Der halbe Bio-Webshop
Der Einkauf im Internet boomt nach wie vor. Der Handel mit biologischen Lebensmitteln, selber gerade prächtig am Wachsen, sucht sich auch dort seine Nischen – mit durchaus interessanten Geschäftsmodellen.
Mitte der 90er Jahre, das Internet war noch im Kleinkindesalter, gingen die ersten Onlineshops an den Start. Der weltweit erste – benannt nach den ehemaligen DDR-Läden Intershop – vertrieb Artikel des Otto-Versands und der Computerfirma Hewlett-Packard. Meine ersten Einkäufe waren aber wohl Bücher und Musik-CDs. Fast 20 Jahre später kann man im WWW quasi alles einkaufen, was sich irgendwie unbeschadet versenden lässt. Die Verfügbarkeit von Waren aller Art aus allen Winkeln der Erde wurde einfacher, für viele traditionelle Läden bedeutete es das Ende der Existenz. Einen Boom brachte es dem Transportwesen und der Verpackungsindustrie, die rostigen Kleintransporter mit Ihren kartonschleppenden und zumeist leider unterbezahlten Boten sind aus dem Stadtbild nicht mehr wegzudenken.
Käse per Post?
Aber auch die nachhaltigen Branchen nützen die Vertriebswege von Webshops: Lilli Green versendet nachhaltige Designartikel, vielfältige vegane Artikel erhält man bei Muso Koroni und My Muesli versendet seit 2007 organische Wunschmüslis aus Passau per Post.
Bei frischen, insbesondere bei zu kühlenden Lebensmitteln stößt man aber im Einzelversand an seine logistischen Grenzen. Rohmilchkäse oder Mangalitzaschinken per Post? Schafmilchjoghurt oder Vollkornbrot per Botendienst? Nein, das braucht es auch nicht. Um leichter an diverse frische Lebensmittel von regionalen nachhaltig arbeitenden Produzenten zu kommen, ohne stundenlang mit dem Auto von Hof zu Hof zu fahren, haben helle Köpfe ein Geschäftsmodell entwickelt, das in anderen Branchen schon länger als »Click & Carry« bekannt ist. Der Kunde wählt im Internet seine Waren aus und holt sie ein paar Tage später an einer fixen Adresse ab.
Regionalität aus dem Web
Die Gemüsewerkstatt in Graz arbeitet seit 2010 mit diversen kleinen Bioproduzenten aus der Steiermark zusammen. »Unsere Klientel ist sehr durchmischt, besteht aber vor allem aus Menschen, denen die Versprechungen von Supermarkt und Co. auf die Nerven gehen und die sich schon immer gefragt haben, warum man so schwer an regionale Bioprodukte kommt.« Ein Besuch von Ernst Preiningers Webshop ist wie ein Rundgang durch einen Biobauernmarkt. Der Kunde bestellt bis Mittwoch Mittag und kann sich dann am Freitag Nachmittag seinen Einkauf in Graz abholen. Und wer nicht selber kommen kann, kann sich seine frischen Biolebensmittel innerhalb der Stadtgrenze auch von einem Fahrradbotendienst zustellen lassen. An die 600 registrierte Kunden und knapp 30 Biobauern der Region profitieren mittlerweile von diesem Service, das Team der Gemüsewerkstatt erweiterte sein Angebot mittlerweile um Kochworkshops und ein Catering.
Ein sehr erfreuliches Beispiel, das auch in anderen Städten gut funktioniert. Bei der Greißlerei 2.0 am Campus St. Pölten kann man seine regionalen Bioprodukte von kleinstrukturierten landwirtschaftlichen Betrieben bis Dienstag bestellen und vor dem Wochenende abholen.
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