Die bedrohte Art der Woche: der Braunbär
Der Europäische Braunbär ist ein Säugetier aus der Familie der Bären (Ursidae). Als eines der größten an Land lebenden Tiere der Erde spielt er in zahlreichen Mythen und Sagen eine wichtige Rolle.
Vor allem in Europa ging im Zuge der stärkeren Kultivierung des europäischen Territoriums wichtiger Lebensraum für den Bären verloren. Durch die Abholzung und Nutzbarmachung der Landschaft für die stärker hervortretende Landwirtschaft verloren die Braunbären geeignete Lebensräume. Darüber hinaus wurden die Bären als vermeintlicher Nahrungskonkurrent und potenzielle Gefahr intensiv bejagt. Dies hat dazu geführt, dass der Braunbär in vielen Gebieten, wie zum Beispiel den Alpen beinahe ausgerottet wurde.
Unter den zurzeit acht bekannten Bärenarten, gilt der Braunbär als der am weitesten Verbreitete. So waren die verschiedenen Unterarten des Braunbären ursprünglich in Nordamerika, Asien und Europa zu finden. Der nordamerikanische Ableger des Braunbären ist besser unter dem Namen Grizzlybär bekannt.
In Europa war der Braunbär (Ursus arctos arctos) früher auf dem gesamten Kontinent beheimatet. Heute ist das Verbreitungsgebiet wesentlich kleiner. So gibt es Bären noch in Nord- und Nordost-Europa, den Pyrenäen, in den Karpaten, in den Dinariden, dem Apennin sowie auf dem Balkan und in den Alpen. In der Roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN (International Union for the Conservation of Nature) werden die Populationen des Europäischen Braunbären unterschiedlich eingestuft. Diese reichen von „nicht gefährdet“ bis zu „vom Aussterben bedroht“, wie z.B. die Population in den Alpen. Außerdem ist der Braunbär in der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der Europäischen Union gelistet und damit streng geschützt.
Ernährungsweisen
Durchschnittlich erreichen Braunbären ein Gewicht zwischen 120 und 250 Kilogramm. Die Allesfresser ernähren sich zu 75% vegetarisch. Im Sommer und Herbst größtenteils von Beeren, Eicheln, Bucheckern und Kastanien. Neben Gräsern, Kräutern und Blüten stehen außerdem Nüsse und Pilze auf ihrem Speiseplan. Bären sind keine guten Jäger. Tierische Nahrung ist trotzdem eine wichtige Protein- und Energiequelle. Willkommen sind Aas von Huftieren, die Opfer des Winters wurden, und Fische. Auch Insekten (Ameisen, Wespen, Bienen) dienen als Proteinquelle. Von diesen Tieren fallen ihnen allerdings kaum gesunde, erwachsene Tiere zum Opfer. Meist töten und fressen sie kranke oder altersschwache Tiere sowie Jungtiere.
Lebensraum
Der Europäische Braunbär lebt vor allem in großräumigen Waldgebieten und Gebirgswäldern. Sie haben einen individuell unterschiedlich großen Aktionsraum der mehrere 100 km² betragen kann und wandern je nach Jahreszeit und Nahrungsangebot. Der Braunbär kommt in Höhen von bis zu 5.000 Metern vor. Entscheidend für einen geeigneten Lebensraum des Bären ist ein ausreichendes Nahrungsangebot, die Möglichkeit, dem Menschen jederzeit ausweichen zu können und ein Angebot an geschützten Höhlen für die Winterruhe, in die er sich im Spätherbst verziehen kann.
Bären verfügen über einen sehr guten Geruchssinn. Im Bedarfsfall kann der Sohlengänger sehr schnell laufen und Geschwindigkeiten von 50 km/h erreichen. Das mögliche Höchstalter von Tieren in freier Wildbahn wird auf 20 bis 30 Jahre geschätzt.
Bedrohungsfaktoren
Nach wie vor ist der Bär in Europa durch folgende Faktoren bedroht:
- Lebensraumverlust
Die Zunahme der menschlichen Bevölkerung, Entwaldung (Lebensraumverlust) in manchen Gebieten und die Trennung einzelner Braunbär-Populationen durch Straßenbau und landwirtschaftliche Flächen sorgen dafür, dass die Bestände teilweise voneinander isoliert sind.
- Die fehlende Akzeptanz in der Bevölkerung stellt in manchen Teilen Europas immer noch eine Bedrohung für den Bären dar. Für viele Braunbär – Populationen ist die weitere Entwicklung unsicher, da Konflikte mit zunehmenden menschlichen Nutzungsansprüchen (Viehhaltung, touristische Erschließung, Waldnutzung) vorprogrammiert sind.
WWF – Braunbärenprojekt
Seit mehr als 30 Jahren arbeitet der WWF zusammen mit seinen Partnern an einem ehrgeizigen Ziel: Den Braunbären u.a. in den Alpen wieder heimisch zu machen. 1972 wanderte erstmals seit 150 Jahren wieder ein Braunbär nach Österreich ein. 1989 und 1993 wurden vom WWF Österreich drei weitere Bären aus Slowenien und Kroatien im Ötschergebiet freigelassen.
Auch in anderen Ländern wie z.B. in Italien gab es Schutzbemühungen und Freilassungen. Diese Wiederansiedelungsprojekte in Österreich und Italien haben bisher noch nicht den durchschlagenden Erfolg gebracht. Während allerdings die Zahl der Bären in den italienischen Alpen auf mittlerweile über 50 Bären angestiegen ist, ist der Bestand im Ötschergebiet wieder erloschen.
In Österreich gibt es derzeit nur noch in Kärnten 5-7 männliche Bären. In den nächsten Jahren ist jedoch mit einer verstärkten Einwanderung aus Italien und Slowenien zu rechnen. Deswegen arbeitet der WWF weiterhin intensiv am Schutz des Braunbären, damit er dauerhaft im Alpenraum überleben kann.
„Das Geschäft mit dem Tod – das letzte Artensterben?“
23. Oktober 2013 – 21. April 2014
Naturhistorisches Museum (NHM)
Burgring 7, 1010 Wien
Die Sonderausstellung informiert über das menschengemachte Artensterben. Dabei werden der Verlust von Lebensräumen, schwindende Ressourcen und sich verändernde klimatische Bedingungen, genauso wie Wilderei und der illegale Handel mit bedrohten Tier- und Pflanzenarten als Gründe für den Rückgang von Biodiversität thematisiert. In Kooperation mit dem NHM und dem WWF präsentiert BIORAMA in einer neuen Online-Rubrik „Die bedrohte Art der Woche“ wöchentlich eine vom Aussterben bedrohte Tierart.