Etepetete – ein „Auffangbecken“ für extravagant aussehendes Gemüse
Etepetete sammelt B-Ware von Bauern rund um München ein und produziert damit Soßen, Suppen und Eintöpfe. BIORAMA hat sich mit Carsten und Georg von Etepetete unterhalten.
BIORAMA: Ich möchte mit einer Vorstellrunde beginnen: Wer seid ihr und was ist eure Funktion im Projekt?
Georg: Ich bin der Georg. Ich habe gemeinsam mit Carsten sozusagen das Ganze von der Theke auf mitgegründet, mitentworfen und mitgeplant. Wir beide sind seit der ersten Stunde dabei, die anderen sind dazugekommen, als wir gemerkt haben, dass die Arbeit zu zweit zu viel ist.
Carsten: Wirtschaftlich sozusagen sind wir beide die Geschäftsführer und machen das jetzt schon seit April. Wir kennen uns eigentlich schon von der Schulzeit. Ich hab dann BWL studiert und Georg hat eine Ausbildung zum Immobilienkaufmann gemacht. Vor einem Jahr haben wir dann die Idee gehabt, eine GmbH gegründet und das ganze umgesetzt.
Mit Etepetete soll Lebensmittelverschwendung verringert werden. Was ist das konkrete Konzept von Etepetete?
Georg: Wir haben einen Verein gegründet und arbeiten mit verschiedenen Bauern aus Deutschland zusammen, kaufen dann die Waren, die nicht mehr an den Großhandel oder Einzelhandel gehen darf, und verarbeiten sie. Somit erwerben wir das, was normalerweise weggeschmissen oder zumindest nicht mehr verwendet wird, zu günstigen Konditionen. Anfangs hatten wir Angst, dass nicht genug Gemüse rein kommt, aber nach ein bis zwei Besuchen war klar, dass das nicht der Fall ist und dass es große Dimensionen sind.
Wie ist es zu Etepetete gekommen? Wie groß ist euer Team?
Georg: Wir haben eigentlich bloß einen Koch. Wir sind sicher privat alle Menschen, die Wert auf Ernährung legen und im Alltag gut kochen können. Aber wenn’s dann um explizite Gerichte geht, wollten wir doch einen professionellen Koch haben. Daher haben wir einen Münchner angeschrieben, der sich auf die vegetarisch/vegane/bio/öko-Schiene ausgerichtet hat. Mit der Zeit hat sich die Zusammenarbeit verfestigt und heute ist er ziemlich engagiert in seiner Sache. Das restliche Team schafft dann die Rahmenbedingungen, damit das umgesetzt werden kann und natürlich helfen wir auch bei der Zubereitung mit!
Carsten: Wir haben auch das Glück, dass jeder viele gute Ideen bringt, die wir dann auch umsetzen können. Daher haben wir auch ein paar Freunde, die die Grafik- und Fotografie-Geschichten machen können. Wir haben kein großes Designteam, aber wir legen trotzdem Wert darauf, dass das Gemüse gut aussieht und dass man die Ästhetik bewundern kann. Mit den Fotos wollen wir weg von der Müll-Assoziation der Lebensmittel zweiter Wahl. Es sieht trotzdem gut und appetitlich aus, auch wenn es etwas verbogen ist.
Dennoch wählt ihr einen Produktionsweg, bei dem von dieser Ästhetik des besonderen Gemüse am Ende nichts mehr zu sehen ist, weil es verarbeitet wird. Warum?
Georg: Wir wollen als Unternehmen sagen, dass wir das gerettete Gemüse verarbeiten, es aber trotzdem gleich schmeckt, als das, was man im Supermarkt findet. Nur weil es etwas anders aussieht, hat es trotzdem noch dieselbe Wertigkeit. Wir versuchen damit gegen die Lebensmittelverschwendung zu arbeiten und das tun wir auch, wenn wir das Gemüse nicht ganz lassen.
Wie erkennt der Konsument oder die Konsumentin dann beim Kauf die Message dahinter?
Georg: Die Etiketten auf den Gläsern haben einen Slogan, Bilder vom Gemüse und informieren über das Konzept. Das sind ja normale Eintopf-Gläser, wo dann vorne ein prägnantes Bild sein wird. Bei Karotten ist das dann zum Beispiel ein Bild von einer dreibeinigen Karotte.
Wo kann man die Produkte erhalten?
Georg: Vorerst mal nur in Bio-Läden und Bio-Supermärkten, da die das Konzept mehr verstehen und sich mit dem Thema mehr auseinandersetzen. Dennoch wollen wir die Zusammenarbeit mit konventionellen Betrieben nicht auslassen, weil da am meisten weggeworfen wird. Die Bauern, die für Rewe arbeiten, sind zehn mal so groß, wie die, die für Bio-Supermärkte arbeiten. Aber anfangs wollten wir uns mehr in der Bio-Szene bewegen, da wir selbst aus dieser Ecke kommen. Außerdem haben wir noch einen eigenen Online-Shop wo man dann bestellen kann.
Wie sieht die Verarbeitung für den Online-Verkauf aus? Kocht ihr dafür frisch?
Georg: Also der natürlichste Weg, Essen haltbar zu machen, ist es zu erhitzen. Das heißt ich gebe es in ein Glas und dann in einen Autoklaven, das ist wie ein Hochdruckgerät, der es dann erhitzt. Das funktioniert wie ein Schnellkochtopf beim Marmeladekochen. Da entsteht dann ein Vakuum und hat eine Haltbarkeit von ein bis zwei Jahren. Das heißt wir arbeiten nicht mit Konservierungsstoffen oder irgendwelchen Zusätzen, die das Produkt chemisch verändern und dadurch haltbar machen. Aber wir kochen natürlich immer frisch und versuchen die Waren auch gleich zu verkaufen und nicht zu lange zu lagern.
Welche Produkte stellt ihr her?
Georg: Primär sind das Soßen, Suppen und Eintöpfe. Das sind drei Produkte, die wir stemmen können: Rote-Beete-Suppe, Tomatensoße und einen kreolischen Eintopf. Natürlich haben wir noch ein paar Rezepte in der Schublade, die wir mit dem Koch gemeinsam entwickelt haben, aber wo der Weg hinführt, werden wir sehen.
Gibt es ein Highlight in der Riege der außergewöhnlichen Gemüse?
Georg: Jeden Tag gibt es wieder neue Überraschungen! Die Natur kennt da keine Grenzen. Es gibt natürlich ein paar Gemüsesorten, die öfter spektakulär aussehen und das ist meistens die Karotte. Manchmal sehen sie auch gar nicht spektakulär aus, sondern haben eine Unter- oder Übergröße, die uns verwundert. Letztens haben wir irrsinnig kleine Kartoffeln bekommen, die einfach zu klein für den Handel waren. Es war zwar eine riesen Arbeit sie zu schälen, aber im Endeffekt stehen wir für die Sachen und machen das dann gerne.