Feschmarkt für Hunde

Bild: Annemarie Sauerbier

Bild: Annemarie Sauerbier

Fescher Hund ist ein Concept-Store mit stilbewusstem Sortiment für Bello, Franzi und Simba. Wir haben mit Alexandra Müller, der Betreiberin des Styling-Shop für Hunde, über Bio-Futter, vegetarische Fleischfresser und modische Hundenamen gesprochen.

 

BIORAMA: Wodurch unterscheidet sich ein „fescher Hund“ von einem weniger feschen?

Alexandra Müller: Jeder Hund ist fesch. Ich wollte einen prägnanten, witzigen Namen mit Wien-Bezug. Nicht fesche Hunde gibt‘s nicht. Ich kann hier bei mir im Laden jeden Hund fesch machen.

Mich hat etwas überrascht, dass ich hier im Laden nicht von einem schwanzwedelnden Vierbeiner begrüßt werde. Hast du keinen Hund?

Doch, Frodo wird am 9. September zwei Jahre alt – da gibt‘s hier im Geschäft auch eine Geburtstagsparty. Derzeit ist er grad auf Sommerfrische mit dem Herrli. Da ich gerade erst eröffnet habe, kann ich nicht gleich wieder zusperren und mir Urlaub nehmen. Ist Frodo auch für das Porträt, das es zum Emblem deines Ladens geschafft hat, Pate gestanden? Der sieht aus wie ein gut frisierter Bobtail oder ein Mischling mit Zottelfell und Schlappohren. Frodo ist ein Bearded Collie, ein Hütehund. Die sind bei uns eher selten.

Wo und wie urlaubt denn der Hund der Betreiberin einer Hunde-Boutique? In einer Hunde-Pension?

Im „Haus am See“ in Kärnten. Das ist ein Familienbetrieb am Weissensee mit eigenem Hundestrand direkt am Haus, wo der Hund auch ins Wasser darf. Wir haben gestern telefoniert: Momentan sind dort zwölf Hunde im Hotel. Es gibt dort einen eigenen Seezugang für Gäste mit und einen eigenen für diejenigen ohne Hund. Jedes Zimmer ist mit Napf und Decke ausgestattet, für den Hund wird kein Aufpreis verrechnet. Das Fressen nimmt man selbst mit. Kann ich nur empfehlen.

Bild: Annemarie Sauerbier

Bild: Annemarie Sauerbier

 

Es gibt im Feschen Hund beispielsweise Hundegeschirr mit Kühlsystem, Leinen von Elbband, Canvasco und von See Scout Sleep aus Louisiana, Hirschgeweihabwurfstangen zum Kauen, Hundebetten von Mutts & Hounds aus England oder auch handgefertigte Beißkörbe, die gegen Aufpreis personalisiert werden. Welche Hunde-Accessoires gehen denn gar nicht?

Ich führe nichts, das 08/15 ist und Ware, die es eh in den großen Märkten gibt. Außerdem lege ich großen Wert auf Qualität. Kunden, die zu mir kommen, suchen auch das Außergewöhnliche. Die Geschäftsfläche ist überschaubar. Was würdest du denn gerne anbieten, das vielleicht aus Platzgründen gar nicht geht? Grundsätzlich hätte ich gern noch mehr Auswahl an Halsbändern, Betten und Futter. Ein bissl Platz hab ich noch, aber ich möchte das Geschäft auch nicht gleich überfüllen. Das Äquivalent für den Hund ist nicht minder schmückend. Bild: Annemarie Sauerbier Das Äquivalent für den Hund ist nicht minder schmückend.

Besitzer von Gebrauchshunden, also von Blinden-, Jagd- oder Polizeihunden, werden bei dir nichts Spezielles für das Fachgebiet ihres Hundes finden, oder?

Nein, aber Leinen und Halsbänder braucht eh jeder. Ich hab gerade erst eröffnet und weiß auch noch gar nicht so genau, wer kommen wird. Ob es sich eher um kleine oder um große Hunde handelt. Was es bald und definitiv geben wird, sind Halsbänder aus Bio-Stoffen. Da bereite ich als Fescher Hund eine Eigenmarke vor. Ich bin aber noch auf der Suche nach Stoffen, das ist bei Bio-Textilien leider gar nicht so einfach. Gibt es eigentlich Überschneidungen zwischen dem Sortiment im Feschen Hund und dem, was etwa die Fressnapf-Kette führt? Gar keine, nein.

Auch bewusst, oder?

Ja.

Bild: Annemarie Sauerbier

Bild: Annemarie Sauerbier

 

Ich sag ganz offen, ich habe – als jemand, der keinen Hund hat, aber Hunde mag – leichte Vorurteile gegenüber Zeitgenossen, die mit ihrem Hund zum Hundefriseur gehen. Das scheint mir etwas übertrieben und ein wenig dekadent. Wie entkräftest du meine Vorurteile?

Na ja, nimm zum Beispiel einen Husky. Der hat oft einen Eigengeruch, den bade und föhne ich zum Beispiel. Den meisten Hunden muss man auch die Nägel schneiden und die Ballen pflegen, denn in den Ballen sammelt sich Fell und Wolle. Wenn sich da Teer ablagert, verfilzt das und die Tiere fangen zu humpeln an. Ich würde einen Husky aber nie scheren – manche machen das, aber es widerspricht seinem Naturell. Aber ich nehm‘ ihm die Unterwolle raus. Dann ist ihm weniger heiß, das erleichtert ihm das Leben. Auch Terrier gehören alle sechs bis acht Wochen getrimmt. Mein Hund Frodo hätte bodenlanges Haar. Wenn ich den ins Wasser lasse, dann trocknet das schlecht und er bekommt einen Ausschlag. Deshalb bekommt er einen Welpenschnitt – er wird nicht geschoren, hat aber gewissermaßen einen Kurzhaarschnitt. Damit erleichtere ich ihm sein Leben. Auch Ohren gehören gereinigt, um Entzündungen vorzubeugen. Natürlich geht es auch um Schönheit. Kurzhaarige brauchen aber weniger Pflege und Styling als Langhaarige.

Es gibt Menschen, die selbst aus Überzeugung fast ausschließlich Bio-Produkte kaufen, die aber kaum einmal auf die Idee kommen würden, beim Tierfutter Bio zu kaufen. Wie erklärst du dir das?

Das kann ich mir nicht erklären. Wer sich selbst bewusst ernährt, möchte auch sein Tier bewusst ernähren. Es gibt ja sogar Vegetarier, die ihren Hund vegetarisch ernähren. Ich biete selbst auch vegetarisches Hundefutter an und hab auch gleich am ersten Tag welches verkauft.

Du verkaufst ausschließlich Bio-Hundefutter oder solches mit kontrollierter Herkunft. Warum?

Weil es zu wenig ist, wenn wie vorgeschrieben nur der Fleischanteil angegeben wird, also etwa 70 Prozent Fleischanteil. Bei Lachs-Hundefutter mit 70 Prozent Fleischanteil könnten nur vier Prozent Lachs sein und der Rest „tierische Nebenerzeugnisse“, also alles vom Hufe bis zu Innereien. Ich möchte wissen, was ich verkaufe!

Bild: Annemarie Sauerbier

Bild: Annemarie Sauerbier

 

Du bietest auch vegetarisches Hundefutter an. Kann man einen Hund artgerecht vegetarisch ernähren?

Der Hund ist und bleibt ein Fleischfresser. Das ist meine Meinung, aber ich biete auch vegetarisches Futter an, weil das Kunden wollen. Manchen graust einfach vor Fleisch.

Fleisch ist Riesenthema, wenn es um Ressourcenverbrauch, Klimawandel und Nachhaltigkeit geht. Wir sollten alle weniger Fleisch essen. Ist ein kleiner Hund automatisch nachhaltiger, weil er weniger Fleisch frisst?

Eigentlich ja. Der Hersteller Fleischeslust zum Beispiel kauft nur bei bestimmten Fleischhändlern und Bauern ein und verwertet das Fleisch auch selbst. Er achtet auf ein ausgewogenes Verhältnis an Gemüse, Kräutern, Getreide und Fleisch. Aber klar: Weniger Fleisch ist besser.

Zurück zum Style: Ryan, Jennifer und Jacqueline sind angeblich Namen, die Kinder sozial stigmatisieren. Eltern, die solche Namen vergeben, werden eher der Unterschicht zugeordnet als solche, die die Namen für ihren Nachwuchs der Bibel oder der europäischen Antike entlehnen. Es gibt den Spruch „Kevin ist kein Name, sondern eine Diagnose“. Erkennt man die soziale Herkunft eines Menschen auch daran, wie er oder sie seinen Liebling in der Hundezone ruft?

Nein, das glaube ich nicht. Es gibt Trends – momentan etwa den Trend zu Menschennamen. Grade war ein Leopold da, der „Poldi“, und hat ein Halsband bekommen. Auch Fantasienamen liegen im Trend. Aber das ist, glaube ich, weniger aussagekräftig als bei Menschennamen.

Bild: Annemarie Sauerbier

Bild: Annemarie Sauerbier

 

Bei den Kindernamen von Neugeborenen hat in Österreich gerade Tobias Lukas überholt. Unterliegen Hundenamen eigentlich ähnlichen Moden wie die von Menschen?

Ganz klar. Die jungen Hunde tragen momentan vermehrt Menschennamen. Ich kenne einen Pudel, der Franzi heißt. Auch ein Maxi war schon da.

Sind Besitzer von Rassehunden eigentlich eher auf das Styling ihres Hundes bedacht als jene von Mischlingen?

Nein. Meist ist die Haarlänge das Kriterium. Aber manche Rassen sind pflegeintensiver, etwa solche mit Schlappohren und langem Fell. Es gibt ja diesen Gemeinplatz, dass Hund und Herrl oder Hund und Frauerl einander ähneln.

Wenn jemand ohne Hund Ihr Geschäft betritt: Hast du eine Ahnung, welchen Hund der oder die vermutlich hat?

Nein, aber das Frauerl von Maxi hat einen pinken Pullover getragen und ihrem Rüden ein pinkes Geschirr gekauft. Natürlich haben Vorlieben Einfluss. Man erkennt vor allem Menschen, die gar nichts mit Hunden zu tun haben, etwa in einem Lokal wie sie auf einen Hund reagieren, wenn sie plötzlich steif werden.

Welchen Hund hättest du mir denn zugeordnet?

Vermutlich einen Beagle. Wobei der eher sehr lebhaft ist und ich dich ruhiger einschätze. Aber ja, vielleicht ein Beagle.

Das Äquivalent für den Hund ist nicht minder schmückend. Bild: Annemarie Sauerbier

Das Äquivalent für den Hund ist nicht minder schmückend. Bild: Annemarie Sauerbier

 

Fescher Hund
Wien, Favoritenstrasse 8
Di–Fr, 10–13 Uhr und 15–18 Uhr
sowie nach Vereinbarung
ab September auch Sa, 10–14 Uhr

Ab Mitte September gibt es unter www.fescherhund.at auch einen Webshop.
www.facebook.com/fescherhund

VERWANDTE ARTIKEL