Ernüchternder Boom

In Betrieben genützte Fahrzeuge sind ein großer Hebel in der Umstellung auf E-Mobilität.

Bild: Instadrive.

Der Fuhrpark bzw. die Fahrzeugflotte eines Unternehmens umfasst alle Fahrzeuge, die von einem Betrieb angeschafft oder geleast werden. Dazu zählen alle Fahrzeuge, mit denen Waren transportiert werden – und das ist nicht nur die Post –, und solche, die genutzt werden, wenn etwa InstallateurInnen oder HandwerkerInnen mit ihrem Werkzeug und Material zu ihren KundInnen und MaklerInnen zu Wohnungsbesichtigungen fahren, genauso wie jene Dienstfahrzeuge, mit denen die Baustellenaufsicht zu den einzelnen Baustellen fährt oder sich das Management von Termin zu Termin chauffieren lässt. Aber auch alle Diensträder oder E-Mopeds, die Unternehmen ihren Mitarbeitenden für die täglichen Wege zur Verfügung stellen.

Flottenstärke
2021 entfielen bei Neuzulassungen 66,5 Prozent auf Betriebe, juristische Personen und Gebietskörperschaften. Bei den E-Fahrzeugen waren es sogar 83,5 Prozent.

Mehr Firmenfahrzeuge als private

Diese Fahrzeuge spielen eine große Rolle im Verkehr, weil sie einen weiter wachsenden Anteil an den Neuwagenzulassungen darstellen und private Fahrzeuge überholt haben. 2021 lag der Anteil an Neuzulassungen durch juristische Personen, Firmen und Gebietskörperschaften bei 66,5 Prozent. Bei den sogenannten BEV-Fahrzeugen, also jenen, die batterieelektrisch angetrieben werden, lag der Anteil von juristischen Personen, Firmen und Gebietskörperschaften sogar bei 83,5 Prozent. Jedoch: »In Österreich sind derzeit 86.000 rein elektrische E-Autos, das entspricht rund 1,6 Prozent des gesamten Fahrzeugbestandes«, setzt Andreas Reinhardt, Vorsitzender des Bundesverbands Elektromobilität Österreich (BEÖ), eines Zusammenschlusses von elf großen Energieerzeugern in Österreich, diese Zahlen in Relation. Das Wachstum ist also da, gemessen an den Gesamtzahlen ist der Bestand aber noch gering. Firmenfahrzeuge spielen beim Umweltschutz aber auch mit weiteren Eigenheiten eine Rolle, da diese oft mit Sondergenehmigungen ausgestattet werden, etwa in der Parkraumbewirtschaftung und auch wenn es um Fahrverbote in einer Innenstadt geht, die für diese nicht gelten.

Für die Betriebe rechnen sich die Fahrzeuge oft sehr schnell, wie auch Andreas Reinhardt feststellt: »Speziell bei Firmenautos bieten die Förderungen sehr attraktive Steuervorteile, die E-Autos für Unternehmen sehr begehrenswert machen. Davon profitieren natürlich auch die MitarbeiterInnen, die diese Fahrzeuge sehr oft privat nutzen.« Für E-Fahrzeuge entfallen sowohl die NoVA bei der Anschaffung als auch die motorbezogene Versicherungssteuer. Es wird aber nicht nur die Anschaffung unterstützt, sondern diese sind auch im laufenden Betrieb und beim Treibstoff meist günstiger und sie brauchen grundsätzlich auch weniger Wartung und Service. Einen entscheidenden Vorteil haben sie für die Mitarbeitenden: Diesen wird grundsätzlich, wenn Firmenwagen auch privat genutzt werden, ein Sachbezug zum Bruttogehalt berechnet, der sich steuerlich mitunter stark auswirkt. So wie übrigens auch Parkplätze, die Unternehmen ihren Mitarbeitenden zur Verfügung stellen, einen Sachbezug darstellen. Dieser Sachbezug fällt bei E-Autos jedoch nicht an. Diese können von Mitarbeitenden auch privat genutzt werden, ohne dass sich dies auf ihr Nettogehalt bzw. die Steuer auswirkt. Wenig überraschend ist bei diesen Zahlen, dass Firmenfahrzeuge auch auf dem Gebrauchtwagenmarkt eine dominante Rolle spielen und mehr E-Fahrzeuge in Firmenflotten auch die Anteile auf dem Gebrauchtwagenmarkt erhöhen. Wer unsicher ist, wie gut E-Fahrzeuge die Anforderungen an die eigene Flotte erfüllen können, kann eine Elektrifizierung auch simulieren lassen: Eine App dazu hat etwa das oberösterreichische Start-up Alveri auf den Markt gebracht, an dem sich Anfang des Jahres die Salzburg AG beteiligt hat: Alveri analysiert via GPS-Tracking das Fahrverhalten von Fahrzeugen oder ganzen Fuhrparks, um zu überprüfen, wie sich ein Elektrifizierung in den Alltag integrieren lässt.

Wiener Elektro Tage
Von 15. bis 19. Juni 2022 finden am Wiener Rathausplatz die Wiener Elektro Tage statt, auf denen viele Hersteller ihre Modelle präsentieren und Interessierte sich über Förderungen und Angebote informieren können.

Beschaffung in Unternehmen und Ministerien

So wie Privatpersonen werden auch Betriebe, Gemeinden und Vereine beim Kauf von Elektrofahrzeugen unterstützt. Die Förderung erfolgt durch das Bundesministerium für Klimaschutz bzw. den Klima- und Energiefonds, teilweise in Zusammenarbeit mit dem Fahrzeug- und Sportfachhandel. Und gefördert werden nicht nur Pkw, sondern auch Fahrräder, Nutzfahrzeuge und auch Busse – sowie die erforderliche Lade­infrastruktur. Voraussetzung für die Förderung ist, dass der Strom für den Fahrbetrieb zu 100 Prozent aus erneuerbarer Energie stammt. Im »Österreichischen Aktionsplan für nachhaltige öffentliche Beschaffung« wurde außerdem festgelegt, dass Bundesministerien und deren Dienststellen ab 2022 im Regelfall nur mehr E-Pkw und leichte elektrische Nutzfahrzeuge anschaffen dürfen.

Know-how und Service

»Unsere Kunden sind kleine Unternehmen, die von unserer Beratung profitieren und sich nicht selbst um Alltägliches wie Winterreifen, die Vignette oder auch einen Schaden kümmern möchten.«
— Philipp Halla, Geschäftsführer von Instadrive
Bild: Instadrive.

Unternehmen kaufen die Fahrzeuge oft nicht, sondern leasen diese. Hier haben sich in den vergangenen Jahren neue AnbieterInnen mit speziellen Services und viel Know-how platziert, die vor allem KMUs, die kein eigenes Fuhrpark­management haben, Unterstützung anbieten. Dazu gehört im B2B-Bereich Vibe mit einem Abomodell speziell für Unternehmen oder auch Instadrive, die hier seit Jahren Pionierarbeit leisten. Instadrive hat nur E-Fahrzeuge im Angebot – dieses wird etwa zur Hälfte von Privatpersonen und zur Hälfte von KMUs genutzt. »Unsere Kunden sind hier in erster Linie kleine Unternehmen, die von unserer Beratung profitieren und sich nicht selbst um Alltägliches wie Winterreifen, die Vignette oder auch einen Schaden kümmern möchten«, berichtet ­Philipp Halla, Gründer und Geschäftsführer von Instadrive. Entscheidend für seine KundInnen ist nicht nur der Preis, sondern etwa auch die Fahrzeugverfügbarkeit, bei der Instadrive dank guter Beziehungen zu den HerstellerInnen und vorausschauender Bestellungen gut aufgestellt ist.

Die Dienstleistung und das Service werden mittlerweile nicht nur in Wien, sondern auch in Deutschland und der Schweiz gut angenommen und Instadrive wächst. Die KundInnen profitieren vom langjährigen Know-how, das etwa auch beinhaltet, dass Instadrive bei der Ladeinfrastruktur beraten kann und sich mit Lösungen wie mobilen Wallboxen auskennt.

Aber E-Mobilität im Unternehmen betrifft eben nicht nur Pkw. »Der Boom bei E-Bikes ist ungebrochen und setzt sich fort. Bei der Energiewende spielen diese Formen der Mobilität eine gewichtige Rolle. E-Autos helfen gegen Klimawandel und regionale Lärm- und Schadstoffemissionen – aber nicht gegen Stau. Die vielen spannenden Alternativen für innerstädtische Mobilität gewinnen stark an Bedeutung. Der Bereich elektrische Kleintransporter ist aus meiner Sicht der nächste große Wachstumsbereich der E-Mobilität. Hier passen Fahrstrecken, Einsatzort, Anwendungsbereich hervorragend für elektrisch betriebene Fahrzeuge«, erzählt Andreas Reinhardt vom Bundesverband Elektromobilität Österreich aus der Praxis. Unternehmen haben auch hier viele Möglichkeiten und Chancen, um Vorteile für ihre Mitarbeitenden zu schaffen, Kosten zu sparen oder auch nur das eigene Image zu pflegen.

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