Das sind die Bio-Produkte des Jahres 2024
Ausgezeichnet: Das sind die Bio-Produkte des Jahres 2024
Bereits zum sechsten Mal zeichnen BIORAMA und die Messe Wieselburg die Bio-Produkte des Jahres aus – in mehreren Kategorien, weil sich Äpfel nicht mit Birnen vergleichen lassen.
Wie im Vorjahr gab es Nomierungen aus allen neun Bundesländern. Ausgezeichnet werden sowohl altbekannte Unternehmen, als auch innovative Produkte von Unternehmen, die erst seit jüngster Zeit auf eine Biozertifizierung setzen.
Neuzugänge gab es auch in der Jury. An der Seite von langjährigen JurorInnen wie Reinhard Gessl (Forschungsinstitut für biologischen Landbau), Kulinarik-Journalistin und Kochbuchautorin Katharina Seiser, Designer Jürgen Undeutsch (Messe Wieselburg) und BIORAMA-Herausgeber Thomas Weber erstmals dabei: die neue Bio-Austria-Obfrau Barbara Riegler, Stefan Strobelberger (Natur im Garten) und Ernährungsökologin Theres Rathmanner vom Institut für Gesundheitswissenschaften der FH St.Pölten. Die Bewertungskriterien waren unverändert Innovation, Design, Nachhaltigkeit und Nomnom/Spaßfaktor.
Bio-Produkt des Jahres in der Kategorie Farm & Craft:
Gut Behütet – »Pilzsugo«
Gut Behütet, das ist ein ehemaliger Schweinemastbetrieb mit 100 Muttersauen. Bei ihrer Hofübernahme hat Michaela Friedl die Schweinehaltung abgeschafft. Stattdessen behütet sie nun im Stall ökologisch vorbildliche Speisepilze. Überschüsse in der Produktion veredelt sie mit Bio-Paradeisern von Nachbarbetrieben zu »einem glückselig machenden Pilzsugo« (Juror Reinhard Gessl). Es ist genussfertig in Gläser abgefüllt und schmeckt kalt wie warm köstlich. Das Pilzsugo lässt sich als Sauce aufs Brot, als Dip mit Nachos und Jalapenos ebenso essen wie ganz klassisch zu Nudeln. Gut Behütet empfiehlt außerdem, es mit Faschiertem zu vermischen, um den Fleischkonsum bei gleichbleibendem Geschmack zu reduzieren. Sympathisch und ansprechend sind auch das Glas und seine Gestaltung. Jurorin Katharina Seiser ist insgesamt begeistert: »Super abgeschmeckt, nicht fad, gute Konsistenz, und die ganze Geschichte dahinter macht Hoffnung, dass es noch viele gute Lebensmittel-Ideen gibt, die man sich nur umzusetzen trauen muss.« Über einen schönen Onlineshop ist dieses bäuerliche Bioprodukt des Jahres einfach zu bekommen.
Bio-Produkt des Jahres in der Kategorie Retail & Big Brand:
Rebel Meat – »Kids Bio Hühnersticks «
»Rebel Meat hat längst umgesetzt, von dem andere erst anfangen zu reden: Portionen mit weniger Fleisch, aber das in bester Bioqualität«, sagt Juror Reinhard Gessl. Die Basis der Bio-Hühnersticks, konzipiert für das schnelle Mittagessen für Kinder, bildet Hühnerfleisch aus tiergerechter Biolandwirtschaft aus Österreich. Ein Teil des Fleischs ist durch Bio-Karfiol und -Bohnen ersetzt. Die tiefgekühlten Sticks lassen sich easy knusprig braten und schmecken hervorragend.
Vor einigen Jahren trat Rebel Meat mit dem Ziel, den Fleischkonsum genussvoll zu reduzieren auf. Mit Angeboten für Kinder (bzw. mit vertretbaren Convenience-Produkten für Eltern und Erziehungsberechtigte) und der KIDS-Schiene hat das Wiener Unternehmen nun scheinbar die richtige Nische dafür gefunden. In seinen Hühnersticks »versteckt« Rebel Meat gewissermaßen Gemüse. Die Sticks schmecken wie klassische Chicken Nuggets (okay, eigentlich schmecken sie besser …), enthalten aber zu einem hohen Anteil Gemüse (17 Prozent Karfiol, 14 Prozent weiße Bohnen, 4,5 Prozent Zwiebel), außerdem Ei, Weißbrotwürfel, gemahlene Hirse und Gewürze. Schmeckt hervorragend, ist für die Zielgruppe liebevoll verpackt und macht es für Eltern kleiner Fleischtiger weniger schwer, weniger Fleisch zu servieren. Weiter so.
Bio-Getränk des Jahres:
Artemis – »Bio Schilcher-Wermut«
»Denkt man an Produkte aus einem österreichischen Bio-Kräuterbetrieb, fällt einem wahrscheinlich Wermut nicht spontan ein«, sagt Juror Reinhard Gessl vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau. »Umso erfreulicher ist dieser sehr harmonisch trockene, farblich überzeugende Schilcher-Wermut aus dem steirischen Artemis-Betrieb. Kann sein, dass James Bond diesen sogar gerührt genießen würde.«
Denn der Schilcher-Wermut von Artemis schmeckt bitter, wohltuend und belebt. Verarbeitet werden die für die Gegend typischen Schilchertrauben. Schon in Bioqualität wäre heimischer Wermut eine Besonderheit. Aber Schilchertrauben in Bioqualität zum Wermut veredelt – und das noch ohne Beigabe von Zucker, weil die Restsüße der Trauben reicht – das ist einzigartig. Und nicht nur als Idee interessant, sondern auch geschmacklich überzeugend. Mit seinen 18,5% liegt auch der Alkoholgehalt im Bereich des für süße Likörweine Üblichen. Lässt sich als Aperitif ebenso trinken wie als Digestif oder als Long Drink.
Bio-Produkt des Jahres in der Sonderkategorie Do it Yourself:
Stoff’n – »Frische-Pilze-Box «
Bei Pilzen verhält es sich nicht anders als beim Gemüse: Die frischesten Pilze stammen aus eigenem Anbau. Am Stoffenbauernhof im Schleedorfer Ortsteil Edt werden deshalb – nach einem inspirierenden Studienaufenthalt von Sebastian Reindl in China – im alten Obstkeller nicht nur Rosen-, Zitronen- und Austernseitlinge angebaut. In Pilzboxen aus Karton werden außerdem Holzspäne, Weizenkleie und Pilzmyzel für den Eigenanbau von wohlschmeckenden Blauen Austernpilzen verkauft. Diese sind auch als »Kalbfleischpilze« bekannt. Nun sind Pilzzuchtsets für den Anbau zu Hause nichts grundsätzlich Neues. Im Karton und für den Zimmeranbau sind sie aber außergewöhnlich. Denn die Pilzbox von Stoff’n muss zum Wachsen nicht in den Keller. Den Seitlingen kann auch in Zimmerproduktion (die etwa zwei Wochen dauert) beim Wachsen zugeschaut werden. Das ist insgesamt faszinierend, denn die Pilze verdoppeln in dieser Zeit ihre Größe und ihr Gewicht täglich. Insgesamt sehr praktisch, funktioniert und macht auch im Selbstversuch keinen Mist. Auch zum gemeinsamen Anbau mit Kindern oder fürs Klassenzimmer geeignet. »Schmackhafte Naturbeobachtung in den eigenen vier Wänden«, freut sich Juror Stefan Strobelberger (Natur im Garten).
Bio-Produkt des Jahres in der Sonderkategorie Farm & Craft NÖ:
Genusskoarl – »Fischsauce«
Wenige Tropfen fermentierter Fischsauce reichen aus, um den Geschmack von in der Pfanne Zubereitetem, von Fleisch-, Fisch- und Gemüsemarinaden, Suppen, Saucen oder auch Salatdressings auszubalancieren. Das ist keine Raketenwissenschaft, sondern uraltes Wissen. Unter dem Namen »Garum« war Fischsauce bereits in der Antike beliebt, sie ist somit seit Jahrtausenden Teil der europäischen Esskultur. Gegenwärtig kommt Fischsauce allerdings vor allem in der asiatischen Küche zum Einsatz – und als Produkt zumeist von weit her. Dank einer Zusammenarbeit von Karl Severin Traugott (Genusskoarl) und Klaus Decleva (Decleva’s Alpenfisch) gibt es nun eine wohlschmeckende regional hergestellte Fischsauce in bester Bioqualität. Dafür verarbeitet werden die Karkassen und Innereien von Declevas Forellen und Saiblingen aus Mariazell. In der Weinviertler Brauküche des Genusskoarl, bekannt für seine Würzsaucen auf Lupinenbasis (u.a. die vielfach ausgezeichnete »Wiener Würze«) oder sein Kichererbsenmiso, fermentieren sie dann nach einer Beigabe von Salz der Salinen Austria zu jener Fischsauce, die auch die Jury fürs »Bio-Produkt des Jahres« euphorisierte. »Ein vielschichtiger, dichter und vermutlich mehrheitsfähiger Geschmack mit komplexer Aromenvielfalt «, meint Reinhard Gessl. »Schmeckt intensiv und überraschend sardellig für Süßwasserfische«, urteilt Katharina Seiser, »großartig!«, sagt Theres Rathmanner.
Bio-Produkt des Jahres in der Sonderkategorie Farm & Craft OÖ:
Luvi Fermente – »Helles Miso«
In Japan ist Helles Miso das Pendant zum hiesigen Suppenwürfel. Dementsprechend fungiert auch das pastenförmige, unpasteurisierte Helle Miso von Luvi Fermente aus dem oberösterreichischen Lenzing in der Küche als Wunderwaffe zum Würzen und Verfeinern. Wer es zu Hause hat, wird es für Suppen, Saucen, Eintöpfe und Salatdressings verwenden. Es schmeckt cremig, fruchtig, mild und unglaublich Umami. »Wow! Das ist für mich geschmacklich eindeutig das Interessanteste, das wir verkostet haben«, meint Theres Rathmanner bei der Jurysitzung. Für das Helle Miso fermentiert werden italienischer Reis und österreichische Sojabohnen, beide in Bioqualität. Als Quetschie verpackt lässt sich die helle Misopaste gut portionieren und lagern.
Bio-Produkt des Jahres in der Sonderkategorie Bio Austria:
Biohof Haselberger »Bio-Hydrolat Rosenwasser«
Für die authentische Zubereitung vieler nahöstlicher Speisen, für Reispuddings oder Mandelkuchenrezepte ist Rosenwasser unverzichtbar. In Bioqualität ist es kaum verfügbar, an Rosen aus regionalem Anbau war bislang ohnehin nicht zu denken. Nun kommt ausgerechnet aus dem südlichen Waldviertel ein hochkonzentriertes bioregionales Rosen-Hydrolat. Denn der Biohof von Christa und Rupert Haselberger in Nöchling, eigentlich auf die Haltung von Milchkühen spezialisiert, nutzt verstärkt auch die »Waldviertler Pflanzenkraft«. Und bringt als Ergebnis schonender Wasserdampfdestillation der Rosenblütenblätter deren wasserlösliche Inhaltsstoffe ohne Alkohol oder andere Zusatzstoffe in 75ml-Pumpsprühfläschchen. Juror Reinhard Gessl schwärmt vom »starken, unverfälschten Geschmack bei gleichzeitiger Zurückhaltung«. Bio Austria-Obfrau Barbara Riegler ist vom Gesamtpaket begeistert: »Edel, irgendwie Englisch, elegant«.
Bio-Produkt des Jahres in der Sonderkategorie Bio-Garten:
Sonnenerde – »Bio Moorbeet Erde«
Einige Pflanzen benötigen sauren Boden, Heidelbeeren, Azaleen oder Rhododendren beispielsweise. Immer noch kommt deshalb oft torfhaltige Blumenerde zum Einsatz. Ein absoluter Sündenfall, denn der Torfabbau zerstört nicht nur wertvolle Feuchtbiotope unwiederbringlich, sondern setzt auch CO2 frei. Das heizt bekanntlich die Erderwärmung an und befeuert den Klimawandel. Juror Reinhard Gessl bringt das Dilemma auf den Punkt: »Torfabbau und Klimaschutz gehen nicht gut zusammen. Auch die nachhaltigsten GärtnerInnen haben für das Auffrischen saurer Böden bislang aber zu torfhaltigen Erden greifen müssen.« Umso innovativer ist das Kompostierungsverfahren, mit dem es Sonnenerde aus dem Burgenland gelungen ist, saure Komposterde herzustellen, die völlig ohne Torf auskommt und auch mit dem Gütesiegel »biologisch gärtnern« zertifiziert ist. Durch den Einsatz von reinem Schwefelpulver wird der Kompostierungsprozess so gelenkt, dass am Ende Roh-Humus mit einem niedrigen pH-Wert von 4,5 bis 5,5 entsteht. Die nährstoffreiche Bio-Moorbeeterde ist also eine torffreie Pflanzerde für torfliebende Pflanzen, die überdies ausschließlich aus biogenen Abfällen hergestellt wird. »Endlich ist klimaschonendes Gärtnern durch Torfverzicht auch für Moorbeetpflanzen möglich«, sagt Natur-im-Garten-Juror Stefan Strobelberger.
Optisch ansprechend kann die Bio-Moorbeeterde sowohl in handelsüblichen Erdsäcken als auch lose bezogen (und zugestellt werden). Riecht außerdem gut. »Und der Torf darf im Moor bleiben« (Reinhard Gessl).