Es grünt so grün wenn Green Events aufblühen
Wie grün ist unser Open-Air am 8. Juni im Wiener Neustädter Bürgermeistergarten? Überraschende Erkenntnis: Wir sind weniger grün hinter den Ohren als gedacht.
Mittlerweile gehört die Ausrichtung von Green Events, egal ob Meeting oder Sportevent zum guten Ton. Seit 2012 ist es auch möglich Veranstaltungen zertifizieren zu lassen und sich das österreichische Umweltzeichen auf die Fahnen (oder eben Drucksorten) zu heften. Frei nach „Tue Gutes und rede darüber“ finde ich das auch ganz in Ordnung.
Schlussendlich liegt es zum Teil ganz offensichtlich an der Größe der Veranstaltungen, aber auch schlichtweg am Zugang, wie mir scheint. Das Triebwerk veranstaltet alle paar Jahre mal ein Open-Air Konzert und anscheinend waren wir schon grüner (im ökologischen Sinn) als viele andere Veranstalter, bevor es hip wurde, grün zu sein. Foreneinträge von vermeintlichen Eventmanagern zu lesen, die sich darüber mokieren, dass sie von einem Magistrat vorgeschrieben bekommen, Mehrweggebinde für Getränke und Speisen verwenden zu müssen, finde ich bedenklich.
Wie soll eine annähernd umfassende ökologische Einstellung langfristig – zumindest in der nächsten Generation – reifen, wenn die Jugendlichen bei Open-Air Festivals ihr Junk Food mit Plastikgabeln vom Pappteller zu sich nehmen und ihre Getränke aus Einwegbechern trinken – und das zu tausenden?!
Zugegebenermaßen bewegen wir uns mit unseren Veranstaltungen am unteren Ende der Größenordnung was Events angeht. Natürlich ist es einfacher 500 Besucherinnen und Besucher eines kleinen lokalen Open-Air Konzerts relativ ökologisch zu versorgen. Als Location ist der Bürgermeistergarten in Wiener Neustadt geradezu prädestiniert für Green Events. Der Park liegt in der Innenstadt und somit sind Parkplätze Mangelware, was in dem Fall nicht wirklich negativ ins Gewicht fällt. Aufgrund der Lage ist er perfekt zu Fuß zu erreichen, im Umkreis von 200 Metern gibt es drei gut ausgebaute Radabstellanlagen und der Weg vom Bahnhof ist in knapp 15 Minuten zu bewältigen. Als (wichtigen) Bonus ist der Park auch barrierefrei zugänglich. Da der Bürgermeistergarten über eine Natursteinbühne verfügt, fällt schon mal der gesamte Bühnenunterbau weg. Die Firma, die die Bühne liefert und aufbaut, muss somit schon erheblich weniger Zeug durch die Gegend kutschieren. Ein weiterer Vorteil der Location: Die auftretenden Bands können nach dem Spektakel per Pedes in die Unterkunft gehen.
Dass wir auf Mehrweggebinde vertrauen und die Finger von Einwegbechern etc. lassen, versteht sich von selbst. Der unweigerlich entstehende Müll wird getrennt in Kunststoffe, Metall, Papier und Restmüll. Die Abfallwirtschaft Wiener Neustadt liefert die Behälter und holt sie auch wieder ab, Entleerungskosten werden nur für den Restmüll in Rechnung gestellt, der Rest ist quasi Service. Gut so, danke! Obwohl die meisten Festivalbesucher gratis Give-Aways selbstredend klasse finden, verzichten wir darauf, Einweg-Kunststoffponchos des Mobilfunkbetreibers XY, aufblasbare Hände der Bank XY oder ahnliches zu verteilen. Sind wir uns ehrlich – es ist One-Way-Firlefanz… und wo dieser eine Weg hinführt ist klar: in den nächsten Mistkübel.
Aber wie schon gesagt, es ist sicher einfacher kleine Veranstaltungen grüner zu machen als die ganz großen Brocken. Trotzdem ergeben sich auch für die kleinen Festivitäten Probleme – wenn einer der wenigen Sponsoren abspringt, weil du ihm nicht die Möglichkeit bietest, seinen in China produzierten Müll zu verteilen, dann kann das schnell auch das mögliche Aus für die ganze Veranstaltung bedeuten. Als nicht kommerziell ausgerichteter Veranstalter haben wir es da natürlich einfacher. Wir verzichten ganz auf Sponsoren und sind noch immer davon überzeugt, dass die Musik kein Sponsoring braucht – nur die Musikindustrie.
Norbert (Booking und Bereichsleitung Jugend- und Kulturhaus Triebwerk)