Indien jenseits von Mainstream, Kitsch und Kommerz
Von Turban-Binden bis Dabbawalla-Lunch: Beim ersten »SEVA India«-Festival vom 21.–23. September soll Indien in Wien erlebbar werden.
Unter dem Motto »Bringing the diversity of India to the people of Vienna« wird beim SEVA India-Festival ein buntes Programm rund um Indien geboten. Bei über hundert Workshops, Podiumsdiskussionen und Vorträgen von der Henna-Kunst Mehndi bis zu »indischer Diaspora in Österreich« sollen die Besucher überrascht und unterhalten werden.
Filmpremiere als Startschuss für ein »indisches Wochenende«
Das Festival startet am Freitagabend, 21. September, mit einer Vorpremiere des Dokumentarfilms »Ohne Bekenntnis« (englischer Titel: »Creedless«) in der Urania. Der Film von Sandeep Kumar zeigt die Welt von in Österreich lebenden Hindus. Der indisch-stämmige Filmemacher und Darsteller Kumar lebt in Wien und wird als »Erfinder des Film-Genres Austro-Bollywood« bezeichnet. Interessierte sollten sich vorab einen Sitzplatz sichern, da die Anzahl der Sitzplätze begrenzt ist. Es gilt das Prinzip »first come, first-served«.
Am Samstag und Sonntag (22.–23. September) folgt im »CoLearning-Space« Markhof ein buntes Festival-Programm rund um Indien. Auf über 2.000 Quadratmetern und drei Stockwerken wird der Ort ein Wochenende lang »durch die unterschiedlichen Communities ›indisch‹ bespielt«, so Wolfgang Bergthaler, stellvertretender Vorsitzender des Vereins SEVA India.
Wer steckt hinter SEVA India?
Organisiert wird das Festival von »SEVA India – Verein zur Förderung des Dialogs zwischen Europa und Indien«. Das Kernteam besteht aktuell aus vier Personen, die während des Festivalwochenendes von über hundert freiwilligen Helfern und ReferentInnen unterstützt werden. Finanziert wird das nicht-kommerzielle Festival durch eine erfolgreiche Crowdfunding-Kampagne.
Bergthaler meint, dass es in Wien keine gemeinsame indische Community gibt, obwohl mindestens 5.000 Inder hier leben. Stattdessen gäbe es ein- bis zweihundert unterschiedlich große Gruppierungen, die kaum miteinander kooperieren – ebenso wenig wie die »etablierten Player« der indischen Szene:
»Indien hat so viel Kraft, wird aber bisher so schlecht präsentiert.«
Das Festival soll daher als moderne Plattform für Vernetzung und Austausch zwischen den Akteuren der indischen Gemeinschaft in Wien dienen und einen gleichberechtigten Dialog zwischen Österreich und Indien anstoßen.
Mehr als Yoga und veganes Schmausen
In Wien gibt es bereits einige Events, die Yoga oder vegetarisches und veganes Essen in den Mittelpunkt stellen. Diese beiden Aspekte indischer Tradition finden sich natürlich auch im Programm des Indien-Festivals von SEVA India. Inwiefern unterscheidet sich das Festival also von anderen Veranstaltungen mit diesen Inhalten?
Laut Bergthaler ist es das breite, authentische Programm-Angebot des Indien-Festivals mit hundert Themenschwerpunkten jenseits von Mainstream, Kitsch und Kommerz:
»Das SEVA India-Festival ist vor allem ein Bildungsevent – mit Indien im Zentrum. Bei uns gibt es parallel zwischen sieben und zehn verschiedene praktische Seminare und Workshops, wo es um aktive Wissensvermittlung geht.«
Das vielfältige Programm richtet sich an alle Interessierten – das indische Kinderprogramm und die professionelle, mehrsprachige Betreuung für die jüngsten Besucher macht das Indien-Festival insbesondere zu einer Veranstaltung für Familien. Die Gäste erwartet »viel Unkonventionelles, vielleicht sogar Unkontrollierbares, was dort passieren darf und soll«, meint Bergthaler.
Von Henna-Tattoos und heiligen Kühen
In über 40 Workshops und mehr als 60 Vorträgen und Diskussionen soll die Diversität der indischen Kultur und des Landes vermittelt werden. Das Angebot reicht von Koch-, Tanz- und Musikworkshops über indisch-österreichische Mode, Turban- und Saribinden sowie Körperbemalung mit Henna bis zu Yogakursen zwischen Ashtanga und Mudrayoga.
Bei den Vorträgen sollen Nischenthemen besprochen werden, die sonst selten eine Plattform bekommen, wie beispielsweise »Adoption in India«, »The Diversity of Indian languages« oder »The holy cow and other myths about food«. Die Vortragenden werden dabei ihre individuellen Erfahrungen und Eindrücke zu Indien mit den BesucherInnen teilen.
Mit der Festival-App können sich die BesucherInnen aus dem Programm vorab ihren persönlichen Stundenplan für das Indien-Wochenende zusammenstellen.
Alles vegan, außer der Chai
Beim SEVA India-Festival wird es ausschließlich bio-veganes Essen geben. »Alle Produkte und Goodies sind fair-trade, biologisch und vegan – bis auf den Indian Masala Chai. Das würden uns »die Inder« nicht verzeihen«, so Bergthaler. Eine kulturelle Besonderheit Indiens im Bezug auf Essen sind die Dabbawallas. Auf dem Festival wird es daher am Samstag ein typisches Mittagessen geben, das hausgemacht ist und von indischen Hausfrauen in mehrteiligen Metallboxen, den sogenannten »Dabbas«, geliefert wird.
Ein Indien-Haus für Wien
Für das kommende Jahr ist der Markhof bereits für den 21. und 22. September wieder reserviert. Geht es nach den Veranstaltern, soll sich das Festival in Wien fest etablieren. Mehr noch, ihr Wunsch ist die Entstehung eines »House of India« in Wien. Bergthaler erklärt, weshalb die Mitglieder von SEVA India meinen, dass es dieses braucht: »Obwohl Indien mit all seinen Facetten (Yoga, Ayurveda, Meditation, veg. indische Küche, Kunst, Film, Musik etc.) in Österreich angekommen ist, gibt es bis heute kein zeitgemäßes Zentrum, wo indische Kultur und Lifestyle in seiner ganzen Vielfalt in Wien erlebbar ist.«
Das zweitägige Festival im Markhof sehen die OrganisatorInnen daher als einen Prototyp für ihre Vision eines indisch-österreichischen Begegnungsortes.
SEVA India Festival | 22.-23. September 2018
Colearning-Zentrum Markhof, Markhofgasse 19, 1030 Wien
Für Kinder und Jugendliche bis 15 Jahren ist der Eintritt frei.
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Tickets gibt es hier. Oder du nimmst bei der BIORAMA-Verlosung teil und gewinnst einen von zwei Festivalpässen.