Die „gemeine Wespe“, ein ungebetener Sommergast
Wespen-Alarm! Heuer gibt es besonders viele schwarz-gelbe Quälgeister. Mit diesen Tipps übersteht ihr die Sommermonate stichfrei!
Endlich, das jährliche Lieblingsfestival und der Campingurlaub am See stehen an. Doch kaum ist das Lager aufgebaut und ein belohnendes Eis in der Hand, sind sie da, die Wespen. Heuer haben sie durch ihr massenhaftes Auftreten sogar Headliner-Potenzial. Mitschuld an der Misere ist vor allem der März. Seine überdurchschnittlich hohen Temperaturen begünstigten das Wachstum der Wespenvölker in diesem Jahr besonders.
Auch April, Mai und Juni verliefen zumeist warm und trocken. Genau „diese Witterung lässt die Völker gut gedeihen“, erklärt Entomologe Martin Schwarz. Die genauen Ursachen für die starke Vermehrung der Wespen in diesem Jahr seien jedoch noch nicht völlig geklärt.
Die Vorhersagen aus dem Frühjahr bestätigen sich
2017 ist ein Wespenjahr und derzeit ist Hochsaison! Egal ob zu Eis, Limonade oder Steak, eine kräftige Portion Wespen ist vor allem im August jedem garantiert. Aber kein Grund zur Panik, die Wespen führen nichts Böses im Schilde. Sie sind auf Futtersuche für sich und ihre Larven und ihnen schmeckt, wie uns auch, vor allem Süßes. Wer aber einige Punkte im Umgang mit Wespen beachtet, bleibt von oft erzählten Horrorgeschichten und Mythen rundum das Insekt verschont. „Es gilt Ruhe zu bewahren“, so Schwarz.
Nicht alle Wespen sind lästig und „gemein“
Unter einer Vielzahl an Wespenarten werden nur die Deutsche und die Gemeine Wespe lästig. Laut Schwarz sind es auch die aggressivsten Arten. Während Völker anderer Arten Anfang August schon absterben oder bereits abgestorben sind, leben die Gemeine und die Deutsche Wespe bis September oder Oktober, sind durch die Abkühlung jedoch weniger aktiv. Danach stirbt das gesamte Volk, welches bis zu 7.000 Tiere umfassen kann, bis auf die Königin ab, um Platz für den Nachwuchs zu schaffen.
Allgemein gilt aber: Ob lästig und gemein oder nicht, ist das Nest oder das eigene Leben in Gefahr, stechen alle Wespenarten. Instinktartig, sozusagen. Erschütterungen und rasche Bewegungen im Nestbereich sollten daher vermieden werden.
Die ungebetenen Gäste loswerden
Also bitte nicht fuchteln oder erschlagen! Wer den Wespen nach ihrer Direktlandung auf dem Schokoladeneis den Kampf ansagt, macht die eigentlich friedlichen Tiere erst aggressiv. Unter Todesangst stechen sie schneller zu und senden Pheromone aus, die Artgenossen anlocken. Auch durch Pusten fühlen sich die Tiere bedroht. Das CO2 löst ein Alarmsignal aus, dass die Wespen an ihre Kollegen weitergeben, wodurch man mit einem noch größeren Ansturm rechnen muss.
Die beste Strategie heißt also cool bleiben und mitnaschen lassen. Verirrt sich eine Wespe ins Haus, kann man einfach ein Glas überstülpen und mit einem Blatt Papier als Boden das Tier nach draußen befördern.
Hausmittel gegen Wespen lassen zu Wünschen übrig
Entgegen aller Hoffnungen bringen Hausmittel wie Kaffee, Basilikum, Zitronen oder Nelken wenig bis keinen Erfolg. Ja, selbst zwischen den Fingern geriebene Kupfermünzen schrecken die Tiere nicht ab! Auch zwischen schwarzem Anzug und knallig-blumigem Sommerkleid machen die Wespen keinen Unterschied. Im Gegensatz zu süßen Parfums, Deos oder parfümierten Sonnencremen können bunte Klamotten also ohne Bedenken getragen werden. Die Tiere reagieren nicht auf Farben sondern auf Gerüche.
Allerdings fällt es leichter sie durch Gerüche anzulocken, als fernzuhalten. Am Festival, in der Strandbar, auf der eigenen Terrasse oder im Gastgarten ist es somit am effektivsten Nahrungsmittel abzudecken, Reste umgehend zu entfernen und Getränke mit dünnen Strohhalmen zu trinken, sowie blickdichte Flaschen und Dosen zu vermeiden! Wer bereit ist zu teilen, kann außerdem aufgeschnittene Weintrauben, in ausreichender Entfernung zum Esstisch aufstellen, als Ablenkmanöver sozusagen. Garantie verschont zu bleiben, besteht jedoch genauso wenig wie durch Rauchen.
Doch gestochen?
„Ein Wespenstich ist zwar schmerzhaft, aber für einen normalen Menschen nicht gefährlich.“ Martin Schwarz rät, die Stichstelle mit kaltem Wasser zu kühlen und mit Zwiebel- oder Spitzwegerichsaft einzureiben, um „den Schmerz zu lindern und die Schwellung zu reduzieren.“ Bei allergischen Reaktionen sei jedoch unbedingt ein Arzt zu kontaktieren. Wer sicher gehen möchte, zeichnet mit einem Kugelschreiber einen Kreis, um die Einstichstelle und kann so beobachten, ob die Rötung größer wird.
Ein Wespennest entdeckt?
An der Art des Nestes lässt sich schnell erkennen, um welche Wespenart es sich handelt. Die Gemeine und die Deutsche Wespe bauen ihre Nester gewöhnlich im Boden oder in dunklen Hohlräumen in Gebäuden, wie Rollladenkästen. „Freihängende Nester im Freien oder am Dachboden stammen von Arten, die keine Probleme verursachen. Diese Nester sollte man belassen, sofern man sich nicht häufig in unmittelbarer Nähe aufhält“, empfiehlt der Entomologe.
Zwei bis drei Meter Sicherheitsabstand brauchen die Wespen, um sich nicht bedroht zu fühlen. Können diese im Alltag nicht eingehalten und muss das Nest in Folge entfernt werden, ist ein Experte aufzusuchen. Anstatt ein Nest auszurotten, kann es unter Umständen nämlich auch umgesiedelt werden. Gefahrlos lässt sich ein Wespennest erst dann entfernen, wenn die ersten Frostnächte ihre Opfer forderten. Dann ist es wichtig die betroffene Stelle gründlich zu reinigen, um ein Wiedereinnisten der Königin im nächsten Jahr zu vermeiden.
Ein Grund Freundschaft zu schließen
Ja, Wespen sind lästig und gemein, jedoch auch unheimlich nützlich, denn sie jagen Mücken! Ja genau, die, die uns auch stechen ohne, dass wir sie bedrohen, einfach, weil wir ihnen schmecken. Darum lasst euch Limonade und Bier lieber selber schmecken (nicht aus Dosen!) und stellt keine Todesfallen auf. Was nächstes Jahr angeht, können wir ohnehin beruhigen: „Nach einem starken Wespenjahr folgt ein Jahr mit nur wenigen Wespen“, so Schwarz.
Abschließend haben wir noch einen Geheimtipp an die Bastler unter euch: Man sagt, dass Wespen andere Wespen meiden. Ihr könntet euch also ein selbstgebasteltes Wespennest auf die Terrasse hängen, um die Viecher fernzuhalten. Mag ein bisschen skurril klingen, aber hilft’s nicht, schadet’s auch nicht! Einen Versuch ist’s wert!