Einmal nachfüllen, bitte!
Erst waren verpackungsfreie Läden, dann tauchten Abfüllstationen in Biosupermärkten auf. Nun testet sogar die Drogeriemarktkette DM, ob wir bereit sind, mit leeren Flaschen zum Abfüllen in die Läden zu kommen.
Es komme dieser Tage durchaus vor, dass die eine oder andere Kundschaft ihre Filialen schäumend verlasse, gesteht Petra Gruber, die Geschäftsführerin der Drogeriemarktkette DM. Sorgen bereitet das der Geschäftsleitung allerdings keine. Denn nicht Wut bringt die Menschen zum Schäumen, sondern deren Experimentierfreude. Seit Herbst bietet DM in ausgewählten Filialen Refill-Stationen an. Wer einmalig eine Kunststoffflasche kauft, kann dort künftig Biowasch- und -geschirrspülmittel direkt ins wieder mitgebrachte Gebinde abfüllen. Erste Reaktionen waren positiv, auch Social Media zeigten sich begeistert. Das Schäumen hat einen ganz profanen Hintergrund: »Es kann vorkommen, dass die Flüssigwaschmittel und Geschirrspülmittel leicht schäumen, wenn die Nachfüllflasche nicht vollständig getrocknet ist oder wenn die Abfüllstation frisch durchgespült wurde.« Neben der Kundschaft sammelt auch die Belegschaft Erfahrung und entwickelt die Abfüllspender weiter. Im Test bleibt die Sache vorerst auf zwölf Filialen beschränkt. Rund ein Jahr will man den Refill-Versuch genau beobachten. Danach sei eine Ausweitung auf bis zu 100 Filialen denkbar. Bei 400 Standorten allein in Österreich bedeutet das zwar, dass DM auf absehbare Zeit nicht zur Zero-Waste-Drogerie wird. Doch, so Petra Gruber: »Denkbar wäre das Konzept auch in gewissen Körperpflege-Kategorien wie Duschgels oder Haarshampoos.«
Dass man auch beim Mitbewerber BIPA über Abfüllstationen nachdenkt, davon ist auszugehen. Immerhin gehört die Parfümeriekette zur Rewe-Gruppe, die sich unter ihrem neuen Vorstand in Österreich eine schrittweise »Raus aus Plastik«-Strategie verordnet hat. Aktuell seien zwar keine Abfüllstationen geplant. Speziell bei der Eigenmarke »bi good« setze man aber auf umweltverträgliche Verpackungen mit höchstmöglichem Recyclinganteil, Etiketten aus Papier, Holzfaser und Kalkstein sowie Waschmittelflaschen aus Formfaser, deren dünner Plastikinnenbeutel wiederverwendet werden kann.
Feldversuch an der Öl-Bar
Naturgemäß voraus sind Teile der Biobranche, wo beispielsweise Hersteller wie Uni Sapon bereits seit 1984 ökologische Putzmittel ganzheitlich denken. Der Vorarlberger Familienbetrieb gehört mit seinen Produkten und Recycling-Handelsgebinden fix ins Sortiment der verpackungsfreien Läden im deutschsprachigen Raum. Bereits im Februar 2018 hat die Ölmühle Moog, ein Biobetrieb seit 1984 und bekannt für seine Marke »Bio Planète«, auf der Biofach-Messe in Nürnberg ihren Prototyp für Öl-Bars vorgestellt. Bis Jänner 2019 noch wird in drei Bioläden in Dresden, München und Fürth beobachtet, ob der in Frankreich entwickelte und bewährte Shop-in-Shop-Bausatz einer Bio-Salatöl- Tankstelle zum Selbstabfüllen in Glasflaschen auch in Deutschland angenommen wird. Danach kann die Öl-Bar von allen Bioläden bestellt werden. »Wir sind gespannt, wie die KundInnen unser Konzept annehmen werden«, sagt Vertriebsleiter Philipp Plüschke. »Wir sehen hier eine sehr gute Möglichkeit für den Fachhandel, sich vom konventionellen Lebensmitteleinzelhandel abzuheben.«