Kinderbuch-Klassiker als Film: „Die kleine Hexe“

Die kleine Hexe, verkörpert von Karoline Herfurth (Foto: Constantin Film)

„Die kleine Hexe“ knüpft an die Tradition sorgfältig inszenierter tschechischer oder deutscher Märchenfilme an.

Es regnet Löffel und Wäscheklammern, wenn die kleine Hexe sich mit dem Zauberspruch irrt. Das ist süß, zugleich stellt sich die Frage, ob Kinder sich im Jahr 2018 von so einer Hexe noch verzaubern lassen? Oder ob solche Einfälle nicht schon ein bisschen antiquiert wirken. Immerhin ist die Romanvorlage von Ottfried Preußler sechzig Jahre alt. Heute werden Hexen im Kino mit ganz anderen Tricks und Visuals verbunden. Oder, wenn man an die Verfilmung von „Hexe Lilli“ denkt, dann sind US-amerikanische Einflüsse bei Humor und Coolness unverkennbar. Keine Frage, „Die kleine Hexe“ geht in der Inszenierung von Michael Schaerer andere Wege. Der Film erinnert an die Tradition sorgfältig inszenierter tschechischer oder deutscher Märchenfilme, schafft zugleich aber den Spagat, dabei ganz frisch zu wirken. Die Idee der Figur geht dabei nicht verloren: einen auf einer zutiefst menschlichen Ebene anzusprechen. Da gibt es die kleine Hexe (liebenswürdig und komisch von Karoline Herfurth verkörpert), die in einem glitzernden, von Moos bewachsenen Wald mit ihrem altklugen Raben Abraxas wohnt. Sie ist fröhlich und neugierig gegenüber der Welt, doch das Problem, das sie beschäftigt, ist ein gänzlich soziales: die anderen Hexen wollen sie beim jährlichen Tanz um das Feuer beim Walpurgisnacht-Treffen nicht mitmachen lassen. Das riesige Zauberbuch auswendig zu lernen, würde ihr noch gelingen. Aber dass sie – insbesondere zu Kindern, denen es gerade nicht so gut geht – böse sein soll, das gelingt ihr nicht. Der Witz an Preußlers Buch ist also, dass die Hexe gegen den Strich gebürstet ist und wir sie dafür mögen. Daneben treibt sie natürlich einigen Schabernack, den sich die alten Hexen verdient haben, insbesondere die Aufpasserin der kleinen Hexe, die unheimliche Rumpumpel, schwarzgewandet und immer von ihrem Kater begleitet (Suzanne von Borsody). Kurzweilig, sympathisch.

(Gunnar Landsgesell)

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