Kann ich das essen? Pflanzenbestimmung für Anfänger
Wer essbare Wildpflanzen zum Verzehr sammelt, sollte ein paar Grundregeln beachten. Denn auch unter den heimischen Pilzen und Blumen gibt es einige giftige.
Im Netz herrscht ein reger Austausch bezüglich Pflanzen, deren Blüten und Früchten. Selber sammeln liegt im Trend, und das aus gutem Grund: Wildpflanzen bereichern unsere Speisekarte, es macht Spaß, sie zu entdecken und oft auch ein bisschen stolz, sich selbst mit Nahrungsmittel aus der Natur versorgen zu können.
Jedoch gibt es immer wieder unliebsame Verwechslungen, die, angefangen bei noch einigermaßen erträglichen Bauchschmerzen, bis hin zu ernsten Vergiftungserscheinungen und schlussendlich zum Tod führen können.
Die Blüten des Eisenhuts etwa sind wunderschön blau, die der Glockenblume ebenfalls. Doch wer vom Eisenhut nascht, dem steht der sichere Tod bevor; die Glockenblume tut hingegen nichts. Die Hundspetersilie, der gefleckte Schierling und der Wasserschierling sind alle drei tödlich giftig, für Laien aber oft schwer von anderen Doldenblütlern zu unterscheiden.
Wie fange ich also an, wenn ich eine Pflanze bestimmen möchte?
- Wie schaue ich die Pflanze an: indem ich sie eingehend betrachte. Offensichtlich sind meist die Blätter, Blüten und Früchte. Die Details spielen bei der Bestimmung dann die entscheidende Rolle. Sind die Blätter behaart, welche Form haben sie? Stehen sie sich gegenüber oder sind sie wechselständig (d.h. abwechselnd entlang der Sprossachse und nicht auf derselben Höhe angeordnet)? Hat die Pflanze irgendwelche Besonderheiten, zum Beispiel Ausläufer?
Am besten betrachtet man die Pflanze von unten nach oben. Gerade wenn man sie fotografiert, um sie im Nachhinein zu bestimmen oder bestimmen zu lassen, ist das sinnvoll: unten beginnend und möglichst alle Details von Blättern, Blüten, Stängel und Früchten abfotografieren.
Wenn Sie eine Pflanze über Fotos bestimmen möchten, dann achten Sie auf eine gute Bildqualität, damit eine sichere Bestimmung möglich wird. Bei Pflanzenforen kommt noch hinzu, dass die erste Antwort meist für die richtige gehalten wird, diese aber nicht automatisch stimmen muss. - Eine weitere wichtige Info ist der Fundort. Im Wiener Becken wird man ganz andere Pflanzen finden als in den Alpen. Je nach Region können fortgeschrittene Pflanzenkundige bestimmte Arten so bereits ein- oder ausschließen. Zum Fundort gehört nicht nur die geografische Region, sondern auch, ob die Pflanze im Wald, auf einer Wiese, auf einer Brachefläche, etc. steht. Ist es dort trocken oder feucht?
- Am sichersten sind Bücher mit Bestimmungsschlüssel (z.B. die Ökologische Flora Niederösterreichs). Der Umgang mit Bestimmungsschlüsseln erfordert zwar etwas Übung für Laien, ist aber durchaus erlernbar. Sogenannte „Bilderbücher“ sind gut dafür geeignet, um ein Gefühl für Pflanzen zu bekommen, doch fehlen in ihnen oft wesentliche Infos, die eine detaillierte und fundierte Bestimmung ermöglichen. Deshalb sollte man auch immer Pflanzenbeschreibungen aufmerksam durchlesen und nicht nur nach den Fotos gehen.
Ist eine Kulturpflanze ungiftig, bedeutet das nicht automatisch, dass ihre wilde Verwandte ebenfalls ungiftig ist: den Kulturpflanzen wie z.B. dem Kürbis wurden nahezu alle Giftstoffe weggezüchtet.
Auch der Reifezeitpunkt spielt bei Früchten eine Rolle: Die Beeren von Mahonie und Berberitze etwa haben schon 1 bis 2 Monate vor der echten Reife ihre endgültige Farbe erreicht, sind aber zu diesem Zeitpunkt noch giftig bzw. ungenießbar.
Übrigens: besonders Kinder sind oft begeistert, wenn sie spielerisch bei einem Spaziergang zum Pflanzen bestimmen angeregt werden. Expeditionsausrüstung in Form von Lupe, Fotoapparat und Notizbuch sowie ein kindergerechtes Pflanzenbuch, von denen es mittlerweile viele verschiedene gibt, unterstützen den Forscherdrang und die Neugier.
Beim Bestimmen von Pflanzen helfen die Expertinnen und Experten vom „Natur im Garten“ Telefon gerne weiter:
gartentelefon@naturimgarten.at
+43 (0)2742/74 333
www.naturimgarten.at