DIY-Tschick #7: Smells like Tod und Verderben

Der Tabak wächst, ich kann förmlich zusehen. Mittlerweile hat er die Herrschaft im Gemüsebeet übernommen und sieht erhaben auf seinen Nachbar Paradeiser herab.

Damit das so weitergeht, wird jetzt gedüngt und der Boden mit Nährstoffen versorgt. Optimalst bio und ausserdem gratis geht das mit Brennsseljauche und die wiederum geht so:

1.) Brennessel pflücken, ein wenig zerkleinern – dann rührt es sich später leichter – und in einen Kunststoffbehälter füllen. Achtung: kein Metall oder Email, auch wenns im Garten hübscher aussieht, hier ist blödes Plastik gefragt. Die Brennessel sollten nicht blühen, sonst landen Samen in meinem Gemüsebeet und verzaubern es flugs in ein Brennesselbeet und die Wurzeln sollten auch entfernt werden. Im Sinne der persönlichen Sicherheit sei hier erwähnt: Beim Pflücken empfehlen sich Handschuhe, lange Ärmel und Hosenbeine. Ach nein…

2.) Für 10 Liter Wasser ca. 1 kg Brennessel bzw. 3-5 grosse Brennesseln für 1 Liter Wasser.
Behältnis locker mit Brennesseln füllen und mit Regenwasser (abgestandenes Leitungswasser tut es auch) auffüllen, an einen sonnigen Ort stellen und wenn möglich täglich 1x mal umrühren.

3.) Jetzt beginnt der Gärprozess und verwandelt meinen Ökodünger in olfaktorische Körperverletzung. Das Gebräu stinkt nach Tod und Verderben und sieht immer mehr danach aus. Aber: alles ok, es muss stinken und wenn alles stimmt, bildet sich beim Umrühren jetzt weißer Schaum. Ganz zarte Näschen streuen Gesteinsmehl, das reduziert den Gestank, aber für mich gilt: Zimperlich war gestern!

4.) Fertig ist die Brühe nach ca. 7-14 Tagen, wenn sie eine dunkle, braun-grüne Farbe hat und sich beim Umrühren kein Schaum mehr bildet. Bestialisch stinken tut sie wie eh und je und das wird sich auch nicht ändern. Das ist der Preis, den man für 100 Prozent bio und gratis zahlen muss, tut mir leid. Die groben Pflanzteile durch ein Sieb (z.B. Zaunreste, altes Kartoffelnetz oder was sich sonst so findet) abseien und die Jauche jetzt abgedeckt an einem schattigen Ort aufbewahren.

4.) Die Jauche wird zum Düngen nie unverdünnt verwendet und beim Giessen darauf achten, nicht auf die Blätter zu gießen! Das scharfe Gebräu kann Schaden anrichten und die Blätter verbrennen. Ich nehme ein Mischungsverhältnis von 1:10 oder 1:20 (also ca. 1/2 -1 Liter Jauche auf 10 Liter Wasser etwa alle zwei Wochen. Am besten auf schon feuchten Boden gießen, dann kann der Boden die Nährstoffe aus der Jauche besser aufnehmen.

Aber nicht nur Tabak steht auf Brennesseljauche! Besonders gut finden sie Tomaten, Kürbis, Kohl und Kartoffeln. Nicht so gut: Zwiebel, Lauch, Knoblauch, Erbsen und Bohnen. Ich dünge auch meine Balkonpflanzen damit und ab und zu kriegen die Blütenstauden und Rosen im Garten auch etwas ab. Und: Die Brennesseljauche kann noch mehr, aber das ist eine andere Geschichte…

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