Die bedrohte Art der Woche: der Fischotter
Der Fischotter war in Österreich seit jeher heimisch und teilte sich mit den Fischen problemlos den Lebensraum der Gewässer-Ökosysteme. Nach seiner fast völligen Ausrottung im 20. Jahrhundert, erholt sich der Bestand der Art in den letzten zwei Jahrzehnten langsam wieder.
Der Fischotter steht in Österreich auf der Roten Liste und genießt international besonderen Schutz u.a. durch die Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie der EU. Aus ökologischer Sicht ist der Fischotter ein wertvoller natürlicher Bestandteil der heimischen Flüsse und Bäche. Österreich trägt aufgrund seines Gewässerreichtums und seiner geografischen Lage eine besondere Verantwortung bei der Wiederausbreitung der Otter. Deshalb setzt sich der WWF für den Schutz des Fischotters ein.
Weit verbreitet
Das ursprüngliche Verbreitungsareal des Eurasischen Fischotters umfasste den gesamten europäischen Kontinent inklusive der Britischen Inseln, sowie weite Teile Asiens und Nordafrikas. In den vergangenen beiden Jahrhunderten gingen die Fischotterbestände in vielen Teilen Europas durch Bejagung, Gewässerverschmutzung und Lebensraumverlust stark zurück. Besonders in und rund um Österreich – mit Ausnahme der östlichen Nachbarregionen – war der Fischotter im 20. Jahrhundert aus vielen Gebieten verschwunden. In Österreich hat sich der Fischotter in den vergangenen Jahren von selbst wieder ausgebreitet. Bei dieser Entwicklung handelt es sich um einen völlig natürlichen Vorgang ohne Eingriff des Menschen oder direkte menschliche Stützungsmaßnahmen. Der Fischotter hat begonnen Gebiete und Gewässersysteme – vor allem in Ostösterreich – wieder zu besiedeln, in denen er ursprünglich beheimatet war.
Biologie
Der Eurasische Fischotter zählt zur Familie der Marder. Er lebt an und in sämtlichen Arten von Feuchtgebieten (Bäche, Flüsse, Seen, Teiche, Küstenregionen von Meeren). Sein dichtes Fell und die Schwimmhäute zwischen den Zehen sind die wichtigsten Anpassungen an das Leben im Wasser. Fischotter ernähren sich in hohem Maß von Fisch, daneben v.a. von Amphibien, Krebsen oder Weichtieren. Der tägliche Nahrungsbedarf beträgt 0,5-1 kg Nahrung pro Tag. Erwachsene Fischotter leben als Einzelgänger in großen Streifgebieten (20-40 km) entlang von Gewässern – männliche und weibliche Tiere kommen nur zur Paarung zusammen. Weibchen sind ganzjährig fortpflanzungsfähig. Pro Wurf kommen im Schnitt 2-3 Junge zur Welt, die von der Mutter bis zu 14 Monate lang betreut werden. Fischotterweibchen bekommen durchschnittlich zweimal in ihrem Leben Junge. Dadurch wächst der Bestand nur sehr langsam, obwohl Fischotter nur wenige natürliche Fressfeinde haben. Außerdem regulieren Faktoren wie Hochwasser oder jahreszeitlich bedingte Nahrungsengpässe den Bestand. Da Fischotter Einzelgänger sind und territorial leben kommen sie unter natürlichen Bedingungen nicht in hohen Dichten vor.
Gefährdet
Die Gründe für die dramatischen Bestandseinbrüche der vergangenen Jahrhunderte sind vielfältig. In erster Linie war es die direkte Bejagung, die wesentlich zum Verschwinden der Fischotter beitrug. Besonders intensiv war die Verfolgung im 19. Jahrhundert. In vielen Ländern Europas wurden regelrechte Vernichtungsaktionen durchgeführt und teilweise Prämien für die Erlegung von Ottern ausbezahlt. Das führte in der Folge zum Zusammenbruch der Bestände oder sogar zum Erlöschen des Vorkommens in vielen Regionen. Ein weiterer wichtiger Grund für den Bestandsrückgang ist der Lebensraumverlust durch Flussregulierungen, Gewässerverbauungen, die Trockenlegung von Feuchtgebieten und die Gewässerverschmutzung. Diese Faktoren wirken sich negativ auf den Fischotter aus. Entweder sie wirken direkt, wie z.B. der Verlust von Deckungs- und Rückzugsräumen an regulierten Flussufern oder indirekt (z.B. Dezimierung des Nahrungsangebotes an Fischen durch die Zerstörung von Laichplätzen oder weniger Amphibien als Beute durch die Trockenlegung von Feuchtgebieten). Problematisch sind auch Weichmacher (Polychlorierte Biphenyle – PCB), die Gewässer verschmutzen und bei verschiedenen Arten, so auch beim Fischotter, zum Verlust der Fortpflanzungsfähigkeit führen.
Das Auftreten des Fischotters birgt aber auch Konfliktpotenzial, denn durch sein natürliches Verhalten geraten Fischotter in Konkurrenz zu menschlichen Nutzungsinteressen wie etwa die der Fischereiwirtschaft. Der WWF will deshalb an Lösungen für ein konfliktfreies Neben- und Miteinander von Fischern und Fischottern, bei natürlichen Fischbeständen, mitarbeiten. Der Fischotter darf aber nicht für die Auswirkungen des schlechten ökologischen Zustands vieler Gewässer bzw. für eine nicht nachhaltige Bewirtschaftung hauptverantwortlich gemacht werden.
„Das Geschäft mit dem Tod – das letzte Artensterben?“
23. Oktober 2013 – 21. April 2014
Naturhistorisches Museum (NHM)
Burgring 7, 1010 Wien
Die Sonderausstellung informiert über das menschengemachte Artensterben. Dabei werden der Verlust von Lebensräumen, schwindende Ressourcen und sich verändernde klimatische Bedingungen, genauso wie Wilderei und der illegale Handel mit bedrohten Tier- und Pflanzenarten als Gründe für den Rückgang von Biodiversität thematisiert. In Kooperation mit dem NHM und dem WWF präsentiert BIORAMA in einer neuen Online-Rubrik „Die bedrohte Art der Woche“ wöchentlich eine vom Aussterben bedrohte Tierart.