Baumtränen für ein besseres Leben

Fair Deal Trading handelt mit Naturkautschuk aus nachhaltigem Anbau. Die Freizeit- und Sportmarke Ethletic stellt daraus ihre Kollektionen her. Martin Kunz, Mitbegründer von Fair Deal, informierte über das Unternehmen und die beteiligten Partner.

Während der fußballbegeisterte Teil der Menschheit im Frühsommer des Jahres 1998 mit Spannung auf die Weltmeisterschaft in Frankreich blickte, entwickelte Fair Deal Kriterien und Lieferketten für die ersten fair gehandelten Fußbälle weltweit. Fußbälle bestehen zu fast zwei Drittel aus Gummi und dementsprechend konzentrierte sich das Unternehmen zunächst auf den Kautschukhandel mit Pakistan – auf Basis einer fairen und nachhaltigen Handelsbeziehung. Zunächst mussten die Lieferanten davon überzeugt werden, dass ein Fair-Trade-Aufschlag für die Belegschaft auch ihnen selbst langfristig nützen würde. Mehrere Reisen und zahlreiche Anläufe waren nötig, bis Fair Deal kooperationsbereite Partner für den Kautschukhandel gefunden hatte. Heute verfügt die Gesellschaft über drei Plantagen und eine Gruppe von Kleinbauern als Lieferanten. Dazu kommen rund ein halbes Dutzend verarbeitende Betriebe, alle im südasiatischen Raum.

Latexmilch für Fußballer

Das Wort Kautschuk setzt sich aus den indianischen Wörtern cao (Baum) und ochu (Träne) zusammen; also die Tränen des Baumes. Die Rinde des Kautschukbaums wird zur Gewinnung der sogenannten Latexmilch angeritzt. Im Anschluss wird die Latexmilch haltbar gemacht und zum Beispiel zu Innen-Blasen der Ethletic Fußbälle, aber auch zu anderen Produkten wie Haushaltshandschuhen weiterverarbeitet. Alle Lieferketten von  Fair Deal sind Forest Stewardship Council (FSC) zertifiziert. Der Gummi stammt demnach von Anbauflächen, die verantwortungsvoll und nachhaltig bewirtschaftet werden. Darüber hinaus ist durch stete Kontrollen garantiert, dass kein Kautschuk von anderen, nicht FSC-zertifizierten Quellen beigemischt wird.

Da es noch kein Siegel für fair gehandelten Kautschuk gab, beschloss Fair Deal, selbst bestimmte Standards festzulegen, wie etwa für die Bezahlung von Arbeiter und Arbeiterinnen: Zusätzlich zum Marktpreis wird so eine Fair-Trade-Prämie von 0,50 Euro pro Kilogramm DRC (Dry Rubber Content – der Gummigehalt in der Rohware) ausgezahlt. Ein von der Belegschaft der Kautschukplantage  gewähltes Gremium (bzw. bei Kleinbauern der Vorstand ihrer Genossenschaft) entscheidet über die Verwendung des Fair-Trade-Aufschlags. Bislang wurden mit dem Aufschlag vor allem Projekte zur Verbesserung der Wasserversorgung und Stromanschlüsse für Arbeitersiedlungen finanziert. Die Belegschaft des indischen Lieferanten von Fair Deal konnte den Aufschlag sogar in eine Renten-Zusatzversicherung investieren. Die erste überhaupt für Kautschuk-Zapfer in Indien, wo die gesetzlichen Renten – ähnlich wie hierzulande – nicht mehr genügen, um im Alter die Lebenskosten zu finanzieren.

Naturkautschuk vs. Kunstgummi

Zusammen mit ihren Kooperationspartnern Prolana (Matratzen) und CPR (Kondome) konnte Fair Deal Trading bereits über 250 Tonnen Gummi importieren. Das entspricht einer Fair-Trade-Zusatzleistung von 125.000 Euro. Fair Trade kann konventionellen Produktionsabläufen einiges entgegensetzen, wie etwa der bereits erwähnte Fair-Trade-Aufschlag, der den Arbeitern sowie deren Familien einen angemessenen und langfristig abgesicherten Lebensstandard garantiert. Auch in Sachen Umwelt ist die Fair-Trade-Variante die eindeutig nachhaltigere. Die Mehrzahl dessen, was heute als Gummi verkauft wird, ist aus Erdöl produzierter Kunstgummi, dessen Herstellung die ohnehin schon knappe Ressource Erdöl noch weiter dezimiert und zudem die Umwelt belastet. Auch auf schädliche Kunststoffe wie EVA und PVC wird bei Fair Deal Trading verzichtet. Von dieser Form des menschlich und ökologisch gerechten Handels profitieren also nicht nur die Produzenten, sondern nicht zuletzt auch die Konsumenten.

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