Das Radlager lässt mich neidisch werden
Mein Mitbewohner hat sich ein neues, altes Fahrrad gekauft. Seit gestern steht es neben der Eingangstür – glänzend rot, mit einem Sattel aus Rauleder und dem Geruch der 80er Jahre. Die Lenkstange ist schwungvoll gebogen, die Reifen sind schmal und mit angeblich achtmal so viel Luft gefüllt wie ein Autoreifen. Es ist ein Rennrad, das mich neidisch macht und mich nervös drumherum tänzeln lässt. Ich will auch so eines! Eines das gut ausschaut, schnell ist und zuverlässig. Eines das Geschichten erzählen kann und schnittig ist.
The grass is always greener on the other side. Ich weiß ja eh.
Im Keller steht mein City-Bike. In geschmacklosem Pink und von Mutter geerbt. Ich fahre gerne damit, weil es so praktisch ist. Unschick, aber seinen Zweck erfüllend, und es hat mich noch nie im Stich gelassen. Daran denke ich, als ich am roten Retro-Prachtstück vorbei die Wohnung verlasse. Ich ziehe mir die Wollmütze ins Gesicht und weiß, dass mir der Nieselregen nichts anhaben kann. Denn ich habe immerhin Kotschützer, der Mitbewohner nicht. Und das treibt mir ein schelmisches Lächeln ins Gesicht. Doch neugierig bin ich trotzdem. Interessiert. Will mehr solcher Rennräder sehen. Im Radlager, Wiens sympathischstem Fahrradgeschäft, wo man nicht nur Retro-Räder anschauen und kaufen kann, sondern angeblich den besten Espresso der Stadt trinkt. Sagt zumindest der Mitbewohner. Und der hat Geschmack.
Radlager
Windmühlgasse 2
1060 Wien
Telefon: +43 699 195 63 395
Öffnungszeiten: Mo-Sa 12-19 Uhr