Die vergrünte Phorusgasse

Foto: mueritz CC BY-SA 2.0

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„Wiesn auf der Wiedn“ ist eines der Projekte des Chelsea Fringe Gartenfestivals. Dieses Jahr findet das Festival zum zweiten Mal in Wien statt – und zur gleichen Zeit, vom 17. Mai bis zum 8. Juni, wie in dLondon, Bristol und Melbourne. Wir haben
 Stadtspionin Sabine Maier getroffen und mit ihr über ihr Projekt Wiesn auf der Wiedn geplaudert.

BIORAMA: Frau Maier, Sie organisieren das Projekt „Wiesn auf der Wiedn“. Es geht darum, die Phorusgasse im Zeitraum des Festivals zu vergrünen. Wie genau soll die Straße denn aussehen?

Sabine Maier: Wir wollen im oberen Teil der Phorusgasse, also von der Wiedner Hauptstraße zur Leibenfrostgasse, auf beiden Gehsteigen Blumenkisten voll mit blühenden Blumenwiesen stehen haben. Genehmigt ist das nur im oberen Teil der Phorusgasse, da hier die Gehsteige breit genug sind, sodass Passanten neben den Pflanzengefäßen noch gehen können. Es soll aussehen als würde durch die Phorusgasse ein Blumenbächlein hinunterfließen. Ein  weiterer Teil des Projekt ist, dass im gesamten vierten Bezirk so viele Menschen wie möglich vermehrt Blumenkisten vor den Fenstern und auf den Balkonen bepflanzen.

Wie ist Ihnen die Idee einer vergrünten Phorusgasse gekommen?

Bis zum Anfang der 70er-Jahre war in der Phorusgasse der Wiener Blumengroßhandel, der jedoch dann an den Rande Wiens umgesiedelt und von einem Senioren-Heim ersetzt wurde. Wir wollen mit unserer Aktion die Blumen wieder zurück bringen und an die grüne Vergangenheit der Phorusgasse anknüpfen.

Mit welchen Problemen waren Sie konfrontiert bezüglich der Organisation des Projekts?

Aufwendig zu organisieren ist so ein Projekt schon. Man muss viele Behörden kontaktieren, zum Beispiel die Müllabfuhr und die Wiener Gärten. Probleme hatten wir jedoch nie. Ich habe schon sehr früh begonnen, das Projekt zu organisieren und der Bezirksvorsteher von Wieden, Leopold Plasch, sowie  seine Stellvertreterin, Barbara Neuroth, sind beide begeistert und unterstützen das Projekt. Ich muss mich an dieser Stelle auch offiziell bedanken, denn sie übernehmen einen großen Teil der bürokratischen Seite.

Ist es schwierig, die Bewohner und Anrainer zu motivieren, sich zu beteiligen?

Privatpersonen haben wir durch Flyer auf unsere Aktion aufmerksam gemacht und begeistert. Wenn wir genügend Pflanzensamen zu Verfügung haben, wollen wir diese auch an die Bewohner Wiedens verschenken, allerdings steht das noch nicht fest. Aber in der Phorusgasse verstecken sich ja auch einige Unternehmen, von denen sich die meisten mit eigenen Projekten beteiligen. Wir haben in unserer Straße eine Volksschule, eine Werbeagentur, eine der ältesten Bäckereien in Wien, die Bäckerei Grimm, die Pfadfinder und ein Yogastudio. Für mich ist die Phorusgasse ein Miniatur-Wien.

Wie werden alle diese Materialien finanziert?

Im Grunde haben wir kein Budget dafür, aber wie man sagt: „Alle Menschen auf der Welt kennen sich über sieben Ecken.“ Wir organisieren unsere Mittel durch verknüpfte Bekanntschaften der vielen Helfer. Und auch das ist das Schöne an dem Projekt: Alle Bewohner der Phorusgasse ziehen an einem Strang! Floristen in der Gegend unterstützen uns, sowie die Gärtnerei Wien, die uns Blumenerde zur Verfügung stellt.

Ist es das erste Mal, dass Sie beim Chelsea Fringe Festival mit dabei sind?

Ja, das ist das erste Mal, dass ich mich beteilige. Ich bin aber schon immer leidenschaftliche Gärtnerin, habe bereits ein Buch über Gärtnern in Wien geschrieben, das im Stadtspionin Verlag erschienen ist. In dem Buch findet man Tipps und viele brauchbaren Informationen, wenn man in Wien gärtnern will –  sei es ein Schlosspark oder das Fensterbrett.

Foto: leralle CC BY-NC-SA 2.0

Foto: leralle CC BY-NC-SA 2.0

Dürfen nach wie vor Autos in dieser Straße fahren?

Ja! Das Ganze findet ausschließlich auf dem Gehsteig statt, der glücklicherweise breit genug ist. Wir nehmen also nichts von der Fahrbahn oder von Parkplätzen ein.

Unter anderem wird es Gehsteigpicknicks geben. 

Die Picknicks werden nicht organisiert und sollen ganz spontan passieren. Jeder nimmt einfach die eigene Decke mit, so wie das bei einem Picknick so ist.

Auch einen Garden-Pop-upStore soll es geben. Was kann man sich darunter vorstellen?

Einen Garden-Pop-up-Store gab es ja in Wien nie zuvor. In der Mitte der Phorusgasse, dort wo früher der Blumengroßhandel war, gibt es noch eine kleine Grünfläche, die wir durch diesen kleinen Laden wiederbeleben wollen.

Wäre es nicht schön, dass ganze Jahr über, nicht nur im Zeitraum des Festivals, die Phorusgasse als „Wiesn an der Wiedn“ zu behalten? 

Wir haben die Bewilligung für den Festivalzeitraum, würden die Blumenkisten jedoch gerne den ganzen Sommer über stehen lassen. Im Juni, Juli und August ist die Hauptblütezeit der Wiesen, es wäre also schade, am Ende des Festivals, also schon am 8. Juli, alles abzuräumen. Allerdings bräuchten wir für eine Verlängerung eine neue Bewilligung.

Es gibt ein Schwesternprojekt in der Belvederegasse. Inwiefern wird sich die Belvederegasse verändern?

Die Gehsteige der Belvederegasse werden sich nicht verändern, dort wird das Ganze in den Höfen stattfinden. Das ist ein wenig einfacher zu organisieren, da man ausschließlich die Hausverwaltung um Erlaubnis fragen muss. Das Projekt Belvederegasse ist also eher für den privaten, als für den öffentlichen Raum gedacht. Aber wie gesagt: „Wiesn in Wiedn“ soll nicht alleine ein Projekt der Phorusgasse sein: Ich träume ja davon, dass eines Tages, in ein paar Jahren, ganz Wieden voller Blumen ist. Die Phorusgasse ist das Startprojekt.

 

www.landscapeart.at/Wiesen-auf-der-Wieden
www.diestadtspionin.at

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