Unter Pflanzenfreunden
Die niederösterreichische Initiative Natur im Garten bietet jährlich für Gartenfreunde die Möglichkeit, seiner Liebe zu Pflanzen im Rahmen der Internationalen Fachtage für Ökologische Pflege zu frönen. Dabei beschäftigen sich Experten und Hobby-Gärtner mit dem ökologischen Anbau und der Erhaltung von Gartenpflanzen. Fiona Kiss, Natur im Garten Beraterin NÖ-Mitte hat uns dazu ein paar Fragen beantwortet.
BIORAMA: Was waren die wichtigsten Themen der diesjährigen Internationalen Fachtage Ökologischer Pflege?
Fiona Kiss: Die Gestaltung von Grünflächen, Parkplätzen, Sickermulden und Firmenportalen, aber auch die Themen Ökologie auf dem Golfgreen, Alternativen zu Rasenherbiziden und pflegeextensive Begrünung von Flächen mit Pflanzungen und Ansaaten wurden vorgestellt. Weiter berichteten pestizidfreie „Natur im Garten“-Gemeinden von ihren Erfahrungen in der ökologischen Pflege und es gab einen Vortrag zum Thema „Bäume im Klimawandel“. Auch deren klimawirksame Faktoren für Städte wurden vorgestellt. Das Julius-Kühn Institut aus Deutschland stellte u.a. Süßholzblätterextrakt als zukunftsträchtiges Bio-Fungizid dar. Ein Beitrag des Max-Planck-Instituts über Kommunikation unter Pflanzen rundete den wissenschaftlichen Teil der Vorträge ab. Wie sich Pflanzen untereinander vor Schädlingen warnen, und sogar andere Pflanzenarten belauschen können, ist auch für den Pflanzenschützer interessant. Kann man doch bereits jetzt durch abgegebene und analysierte Warnstoffe der Pflanzen auch auf einen Schädlingsbefall schließen.
Die Themen der Vorträge reichen von Pflanzenmikrobiologie, über die Kommunikation von Pflanzen bis hin zu „Pflanzenliebe statt Pestizide“ – inwiefern liegt allen der ökologische Zugang zugrunde?
Grundgedanke ist immer der ökologische Zugang. Im Vorfeld der Veranstaltung überlegen wir uns, was denn in der Praxis einer naturnahen Pflege relevantes Thema ist. Neue Biowirkstoffe sind gut, aber für uns in der Pflege eigentlich immer das letzte Mittel, denn es zeigt, dass irgendetwas nicht klappt in dem ja künstlich geschaffenen Ökosystem. Was kann man vorher tun um artenreiche, pflegearme und trotzdem spannende Naturräume zu erhalten, das ist für uns die wichtigste Frage. Natürlich freuen wir uns auch über Erfolge und präsentieren sie dann gerne. Bellaflora mit der Auslistung der chemischen Pestizide oder Doris Minichs Gärten, eine Gartengestaltungsfirma aus Wien bzw. die Natur im Garten-Gemeinde Enzesfeld, die sich alle der ökologischen Pflege verschrieben haben, sind da gute Beispiele, die auch zeigen, dass endlich einmal gehandelt und nicht nur geredet wird.
Heuer fanden die Fachtage bereits zum vierten Mal statt. Mit welchem Ziel wurden sie ins Leben gerufen?
Unser Ziel ist es, Informationen und Neuigkeiten rund um die Ökologische Pflege von Grünräumen und Gärten für Gärtner, Landschaftsplaner, Berater und andere Gartenprofis praxisnahe aufzubereiten und auch einen Raum zur Vernetzung zu bieten. Der neueste Stand der Forschung, sowie aktuelle Erfahrungen aus der Praxis sollen hier genauso Platz haben wie Geräte zur Vereinfachung von Pflegegängen oder die aktuellen Angebote von ökologischen Produkten. „Natur im Garten“ hat mit den Fachtagen Ökologische Pflege eine völlig neue Form der Weiterbildung und des Austausches für interessierte Grünraumbegeisterter, zusätzlich zu den bereits stattfindenden Seminaren, Kursen und Vorträgen, gefunden. Ein weiteres Ziel ist es, ökologische Standards zur Pflege der Grünflächen zu erarbeiten, denn die geltenden Richtlinien für den Bio-Anbau betreffen ja nur die Landwirtschaft, sowie ökologisch Interessierte zu vernetzen.
Die Tagung gilt u.a. als Austauschmöglichkeit unter Experten und Expertinnen der ökologischen Pflege. Was konnte man in diesem Jahr von ihnen lernen?
Uns hat es überrascht, dass die eingeladenen Wissenschaftler so begeistert waren. So bekommt die manchmal strenge Forschung ein Forum, das neue Erkenntnisse quasi aufsaugt. Und die Querzusammenhänge der ökologischen Pflege gehen in den einzelnen wissenschaftlichen Disziplinen manchmal verloren. Wir verknüpfen Wissenschaft und Praxis, und versuchen so neue Methoden zu finden. Gelernt haben sicher alle, dass die ökologische Pflege in nahezu allen Bereichen durchführbar ist. Die Vernetzungsmöglichkeit auch am Abend hat hier dieses Jahr zu vielen neuen Kontakten und Austauschmöglichkeiten geführt, die über die Veranstaltung hinausgehen!
Natur im Garten ist eine niederösterreichische Organisation, die sich an Gartenfreunde richtet. Was kann man sich beispielsweise als Wiener oder Wienerin, der/die in einer Stadtwohnung lebt, mitnehmen?
Gifteinsatz bzw. Pestizide sind nicht notwendig und schädigen alle, auch die, die keinen Garten haben. Auch bei Mineraldünger haben wir besser und umweltfreundlichere Lösungen parat! So sind z.B. Unkrautvernichter auf allen versiegelten Flächen verboten, aber oft kümmert dieses Verbot auch die Profis nicht. Lobbying für eine naturgemäße Grünflächenpflege geht auch aus einer Stadtwohnung heraus.
Für Menschen, die in einer Stadtwohnung leben, gibt es bei Natur im Garten sehr viele Informationen, wie man auch in seinen eigenen vier Wänden oder auf dem Balkon ökologisch und naturnah wirtschaften und genießen kann. Als Anschauungsbeispiel und Ausflugsziel würde ich für die Wienerinnen und Wiener die Gartenerlebniswelt Die Garten Tulln empfehlen, wo jeder Beratung und Know-how zu allen Gartenfragen durch unsere Gartenberater bekommen kann. Das Führungs- und Beratungsangebot auf der Garten Tulln ist übrigens im Eintrittspreis inkludiert!
Die 5. Internationalen Fachtage Ökologischer Pflege werden 2014 wieder im November in der Gartenbauschule Langenlois, NÖ stattfinden.