Ist Nachhaltigkeit weiblich?

Was haben Gender, Geschlecht und Sustainability miteinander zu tun?

Im Jahr 2015 haben die Vereinten Nationen die Sustainable Development Goals beschlossen. Die 17 SDGs dienen seither als globale Leitziele für die nachhaltige Entwicklung. Unter den Zielen findet sich auch die Geschlechtergerechtigkeit. SDG 5 lautet: »Geschlechtergleichstellung erreichen und alle Frauen und Mädchen zur Selbstbestimmung befähigen.« Damit wird Geschlechtergerechtigkeit zum formellen Nachhaltigkeitsziel. Doch nicht erst durch die Entwicklungsziele werden Geschlecht und Nachhaltigkeit miteinander verknüpft. Die Verbindungen zwischen Gender und Sustainability sind vielfältig.

Der Frage, wie Nachhaltigkeit und Gender miteinander zusammenhängen, haben sich im Jahr 2014 aus einer wissenschaftlichen Perspektive Ruth Meinzen-Dick, Chiara Kovarik und Agnes Quisumbing am International Food Policy Research Institute in Washington D.C. gewidmet. »Auf die Frage, ob Gender für Nachhaltigkeit von Belang ist, gibt es eine einfache Antwort: Ja, das ist es. Das bedeutet jedoch nicht, dass Frauen von Natur aus ressourcenschonender sind«, stellten die Wissenschaftlerinnen damals fest. Die These, dass Frauen einen mehr oder weniger angeborenen Nachhaltigkeitsbezug hätten, der durch tradierte Rollenzuschreibungen gepflegt würde, ist eine verbreitete Sicht auf Weiblichkeit und den schonenden Umgang mit Ressourcen. 

Um den Zusammenhang zwischen Nachhaltigkeit und Geschlecht wirklich zu erfassen, müsse man sich allerdings die ganz materiellen Bedingungen, unter denen Frauen leben und arbeiten ansehen, und eben auch immaterielle Aspekte, wie Rollenbilder oder andere intrinsische Beweggründe für bestimmtes Verhalten. Die Autorinnen stellen fest, das es überwiegend Männer seien, die allein durch ihre beruflichen Aufgaben und Positionen zu Nachhaltigkeits-Verantwortlichen werden: »Die meisten Programme zur Förderung der Nachhaltigkeit sind geschlechtsunabhängig und arbeiteten daher in erster Linie mit Männern zusammen, die häufiger öffentliche Funktionen einnehmen, und die von Außenstehenden oftmals eher als Förster erkannt werden, als Bewässerungstechniker, Fischer oder Landwirte.« Kurz: Wo es um Nachhaltigkeit geht, sind es oftmals Männer, die Entscheidungen treffen und die wichtigen Positionen besetzen. 

Ist Ökofeminismus die Lösung?

Wie lässt sich das Problem lösen? »Ökofeminismus kann als eine valide Antwort auf die Tendenz angesehen werden, die Bedeutung natürlicher Ressourcen für Frauen und die wichtige Rolle, die Frauen beim Management natürlicher Ressourcen spielen, zu übersehen.« meinen die Autorinnen. Allerdings mit Einschränkung: »Es ist auch irreführend, einen ökofeministischen Mythos zu verewigen, indem nur eine Seite der Beweise für das Ausmaß und die Gründe für geschlechtsspezifische Unterschiede bei der Aneignung und Bereitstellung von natürlichen Ressourcen in Betracht gezogen wird. Frauen als homogene Kategorie zu behandeln, kann eine nützliche Strategie sein, um auf die Rolle von Frauen im Management natürlicher Ressourcen aufmerksam zu machen, aber wir müssen über diese vereinfachte Sichtweise hinausgehen, um die Unterschiede zwischen Frauen und Männern zu erkennen und die Faktoren zu berücksichtigen, die neben dem Geschlecht eine Rolle spielen.«

Die Frage nach den Unterschieden zwischen Frauen und Männern beim nachhaltigen Umgang mit sozialen, ökonomischen und ökologischen Ressourcen gehört gestellt und diskutiert. Und das wollen wir tun. Im Rahmen des Riot Festivals lädt BIORAMA am 6. März 2019 um 18 Uhr ins Wohnprojekt Wien zur Diskussion um die Geschlechter- und Genderaspekte von Nachhaltigkeit. Dazu haben wir Frauen auf unser Podium gebeten, die durch ihre Expertise, durch ganz persönliche und berufliche Erfahrungen Interessantes zum Thema beitragen können. Wir diskutieren mit:

  • Prof. Dr. Doris Damyanovic BOKU Wien, Mitglied im GDUS-NETWORK – Gender, Diversion and Urban Sustainability; 
  • Elisabeth Noever-Ginthör, Wirtschaftsagentur Wien, Kreativwirtschaft; 
  • Michaela Russmann,Bio-Gastronomin, Buchautorin; 
  • Ulrike Haele, Institute of Design Research Vienna, New Design University St.Pölten;
  • Annemarie Harant,Unternehmerin, Podcasterin (Erdbeerwoche GmbH, Tonspur N) 

BIORAMA Riot Panel: »Ist Nachhaltigkeit weiblich?«

06. 03. 2019
18 Uhr 
Wohnprojekt Wien
Krakauer Str. 19/45, 1020 Wien

VERWANDTE ARTIKEL