Das Ende der Gratis-Sackerl
Bei der Fertigung von Plastiktüten werden große Mengen an umweltschädliches Kohlendioxid freigesetzt. (Foto: Creative Commons, Sascha Kohlmann, CC BY-SA 2.0)
In Deutschland soll der Verbrauch an Plastiktüten durch eine freiwillige Selbstverpflichtung des Einzelhandels gesenkt werden. Bevor Vorschriften per Gesetz erteilt werden, kümmern sich die Händler lieber selber darum, heisst es. Wie ist die Situation in Österreich?
Der Handelsverband HDE und das Berliner Umweltministerium haben sich auf eine freiwillige Selbstverpflichtung geeinigt: Plastiktüten sollen kostenpflichtig werden. Der Verbrauch und der Plastikmüll sollen mit diesem Verbot gesenkt werden. Für die Tüten soll laut HDE künftig ein „angemessener Betrag“ bezahlt werden. Voraussichtlich bleibt es den Händlern selbst überlassen, welchen Preis sie für „angemessen“ halten. Jedoch sind von dieser Regelung, laut Handelsverband, nur rund 60 Prozent der praktischen Beutel betroffen. Davon ausgenommen sind beispielsweise die sogenannten „Hemdchenbeutel“, die im Supermarkt ausgelegt werden, um Obst und Gemüse darin zu verstauen. Fraglich ist, warum genau diese Plastiksackerl eine besondere Berechtigung haben sollen, und weiterhin gratis erhältlich bleiben sollen, so als gäbe es keine nachhaltigeren Alternativen. Denn im Gegensatz zu den etwas stabileren Plastiktüten, ist es selten möglich diese, wegen ihre hauchdünnen, filigranen Materials, mehrmals zu verwenden.
Nicht zu 100 Prozent freiwillig
Vollkommen freiwillig geht der Handelsverband dieses Abkommen natürlich nicht ein. Die Europäische Union schreibt vor, dass der Verbrauch der Kunststofftüten bis 2019 auf 90 Tüten pro Kopf und schließlich bis 2025 auf lediglich 40 Tüten pro Kopf im Jahr reduziert werden soll. Der Sackerlverbrauch der Deutschen wird aktuell auf ca. 64 Beutel im Jahr berechnet. Der EU-Durchschnitt liegt bei 198 pro Einwohner und Jahr.
„Eine Selbstverpflichtung um jeden Preis wird es mit mir nicht geben. Eine ordnungsrechtliche Regelung halte ich mir deswegen nach wie vor offen,“ argumentierte Barbara Hendricks, die sozialdemokratische deutsche Umweltministerin. Hendricks befürwortet zwar eine freiwillige Lösung, bleibt aber kritisch ob sich die auch bewährt. Eine Regelung, die alle Tüten, unabhängig von der Robustheit des Materials, beinhaltet, ist weiterhin angestrebt, berichtet Katharina Istel, Referentin für nachhaltigen Konsum beim Naturschutzbund Deutschland (NABU). Wie geht Österreich mit solchen Bestrebungen und EU-Vorgaben um?
Österreich zieht nach
Mit Ende 2018 soll die Ausgabe der gratis Sackerl ein Ende haben – eine beschlossene Sache also? Wegen der EU-Vorgabe für die Reduktion bis 2019, sollen aber endgültige Kosten für die Plastikteufel schon vorher eingeführt werden. Wie in Deutschland wird eine freiwillige Einigung zwischen Handel und Umweltministerium angestrebt. Auch hierzulande bleiben die „Hemdchenbeutel“ davon wohl ausgenommen. Im Vergleich zu den baltischen Staaten liegt Österreich bei dem Plastiktütenverbrauch weit hinten – oder besser: vorne, aber die Selbstverpflichtung soll den Verbrauch noch weiter reduzieren. Eine 100-prozentige Zusage für die Kosteneinführung bezüglich der Plastiksackerl kann uns das Umweltministerium noch nicht gegeben, aber „die Bestrebung gibt es“, so heißt es. In den kommenden Tagen soll die endgültige Einigung folgen.
Durch Druck zur „freiwilligen“ Selbstbestimmung
Freiwillig kann man das Umdenken des Handels kaum bezeichnen. Schließlich übt die Regelung der Europäischen Union Druck auf den Einzelhandel aus. Obwohl bereits Mehrwegtaschen in etlichen Geschäften eingeführt wurden, gibt es immer noch Händler die gratis Plastiktüten zu ihren Waren reichen. Das Pochen der EU auf die Senkung des Plastikmülls und auf nachhaltigen Verbrauch zeigt jedoch Wirkung. Aber warum müssen erst Gesetzte entwickelt werden um die Bevölkerung zum Umdenken zu bewegen? Schließlich gibt es nur eine Erde, auf der wir leben und es sollte ein Grundbedürfnis sein diese zu pflegen und zu erhalten.