Streetstyle, sauber und fair
Nach Erfahrungen beim Öko-Textilpionier Hessnatur startet der 32-jährige Frankfurter Noel Klein-Reesink nun mit Ekn Footwear eine eigene Sneaker-Marke, die nach strengen Öko- und Sozialstandards produziert.
Biorama: Wofür steht Ekn?
Noel Klein-Reesink: Ekn [i‘kin] bedeutet Samen und Saatgut in alten osmanischen Sprachen. Und heute noch auf türkisch. Als ich mich mit der Marke beschäftigt habe, suchte ich nach der mythologischen Verwendung von Schuhen in unserer Kultur. Dabei habe ich herausgefunden, dass Schuhe als Symbol für Fruchtbarkeit verwendet werden. Bei Aschenputtel etwa kann der Moment als der Prinz ihr den Schuh überzieht, als eine Metapher für Sex gedeutet werden. In dem Symbol der Fruchtbarkeit liegt vielleicht auch der Grund, warum viele Menschen so viele Schuhe besitzen. Da zur Fruchtbarkeit natürlich Samen gehören, fand ich den Namen sehr passend. Mit dem Claim “be the seed” drücken wir aus, dass wir selbst das Saatgut sein können für eine etwas bessere Welt.
Wie sieht bei euch die Materialwahl aus, warum Leder? Welche Alternativen gibt es?
Das Leder für die Schuhe wird chromfrei gegerbt und nach den Öko-Richtlinien eines großen deutschen Ökotextilabieters ausschließlich aus Portugal verwendet. Die Accessoires werden aus pflanzlich gegerbten Leder übrigens in Deutschland gefertigt. Durch die umweltfreundliche pflanzliche Gerbung des Leders werden keine Schwermetalle über die Haut aufgenommen. Das Canvas ist aus kontrolliert biologisch angebauten Rohstoffen produziert. Die Sohlen bestehen aus Latex gewonnenem Kautschuk. Außerdem werden nickelfreie Materialien bei den Verschlüssen und Ösen verwendet. Die Logistik ist Co2-neutral. Bei der Herstellung der Produkte ist uns wichtig, dass für die Arbeiter in Portugal gerechte Entlohnung, geregelte Beschäftigungsverhältnisse, keine überlangen Arbeitszeiten, keine Kinderarbeit und keine Diskriminierung wegen Geschlecht, Hautfarbe, Religion etc. gegeben sind. Neben Leder bieten wir in der kommenden Saison auch vegane Produkte aus Kunstleder an. Außerdem haben wir mit einem Produzenten Öko-Kork-Produkte entwickelt. Mehr dazu in der nächsten Saison.
Wie lässt sich die Nachhaltigkeit in der Herstellung kontrollieren?
Wir halten uns an hohe Öko- und Sozialstandards und arbeiten mit Zulieferer-Unternehmen, die seit vielen Jahren für nachhaltig wirtschaftende Unternehmen aus Deutschland produzieren. Langfristig denke ich über soziale und ökologische Zertifizierungen nach, die wir heute zum Großteil bereits einhalten. Nur sind diese Siegel im Moment für uns noch nicht finanzierbar.
Laut einem Interview meintest du ja es gäbe keinen Brown-Shoe-Trend, ein Stichwort unter dem eure Schuhe wohl zum Teil eingeordnet werden. Was waren die grundsätzlichen Guidelines für eure Designer? Wer hat designt?
Der Designer ist Sheldon McKenzie. Er hat langjährige Erfahrung was Schuhdesign angeht und bereits für Firmen wie adidas oder Puma gearbeitet. Eine Guideline gibt es eigentlich keine. Erlaubt ist, was uns gefällt. Uns gefallen in erster Linie schlichte und klare Modelle mit Details, die erst auf den zweiten Blick auffallen. Wir setzen eher auf einen unaufgeregten Stil. Unser Ziel war es, die Schuhe mit einem gewissen Understatement auszustatten. Zusätzlich bieten wir handgemachte Accessoires, ebenfalls aus chromfrei gegerbtem Leder: Vier Gürtelmodelle in unterschiedlichen Farben sowie einer iPhone-Tasche. So wie einige Teile der Kollektion ist auch die Denim-Tasche limitiert, die in Kooperation mit Affentor aus Frankfurt am Main entstand. In der Affentor-Manufaktur werden langzeitarbeitslose Frauen bis zum Berufsabschluss als “Modenäherin” qualifiziert und verbessern so ihren Wiedereinstieg ins Berusleben.
Viele Marken setzen derzeit auf Interpretationen klassischer Schuhmodelle. Hättet ihr Ideen für ein vollkommene Neuentwicklung?
Alle Modelle sind Neuentwicklungen was das Design angeht. Die Produkte sollen aber auch über die Haptik, Qualität und besondere Details wie Materialkombinationen oder Stitchings funktionieren als über ein omnipräsentes Logo. Wir machen uns aber bei allen Produkten auch sehr viel Gedanken um die Funktion und Haltbarkeit. Unser Produzent hat jahrzehntelange Erfahrung und ist übrigens der erste Bootschuh-Bauer in Europa gewesen. Wenn du technologische Innovationen meinst: Wir arbeiten gerade an einer neuen Idee. Die ersten Muster werden zeigen, ob sie realistisch ist und ob es Sinn macht, daran weiterzuarbeiten.
Wie seid ihr als Unternehmen aufgestellt? Gibt es Investoren?
Nein, Investoren gibt es noch keine. It’s just Me Myself and I. Aber ohne die vielen Menschen, die mich tatkräftig unterstützen (nicht zuletzt die Händler) wäre ekn footwear sicher so nicht möglich. Vielen Dank an alle!
Viele Sneakermarken haben Schwierigkeiten, die weibliche Zielgruppe anzusprechen. Wie geht es euch damit, was sind eure Strategien?
Die Strategie ist, dass wir Produkte machen, die auch Mädels schön finden.
Auf welche Vertriebswege setzt ihr? Welche Rolle spielen Kooperationen und Specials, für die man sich ja bei euch angeblich besonders anstrengen muss?
Wir vertreiben die Produkte über den stationären Einzelhandel aber auch direkt über einen kleinen Webshop, der demnächst online gehen wird. Über Special Editions und Kooperationen versuchen wir weitere Mehrwerte zu schaffen und Leute dort abzuholen, wo sie gerade sind. Besonders glücklich bin ich über die Koop mit Max Herre. Max hat ein Signature Modell bei uns – einen Schuh, der seinen Namen trägt und auch von ihm gestaltet wurde.
Sneaker sind generell gerade eher Thema, Nachhaltigkeit auch – fällt es da leichter Aufmerksamkeit zu bekommen?
Da wir bislang eher versucht haben, noch nicht so viel vom Produkt zu zeigen hoffe ich, dass wir über das Design und die Qualität der Produkte überzeugen werden. Ich glaube, dass Lifestyle und Nachhaltigkeit bestens zusammen passen.