Fahrradkino: Radeln für den Filmgenuss

Ins Kino gehen, Sport machen und der Umwelt etwas Gutes tun – all das geht in einem Fahrradkino gleichzeitig. Bei diesen Projekten wird nämlich reine Bewegungsenergie genutzt um Strom für eine Filmvorstellung zu erzeugen. Dabei treten die Zuschauer selbst in die Pedale.

Der CycleCinemaClub veranstaltet Fahrradkinos in ganz Österreich und vereinzelt auch im Ausland.
Beim Fahhradkino steht neben dem Film auch die Bewegung im Vordergrund. Beides soll Bewusstsein dafür schaffen, wie viel Energie für alltägliche Dinge gebraucht wird. Bild: Paul Kubalek.

Die Idee, ein Kino mit Fahrrädern zu betreiben, gibt es schon länger. Zum Beispiel fand schon 2007 das erste Fahrradkino-Projekt Großbritanniens statt. Seitdem sind dort viele solche Projekte entstanden, wie Electric Pedals, die neben Kinos auch schon Festivals, Präsentationen und Weihnachtsbäume durch Radeln mit Energie versorgt haben. Eines war damals schon klar: Strom aus reiner Muskelkraft ist nicht der effizienteste und bei Weitem nicht der einfachste Weg, ein Kino zu betreiben. Derartige Projekte sollen aber ein Bewusstsein dafür schaffen, wie viel Energie für alltägliche Dinge wie einen Kinobesuch benötigt wird.

Abstrampeln on Tour

In Deutschland schossen die Fahrradkino-Projekte in den letzten Jahren nur so aus dem Boden, wie das der ufaFabrik, das VRN Mobile Cinema oder das Fahrradkino vom Verein Solare Zukunft. In Kooperation mit dem Verein und dem UfU (Unabhängiges Institut für Umweltfragen) entstand auch das KLAK-Fahrradkino.

Bei Fahhradkino-Projekten geht es darum ein Bewusstsein für Energie zu schaffen.

Nach einem Drehbuchwettbewerb vor zwei Jahren, ist KLAK jetzt mit den daraus entstandenen Filmen in Deutschland auf Tour. Bild: UfU e.V.

KLAK steht für Klimaaktionskino. Mit ihren Fahrradkino-Aktionen wollen sie auf Themen wie Klimaschutz und Nachhaltigkeit aufmerksam machen. Momentan sind sie auf Tour in ganz Deutschland. In 16 Destinationen zeigen sie elf Kurzfilme, die im Rahmen des Projektes entstanden sind. Bereits 2016 konnten Drehbücher im Rahmen eines Wettbewerbs eingereicht werden. Die besten wurden dann für die Tour produziert. Die Filme beschäftigen sich mit den Themen Mobilität, Energie und Konsum. Alle Infos, die Filme und restlichen Termine der Tour stehen auf der KLAK-Website.

Radlfoan – der Name ist Programm

Das erste Fahrradkino Österreichs, der CycleCinemaClub, gibt es seit 2012. Der Club veranstaltet immer wieder Events, hauptsächlich in Wien und anderen Teilen Österreichs. Wie KLAK plant auch der CycleCinemaClub heuer eine Tour. Im August radeln sie eine Woche durch ganz Tirol. Aber auch im Ausland wurde im Rahmen des Projekts schon in die Pedale getreten. 2016 waren sie beispielsweise in Zagreb und heuer im September geht es nach Berlin. Bei den Filmscreenings stehen ebenfalls Nachhaltigkeitsthemen im Vordergrund, allen voran eben das „Radlfoan“. Mit den Filmen wollen die Veranstalter auf die Vorteile des Radfahrens aufmerksam machen. Alle Termine für 2018 findet man auf der CycleCinemaClub-Website.

Ein Fahrradkino entsteht

In einem Fahrradkino werden Räder an Generatoren angeschlossen und erzeugen so Strom für den Projektor, die Soundanlage und den Laptop, auf dem sich der Film befindet.

Bei einer Fahrradkino-Vorstellung des CycleCinemaClubs konzentrieren sich die Zuschauer nicht nur voll und ganz auf den Film, sondern müssen nebenbei auch selbst den Strom dafür erzeugen – indem sie in die Pedale treten. Bild: Peter Provaznik.

Um ein Fahrradkino zu bauen, braucht man hauptsächlich Dinge, die man in einem herkömmlichen Kino auch findet: eine Leinwand, einen Projektor, einen Film (in diesem Fall auf einem Laptop), Lautsprecher und Strom. Der Strom entsteht beim Fahrradkino dadurch, dass man Räder auf Rollentrainer, die zu Generatoren umgebaut wurden, spannt oder sie mit Dynamos ausstattet. Die Bewegungsenergie der Teilnehmer wird durch Generatoren und einen Wechseltrichter zu Wechselstrom, also zu dem, was normalerweise aus der Steckdose kommt, umgewandelt, mit dem die Endgeräte versorgt werden.

Der CycleCinemaClub verwendet einen Beamer und Lautsprecher, die mit sparsamen 250 Watt auskommen. Zum Vergleich, ein Toaster braucht im Durchschnitt 1000 Watt. Andere Fahrradkinos, wie das Cine2Ride der TU-Berlin beispielsweise, brauchen etwa 400 Watt. Jeder Radler erzeugt etwa 50 bis 60 Watt, also kommen die Kinos mit zehn bis zwölf aktiven Teilnehmern locker aus – der Rest der Zuschauer kann den Film ohne körperliche Anstrengung genießen.

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