#eine welt, die wir uns wünschen.

Mit dem Anbau von genmanipulierten Nutzpflanzen sind zahlreiche Bedenken verbunden: Verunreinigung angrenzender Ackerflächen, enorme Belastung der Umwelt durch den exzessiven Einsatz zusätzlicher Pestizide; die Zerstörung der Artenvielfalt und der regionalen Landwirtschaft und nicht zuletzt die Auswirkungen von „Genfood“ auf die Gesundheit. 60% der Europäer sind der Meinung, dass mehr Forschung betrieben werden muss, bevor entschieden werden kann, ob wir Lebensmittel anbauen, die unsere Gesundheit und Umwelt schädigen können. Unter den Gentechnik-Experten besteht aber immer noch kein Konsens darüber, was die Langzeitfolgen von genmanipulierten Organismen betrifft. Die Forschungsinstitute und Kontrollbehörden werden von der Gentech-Industrie finanziert, die in erster Linie ihren Profit im Auge hat und nicht das öffentliche Wohl.

Internationale Verbraucher-, Gesundheits-, Umwelt- und Bauernverbände protestieren schon seit langem gegen den US-Gentechnik-Konzern Monsanto, dem weltgrößten Hersteller von gentechnisch verändertem Saatgut und entsprechenden Pflanzenschutzmitteln, der auch in Europa einen immer massiveren Einfluss auf die Landwirtschaft ausüben versucht. Während sich einige EU-Mitgliedstaaten deutlich gegen die Entscheidung ausgesprochen haben, hat die Europäische Kommission soeben zum ersten Mal seit zwölf Jahren erneut den Anbau genmanipulierter Nutzpflanzen bewilligt. Nicht zuletzt aufgrund des Drucks regionaler Bürgerinitiativen haben Deutschland, Österreich, Frankreich, Griechenland, Ungarn und Luxemburg aber den Anbau des berüchtigten „Mon 810“, dem GVO-Mais von Monsanto, bereits verboten, weil es keinen eindeutigen wissenschaftlichen Beweis dafür gibt, dass dieser genmanipulierte Mais für Tiere und Menschen unschädlich ist.

Von den europaweiten tätigen Protest-Organisationen werden daher mehr unabhängige Untersuchungen, Tests und Vorsichtsmaßnahmen gefordert, ehe neues genmanipuliertes Pflanzensaatgut von der EU zugelassen wird. Dabei gibt eine neue Form der internetbasierenden Mobilisierung kritischen Bürgern eine Stimme: avaaz.org ist eine globale Internetbewegung, die mit demokratischen Mitteln für eine gerechtere Welt kämpft. Globalisierung bedeutet nämlich auch ein zunehmend demokratisches Defizit, da Entscheidungen auf internationaler Ebene von wenigen politischen Eliten und unverantwortlichen Unternehmen getroffen werden und zumeist nicht den Meinungen und Wertvorstellungen der Bevölkerung entsprechen.

Avaaz nutzt den technischen Fortschritt grenzüberschreitender Kommunikation, um Millionen Menschen rund um den Globus zu vernetzen und dadurch Entscheidungsprozesse auf internationaler Ebene zu beeinflussen. So schreibt die britische Wochenzeitschrift “The Economist”, dass Avaaz in der Lage sei, einen „ohrenbetäubenden Weckruf“ an die Entscheidungsträger der Welt zu senden; der „Indian Express“ spricht vom „weltweit größten Web-Campaigner“ und Nobelpreisgewinner Al Gore bezeichnet Avaaz als „inspirierend“ und als eine Gemeinschaft, die bereits damit begonnen hat Veränderungen einzuläuten. Innerhalb eines Jahres wuchs die Mitgliederzahl von Avaaz auf über 3 Millionen Menschen aus aller Welt an.

Nun wurde auf der Avaaz-Internetplattform auch eine „Europäische Bürgerinitiative“ eingerichtet, die EU-Bürgern die Gelegenheit gibt, offizielle Anfragen und politische Vorschläge an die Europäische Kommission zu richten. Eine aktuelle Petition ruft dort bespielsweise zum Sammeln von Online-Unterschriften auf, um die Einführung genmanipulierter Nahrungsmittel so lange zu verbieten, bis ausreichende Forschungsergebnisse vorliegen, und ist somit eine einzigartige Chance für mündige Demokraten, den Einfluss der Monsanto-Lobbyisten in Europa einzuschränken.
Nur gemeinsam können wir die Lücke schließen zwischen der Welt, die wir haben und der Welt, die wir uns wünschen. Es geht jetzt und heute darum, eine künftige Entwicklung zu verhindern, die eines Tages den privaten Anbau von Nahrungsmitteln zur Gänze unter Strafe stellt. Denn dann gibt es nur noch Genfood aus dem Labor – und Menschen aus der Retorte.

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