Von der Arktis ins Dreamicon Valley
Visionen, Euphorie und Einigkeit prägten die sechsten ERDgespräche am 16. Mai in der Wiener Hofburg. In schönem Ambiente war eine gute Mischung aus politischem Aktivismus und emotionalen Träumen geboten, die in einem durch und durch nachhaltigen Rahmen Interessierte im Bann gehalten und Vernetzungsmöglichkeiten geboten hat.
Schon seit einigen Jahren haben sich die ERDgespräche etabliert, um Nachhaltigkeitsvisionäre und -interessierte zu vernetzen. Eine gelungene Mischung verschiedener Vorträge und die entspannte Atmosphäre danach am Bio-Buffet gibt die Möglichkeit, Ideen zu entwickeln, andere Menschen kennen zu lernen, und vielleicht in Zukunft gemeinsame Projekte zu starten. Auch diesmal waren die ERDgespräche eine inspirierende Veranstaltung mit interessanten Sprechern und Ideen.
Tim Jackson, Autor, Wissenschaftler und Professor für Nachhaltige Entwicklung an der Universität in Surrey, gab als Auftakt einen humorvollen Einblick in seine Überlegungen zum unbegrenzten Wachstum in einer begrenzten Welt. Globale Vorgänge heruntergebrochen auf mehr oder weniger simple Modelle führten den Zuschauern die Unmöglichkeit dieses Prinzips vor Augen, auf dem die gesamte Marktwirtschaft aufbaut.
So sachlich die Darlegungen über Wirtschafts- und Geldsystem waren, so abstrakt war der Vortrag von Harald Katzenschläger. Der Mentaltrainer hat eine Dream Academy gegründet und damit seinen Traum realisiert – nämlich die Träume von anderen Menschen Wirklichkeit werden zu lassen. Seine emotionalen Erzählungen über die Schwierigkeiten, die ihm auf dem Weg zur Verwirklichung seines Ziels begegnet sind, haben vielleicht auch einige Zuhörer inspiriert, ambitionierte Projekte in Angriff zu nehmen, für die man einen eisernen Willen braucht, um sich nicht auf halber Strecke entmutigen zu lassen.
Per Skype wurde der Umweltaktivist Bill McKibben zugeschaltet. Um die Emissionen und Umweltbelastung eines Fluges des US-Amerikaners aus seiner Heimat zu sparen, setzten die Veranstalter stattdessen auf neue Technologien, um den laut Time Magazine „besten Umweltjournalisten der Welt“ in die Veranstaltung zu integrieren. Via Videoscreen legte er seine Sicht der derzeitigen Situation dar und sprach über aktuelle Entwicklungen von Umweltthemen und die Notwendigkeit, zusammen im Kampf gegen die Zeit gegen den Klimawandel anzutreten.
Alexander Egit schilderte seine Sicht der Umweltprobleme und sprach noch genauer über die Situation in Österreich. Durch seine führende Position bei Greenpeace Österreich ist er über aktuelle Projekte und Regierungsscheidungen informiert und konnte neben einiger Kritik am Vorgehen so mancher Politiker, was ihm starken Beifall einbrachte, auch seine Hoffnungen für die Zukunft erklären und die Arbeit von Greenpeace vorstellen.
Die schottische Juristin Polly Higgins sprach zum Abschluss über „Ökozid„, das Verbrechen gegen die Erde und Natur, welches ihrer Meinung nach als 5. Verbrechen gegen den Frieden ins Völkerrecht aufgenommen werden sollte. Für diese Idee, die sie auch den Vereinten Nationen unterbreitete, wurde sie vom Ecologist als eine der zehn visionärsten Denkerinnen ausgezeichnet. Unser heutiges Gesetz erlaubt es nicht nur, Umweltzerstörung zu betreiben, sondern bildet sogar eine gute Grundlage dafür, so Higgins. Die Gemeinschaft ökologisch denkender Menschen sollte sich daher dringend für eine Gesetzesänderung stark machen, denn wer eine Ungerechtigkeit wahrnimmt, muss sich dafür einsetzen diese zu stoppen.
Insgesamt waren die ERDgespräche vielseitig, informativ, aber auch inspirierend. Bewundernswerte Persönlichkeiten, die in der nachhaltigen Entwicklung schon so viel erreicht haben, auf der Bühne zu erleben und sie eventuell sogar persönlich kennen zu lernen, weckt hoffentlich im einen oder anderen den Wunsch, selbst aktiv zu werden. So viele Gleichgesinnte unter einem Dach zu treffen, bietet die ideale Vernetzungsplattform, um seine Ideen zu teilen und in die Realität umzusetzen.