Ein Kugelbad der anderen Art

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Wasserspeicher gefüllt mit Shade Balls © Gene Blevins/ZUMA Press/Corbis

In Kalifornien trifft die Regierung Maßnahmen gegen die vorherrschende Dürre – in Form von Shade Balls, kleinen, schwarzen Plastikbällen.

Kalifornien kämpft seit 2011 mit einer extremen Dürre, die nicht nur für die Landwirtschaft fatale Folgen hat, sondern auch eine Belastung für die Grundwasserversorgung darstellt. Die kalifornischen Wasserspeicher waren im letzen Jahr nur zur Hälfte gefüllt. Im Frühjahr 2015 wurde sogar der Dürrenotstand ausgerufen, die EinwohnerInnen Kaliforniens mussten ihren Wasserverbrauch um 25% zurückschrauben.

In Los Angeles versucht man nun mit kleinen, schwarzen Plastikbällen gegen die Dürre vorzugehen. „Shade Balls“ heißen die 10cm großen Kugeln, die den Ausweg aus der Wasser-Misere liefern sollen. Was wie ein riesengroßes, schwarzes Kugelbad für Kinder aussieht, soll gleich mehrere Probleme lösen. Durch erhöhte Temperaturen sind Wasserspeicher immer wieder von schnellem Algenwachstum betroffen, was maßgeblich die Trinkwasserqualität einschränkt. Der Shade-Balls-Teppich reflektiert die Sonneneinstrahlung. Dies senkt nicht nur die Temperaturen, um Algen zu stoppen, sondern wirkt auch präventiv vor Verdunstung.

Eine weitere Problematik, die mit der Einführung der Plastikbälle gelöst werden soll, ist die Bildung von Bromat. 2007 wurde dieser Kontaminationsstoff in kalifornischen Wasserspeichern gefunden. Der Grund: Um verunreinigtes Wasser zu desinfizieren werden Wasserspeicher mit Chlor versetzt. Durch zu hohe Sonneneinstrahlung und das vorkommen von Bromiden kommt es zu einer chemischen Reaktion, bei der das krebserregende Bromat entsteht. Die Shade Balls verhindern die Bildung dieses schädlichen Wirktoffes, und könnte damit für ganz Kalifornien gesundheitsfördernd sein.

California Drought 2015

© Gene Blevins/ZUMA Press/Corbis

Insgesamt wurden 96 Millionen Shade Balls vom Los Angeles Departement of Water and Power in den letzten Tagen in LAs Wasserspeichern geschüttet. Wenn die Kalkulation der Regierung stimmt, sollen damit bis zu 300 Millionen Gallonen voll Trinkwasser jedes Jahr gesichert werden. Gespart wird mit diesen Maßnahmen auch im staatlichen Geldbeutel: Die Shade Balls kosten nämlich nur 32 Cent pro Stück und liefern damit einen billigen Ausweg aus der Dürre-Krise. 10 Jahre werden die kleinen Wunderkugeln in Kalifornien eingesetzt, bis sie dann schließlich recycled und gegen neue Shade Balls ausgetauscht werden sollen.

Mithilfe der Shade Balls können also gleich mehrere Probleme beseitigt werden. Oder werden sie dadurch nur verdrängt, auf andere Bereiche verschoben? Wieder einmal frei nach dem Motto: Aus den Augen, aus dem Sinn? Immerhin kippen die Behörden Unmengen an Plastik in ihre wertvollen Wasserreserven. Mit der Entsorgung der schwarzen Bälle in 10 Jahren wird wieder eine Menge CO2 in die Atmosphäre verpulvert. Die kalifornische Regierung entwarnt allerdings Plastikskeptiker: Die Inhaltsstoffe der schwarzen Bälle sollen kein Risiko für die Trinkwasserqualität darstellen. Ob die geplanten Wassersparmaßnahmen mithilfe der Shade Balls funktionieren, wird sich in Zukunft zeigen. Ein Umdenken in ihrem Lebensstil wird den Kaliforniern  dadurch längerfristig aber nicht erspart bleiben.

 

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