Enthüllt: Jausenkauf

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Wir lieben die Berge, wir lieben Ausflüge. Und natürlich den Höhepunkt einer jeden Tour – das gemeinsame Schmausen auf Gipfeln, an Seen oder meist schon am Weg dorthin. Aber was bleibt von den Ausflugsgenüssen übrig, wenn nur Unverpacktes in die Jausenbox wandert?

 

Liebe Billy!

Endlich, Montag, unsere Bergtour, auf die wir uns schon so lange gefreut hatten! Zweiter September, Beginn unseres Monats ohne Plastik – naja. Egal. Was hat Bergsteigen schon mit Plastik zu tun?

Ich wache auf, voller Elan und Vorfreude auf die schöne Tour. Putze mir die Zähne mit meiner bunten Plastikzahnbürste, steige in meine Berghose (100% Polyamid), schlüpfe in mein Sport-Shirt (100% Polyamid), ziehe mein Funktionshemd über (95% Polyamid, 5% Viskose), packe meine Regenjacke ein… und erst die Bergschuhe!

„Da sind wenigstens die Sohlen aus Gummi“, meint der beste Ehemann von allen beim Schuhbandbinden. „Gummi geht, oder? Ist doch Kautschuk?“

Während wir noch darüber nachdenken, machen wir uns ganz entspannt auf den Weg zum Jausenkauf. Mir ist noch rechtzeitig eingefallen: Beim Fleischer finden wir sicher unkaputtbare Kabanossi, die dort offen herumhängen, ohne Plastik. Kein Problem also.

Naja… bis auf … ich hab meine SMS an dich gespeichert:

Liebe Billy, rate mal, wer noch Sperrtag hat am Mo!
Der Fleischhauer! Also: Supermarkt, Wursttheke. 

Da gibt’s nur Aufschnitt, aber wird schon nix 
schlecht werden bei 16 Grad.
Müsliriegel hatten wir noch – da wirds erst beim 
nächsten Mal zum Selberbacken …
LG! Sarah

Wir betreten den Supermarkt. Und staunen:

Erster Kommentar meines perplexen Ehemannes: „Da dürfen wir ja GAR NIX kaufen!“. So schnell schaltet das Über-Ich mit. Wir erstehen schließlich Aufschnitt an der Wursttheke. Anfängerfehler: Die Jausendosen haben wir im Auto vergessen… da hab ich fest an dich gedacht, liebe Billy  – das passiert dir nicht mehr, oder?

Also: „Bitte nur in Papier einpacken.“
„OHNE Plastik???“
„Ja, bitte.“
Verwunderte Blicke.
„Den Speck auch nur in Papier ohne Plastik?“
Ich kann mir ein Lächeln nicht verkneifen.
„Bitte.“

Jetzt schauen auch andere Kunden her. Ich geb’s zu: Ich bin zu feige, zu fragen, ob der Schinken eh ohne Monatriumglutamat ist.

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FAZIT:
Jause kaufen ist nicht schwer ohne Plastik. Die automatische Qualitätskontrolle der Inhaltsstoffe, der „E-Nummern-Scan“, entfällt hier aber leider. Da sollte man halt wahrscheinlich nur Bio-Wurst vom Hof kaufen, um Plastik UND Monatriumglutamat zu vermeiden…

Nächster Tag 7.10 Uhr auf der Gollinghütte.

Verschlafene Gesichter, schnurrende Katzen, erste Sonnenstrahlen. Wir öffnen unsere Jausenboxen. Und verziehen die Gesichter: ES STINKT!

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Der Schinken war’s, gemeinsam mit dem Speck. Da reichen anscheinend auch 16 Grad im Schlaflager, um so was verderblich zu machen.

Wir haben draus gelernt:

  1. 1. Kein Aufschnitt mehr für Mehrtagestouren.
  2. 2. Rechtzeitig vorher einkaufen gehen.
  3. 3. Prüfen, wann der Fleischhauer (und andere Betriebe) Sperrtag haben und eine Liste ins Geldtascherl legen.

Gut, dass wir die Gutsis aus dem Garten mit haben:

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Der Tag fängt doch gut an. Wir genießen die Berge!

Liebe Grüße!
Sarah

PS: Für alle, die uns nun raten wollen, doch einfach vegetarisch Berg zu steigen: Der Käse hatte sich schon nach sechs Stunden lustig verformt, an Tag 2 haben wir ihn aus Mitleid aufgegessen. Er schwitzte so.

***

Liebe Sarah!

Freut mich, dass unser Experiment euch trotz Widrigkeiten nicht gezwungen hat die Tour entkräftet abzubrechen.
Auch bei uns gestalten sich müllfreie Ausflüge einstweilen ziemlich schwierig. Das fängt an bei den Windeln: Auch wenn ich mittlerweile ein großer Fan von Stoffwindeln bin (dazu demnächst mal mehr). Bei mehrtägigen Ausflügen, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln bestritten werden, sind Wegwerfwindeln einfach eine harte Konkurrenz und daher schwer wegzudenken.

Und es hört auf bei den Gummibärchen, die wir schändlicherweise einsetzen, um das kleinkindliche Durchhaltevermögen bei solchen Ausflügen etwas zu verlängern (manchmal natürlich auch unser eigenes). Mein (trauriges) Fazit: Naschwerk und Knabberkram ohne Plastikhülle gibt es nicht mal im Reformhaus! Theoretisch könnte man Kekse vor solchen Ausflügen natürlich auch selbst backen. Aber wir wollen ja realistisch bleiben. Was also bleibt sind Grünzeugs, Obst, Brot und Weckerl.

Auf Naschwerk & Knabberkram nur ungern verzichtende Grüße,

Billy

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