Ein kreativer Spielplatz auf ungenutztem Bauland

Auf einem brachliegenden Bauland im 6. Wiener Bezirk entsteht diesen Sommer die Grüne Bühne als räumliche Erweiterung des Kulturvereins Frau Mayer. Dieser Garten inmitten der Wohnhäuser bietet eine inspirierende Spielfläche zum Musizieren, Bepflanzen und Bauen – kurzum zum gemeinsamen Gestalten.

Wo vor Kurzem noch eine siebentägige Performance zum Thema »öffentliches Leben« beobachtet werden konnte, entsteht nun an der Mollardgasse 14 in Wien die Grüne Bühne. Die Organisatoren laden dazu ein, die klassische Rollenverteilung zwischen Besuchern und Veranstaltern oder Publikum und Darstellenden zu verlassen und selbst tätig zu werden.

Vor Kurzen sah das Gelände, auf dem jetzt die Grüne Bühne entsteht, noch so aus. Bild: Dominik Grafl.

Innerhalb von ein paar Wochen ist ein kreativer Spielplatz entstanden. Foto: Paula Huppertz.

Gemeinschaftsprojekt und Kulturverein Frau Mayer

Organisiert wird die Grüne Bühne vom Kulturverein Frau Mayer. Dieser wurde im vergangenen Jahr gegründet und eröffnete ein Lokal gegenüber der Brachfläche in der Hausnummer 17. »Begonnen haben wir mit Frau Mayer – Verein zur Förderung von Kommunikation und Interaktion verschiedener Kunstformen.«, erklärt Mitgründer Dominik Grafl, Multitalent und derzeit Student der »Musik und Bewegungspädagogik« an der Universität für Musik und Darstellende Kunst in Wien. Im Verein ist er hauptverantwortlich für den kulturellen Teil.

»Wir bauen die Struktur und es kann jeder mitspielen, der möchte.« Bild: Dominik Grafl.

Das Anliegen der Gründer ist es, in entspannter Atmosphäre einen sicheren und vertrauensvollen Raum für künstlerischen Ausdruck und Austausch vorzubereiten. Deshalb werden in den Räumlichkeiten, und jetzt auch draußen, vor Ort zubereitete Speisen und Getränke auf Spendenbasis bereitgestellt. »Wir sind aber kein Restaurant, wir spielen nur Restaurant«, wirft der ausgebildete Koch und Computertechniker Berend Jan Sterker, im Verein zuständig für die Infrastruktur, ein. Wer zu Frau Mayer und zur Grünen Bühne kommt, soll sich wie zuhause fühlen, gerne verweilen und selber Teil des Projektes werden, so weit er oder sie kann und möchte.

Was erwartet mich beim Besuch von Frau Mayer und der Grünen Bühne?

Konzerte und Jamsessions, bei denen jeder mitmachen darf, sind bereits ein fester Bestandteil des Geschehens bei Frau Mayer. Es können eigene Instrumente mitgebracht oder die vor Ort vorhandenen ausprobiert werden. Auch Menschen, die sich selbst nicht als Künstler betrachten, bekommen hier die Möglichkeit sich künstlerisch auszuprobieren und einzubringen. Eine Voranmeldung ist nicht nötig und die Tagesmitgliedschaft beträgt 2€. Das wöchentliche Kulturprogramm wird auf einem Aushang am Bauzaun angekündigt.

Ein Lagerfeuer, das als Ort der Zusammenkunft diente und so angeblich die Entwicklung der menschlichen Kultur stark beeinflusste, darf auch nicht fehlen. Bild: Emilia Weirich.

Kein finanzieller, sondern zwischenmenschlicher Reichtum

Für den Start des Kulturvereins gab es kein Budget, dafür aber viel Hilfe durch Mitmenschen. Innerhalb von drei Monaten konnte der Verein durch die Mithilfe von über 150 Menschen und durch diverse Sachspenden realisiert werden. Geholfen hat ihnen dabei ihr soziales Netzwerk: Familie, Freunde, Freunde von Freunden, der Vermieter der Räume und auch Interessierte aus der Nachbarschaft, die zufällig vorbei kamen.

Die Grüne Bühne erweitert die Handlungsmöglichkeiten des Vereins

Mit dem Gelände gegenüber des Lokals erweitert sich für Frau Mayer nun der Spielraum. Der Ort im Freien, schafft eine gute Voraussetzung dafür, kreativ tätig zu werden und verschiedenste Lebensbereiche sinnvoll miteinander zu verbinden. Neben der Gastronomie und einem Kulturangebot im klassischen Sinne, wie Musik und Theater, kann hier beispielsweise auch Agrarwirtschaft und Handwerk betrieben werden.

Die Grüne Bühne verbindet Natur und Kultur an einem zentralen Ort in Wien. Bild: Emilia Weirich.

Auf dem Außenbereich finden sich mittlerweile schon ein Lagerfeuerplatz, eine Bar mit Ofen, eine runde Bühne, selbst gebaute Sitzgelegenheiten, ein Flügel und Hochbeete. Eröffnet wurde am 13. Juli und der Mietvertrag läuft bis Ende Oktober 2018 – eine weitere Nutzung über diesen Zeitpunkt hinaus soll aber nicht ausgeschlossen werden.

Die Verbindung von Grünem und Bühne

Der urbane Garten in der Mollardgasse ist nur ein kleiner Teil des künftigen Gartenbauprojekts von Frau Mayer. Etwa eine Stunde südlich von Wien hat der Verein 4,5 Hektar Land zur Verfügung, auf dem demnächst Gemüse, Kräuter und Deko-Blumen für die Verwendung im Lokal angebaut werden sollen. Die beiden Aspekte der Grünen Bühne, Landwirtschaft und Kultur, stehen hier also in einem direkten Zusammenhang. Für die Gartenbaugruppe werden noch Leute gesucht, die sich praktisch beteiligen möchten.

Ansprechperson für den Garten ist die studierte Biologin Monika Sabler, die seit zwei Monaten dabei ist. Durch die Nutzung der Baulücke an der Mollardgasse 14, meint Sabler, kann den Leuten gleichzeitig auch wieder die Natur etwas näher gebracht und Kunst- und Kulturprojekte in einer inspirierenden Umgebung, nicht nur von Beton umgeben, entwickelt und umgesetzt werden.

Für das Gartenprojekt sucht der Verein noch weitere Teilnehmer und Teilnehmerinnen. Bild: Paula Huppertz.

Die Bedeutung der grünen Umgebung für die Idee des Kulturvereins beschreibt Sterker folgendermaßen:

»Das Gartenbauprojekt ist ein wichtiger Bestandteil von Frau Mayer, weil im Biologischen, darin wie die Pflanzen wachsen, können wir wieder verstehen, was Entwicklung heißt. Dass sich etwas entfaltet und nicht, dass man ein bestimmtes Ziel erreicht und dann hat man es – das ist eigentlich nicht so interessant – es ist nur ein Moment in der ganzen Entfaltung der Realität.«

Kein festes Konzept, aber ein Ziel

Das Besondere des Vereins ist nämlich, dass die Macher und Macherinnen sehr offen für Ideen sind und es für die künftige Entwicklung kein feststehendes Konzept oder vorgegebenes Programm gibt. Der Begegnungsort wird durch das gestaltet, was die teilnehmenden Personen an Fähigkeiten und Interessen einbringen. Und das kann von Musik bis hin zu IT-Projekten reichen. »Wir bauen die Struktur und es kann jeder mitspielen, der möchte.«, so Grafl.

Im Vereinslokal von Frau Mayer ist mehr als ein gastronomischer Betrieb. Bild: Dominik Grafl.

Ziel ist eine Verantwortungsgemeinschaft, die sich nicht auf den Betrieb des Vereinslokals beschränkt. So entsteht mit dem Verein in der Mollardgasse eine Art Schule für spielerisches und lebenslanges Lernen, in der jeder und jede sowohl Lehrer oder Lehrerin, als auch Schüler oder Schülerin sein kann.

Ideen für weitere Schritte gibt es von Seiten der Vereinsgründer trotzdem. In Zukunft sollen zum Beispiel Festivals und Workshop-Reihen gestaltet werden und es soll eine Plattform für Künstlerinnen und Künstlern entstehen.

 

Grüne Bühne (Außenbereich) Do.–Sa., ab 18 Uhr, So. von 11–16 Uhr

Frau Mayer (Innenbereich) nach 22 Uhr Musik drinnen und bei schlechtem Wetter

Keine Voranmeldung notwendig, Tagesmitgliedschaft 2€

Mollardgasse 14 & 17, 1060 Wien // Facebook

 

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