gleichzeitig der Startschuss der FIAN Speisenaktion „Mir isst es Recht„. Bis 10. Dezember werden in Graz, Linz und Wien FIAN-Abende gestaltet, bei denen  Essen, Kunst und dem Menschenrecht auf Nahrung Bedeutung geschenkt wird. Die teilnehmenden Lokale haben sich bereit erklärt, bei der FIAN- Aktion mitzuwirken und einen Beitrag im Kampf gegen Mangelernährung zu leisten. Pro Speise gehen daher bis zu 1,50 Euro an FIAN, und auch für Augen- und Ohrenschmaus ist gesorgt. Wir haben uns mit FIAN-Koordinator Philipp Salzmann über die erfolgreiche Aktion unterhalten.

BIORAMA: FIAN veranstaltet zum sechsten Mal die Speisenaktion in Österreich. Dieses Jahr wird der Fokus bei den Veranstaltungen auf Mangel- und Unterernährung gelegt.   Warum sind Aktionen wie „Mir isst es Recht“ so wichtig bei der Bekämpfung von Mangelernährung?

Philipp Salzmann: „Mir isst es Recht“ wurde 2010 ins Leben gerufen und ist das Motto unserer kreativen Speisenaktion: In 12 Lokalen in Wien, Graz und Linz werden zwischen Oktober und Dezember ausgewiesene Gerichte serviert. Durch den Genuss einer FIAN-Speise wird unsere Arbeit für das Menschenrecht auf Nahrung und gegen Mangelernährung mit 1 bis 1,50 Euro pro Gericht unterstützt. Das Menschenrecht auf Nahrung ist ein zentrales Instrument, um den weltweiten Hunger, die Mangel- und Unterernährung zu reduzieren. Durch die Speisenaktion soll auf dieses Menschenrecht aufmerksam gemacht werden.

FIAN-Knödel im Lokal "Dreiklang - Wien" Bild: FIAN

FIAN-Knödel im Lokal „Dreiklang – Wien“ Bild: FIAN

BIORAMA: Welche Menschen können ihrem Recht auf Nahrung nicht nachgehen und warum?

Philipp Salzmann: Hunger ist kein Schicksal, sondern wird gemacht. Weltweit werden Menschen durch politische, soziale und wirtschaftliche Rahmenbedingungen daran gehindert, ihr Menschenrecht auf Nahrung durchzusetzen, zum Beispiel durch soziale Ungerechtigkeit, Unterdrückung oder ungerechte Handelsstrukturen. Knapp die Hälfte der hungerleidenden Menschen leben dort, wo Nahrungsmittel angebaut werden: Auf dem Land. 70% sind Frauen und Kinder. Die Ursachen von Armut sind gleichzeitig Ursachen von Hunger und Mangelernährung. Ausbeuterische Arbeitsverhältnisse, ungenügender Zugang zu natürlichen Ressourcen (wie Land und Wasser) und geschlechterspezifische Diskriminierung.

BIORAMA: Wie kann es gelingen, Menschen den Zugang zur Vielfalt an Nahrungsmitteln zu ermöglichen?

Philipp Salzmann: Was es dringend braucht ist eine Richtungsänderung in der internationalen Agrar-, Finanz-, Handels-, Klima-, Energie- und Wirtschaftspolitik, welche die Rechte und Bedürfnisse der Menschen respektiert, schützt und auch für die Zukunft gewährleistet. Es ist eine staatliche Verpflichtung, ausreichende und ausgewogene Ernährung sicherzustellen. Für eine solche braucht es auf dem Recht auf Nahrung basierende und von Wirtschaftsinteressen unabhängige Lösungsansätze, sowie die Stärkung von lokalen, kleinbäuerlichen Strukturen.

Gaumenkino - Graz, Bild: FIAN

Gaumenkino – Graz, Bild: FIAN

BIORAMA: Welchen Beitrag liefert die Politik bei der Bekämpfung der Mangel- und Unterernährung?

Ich denke, dass es hier zwischen lokaler, nationaler und internationaler Ebene erhebliche Unterschiede gibt, was getan wird. Staaten mit gut funktionierenden Sozialsystemen können gegensteuern, allerdings wird der Sozialstaat von neoliberaler Politik ja fast überall seit mittlerweile Jahrzehnten abgebaut. Gerade was die Gewährleistung der wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Rechte betrifft, wie eben das Recht auf Nahrung oder auf Arbeit, gibt es immense Defizite. Die Politik kommt diesbezüglich vielfach ihren menschenrechtlichen Verpflichtungen nicht nach, was sich nicht zuletzt im stetigen Anwachsen der Ungleichheit massiv ausdrückt – auch in europäischen Ländern.

BIORAMA: Bei den „Mir isst es Recht!“ Abenden von FIAN gibt es auch Beiträge wie Poetry Slams, Kochworkshops und Filmabende. Welchen Beitrag können denn Kunst und Kultur bei der Bekämpfung von Mangelernährung leisten?

Philipp Salzmann: Kunst und Kultur regen meines Erachtens im Idealfall an, über Missstände usw. nachzudenken – und zwar, ebenfalls im Idealfall, auf zugängliche Art und Weise. Ich denke Kunst hat eine wichtige Vermittlungsfunktion. Diese versuchen wir bei unseren Veranstaltungen für unsere Öffentlichkeits- und Sensibilisierungsarbeit zu nutzen.

BIORAMA: Auf welche Erfolge kann FIAN im Kampf gegen Mangelernährung und Hunger bereits zurückblicken?

Philipp Salzmann: FIAN ist bis heute die einzige Organisation, die ausschließlich für die Stärkung des Rechts auf Nahrung arbeitet und hat im Laufe der letzten 30 Jahre seine politische Rolle ausgebaut. Heute beteiligen sich FIAN-Mitglieder auf der ganzen Welt daran, Verletzungen des Rechts auf Nahrung immer wieder öffentlich zu verurteilen. 1989 erhielt FIAN Beraterstatus bei den Vereinten Nationen. Damit wurde die Organisation ermächtigt, das Menschenrechtssystem zugunsten von verwundbaren Gruppen zu beeinflussen und tut dies erfolgreich mit anderen NGOs und sozialen Bewegungen. Aufgrund der Arbeit von FIAN konnten Zwangsumsiedlungen verhindert, Landverteilung und Arbeitsbedingungen fairer gestaltet und der Zugang zu natürlichen Ressourcen von Frauen sowie von anderen von Hunger betroffenen Gruppen verbessert werden.

Bild: FIAN

Bild: FIAN


Mehr von FIAN, gibt’s hier.

Auch „Land Grabbing“ spielt eine große Rolle beim Zugang zu Lebensmitteln.

VERWANDTE ARTIKEL