Buchrezension: »Das Leben wilder Bienen«

Thomas D. Seeley beschreibt, wie wilde und verwilderte Honigbienen überleben, wenn sie nicht vom Menschen »genutzt« werden.

Bild: Unsplash.com/Philipp Pilz, Ulmer Verlag.

Die Zucht ist bei Bienen zwar weit weniger fortgeschritten als bei anderen Nutztieren. Das Pendant zur Turbokuh, zum Mastschwein mit seinem zusätzlich gezüchteten Rippenpaar oder Hochleistungshybridhühnern gibt es in der Bienenhaltung nicht. Dennoch unterscheiden sich die Bienenvölker von BerufsimkerInnen, die mit der Genetik von Reinzuchtköniginnen arbeiten, durchaus von wild lebenden Völkern. Wobei es bei den frei lebenden Tieren natürlich zu einem ständigen Genfluss zwischen Nutz- und Wildtier kommt. Wie Honigbienen leben, wenn sie nicht zur Gewinnung von Honig und als Bestäubungsdienstleisterinnen in Kunstbeuten gehalten werden, beschreibt der US-amerikanische Verhaltensbiologe, Imker, Hochschullehrer und Bestsellerautor Thomas D. Seeley in seinem neuen Buch. Genau genommen widmet er sich vor allem verwilderten Honigbienen. Denn in den Norden der USA kamen beziehungsweise entkamen die mitgebrachten Honigbienen der europäischen SiedlerInnen erst vor rund 400 Jahren. Ein bisschen Vorwissen – Wie ist ein Volk aufgebaut? Wie schwärmen Bienen? Wie funktioniert Imkerei? – schadet nicht, ist aber nicht Voraussetzung, um sich bei der Lektüre mitreißen zu lassen. Konkrete Praxisbezüge stellt das Abschlusskapitel »Darwinistische Bienenhaltung« her. Darin führt Seeley 21 Unterschiede, was das heutige Lebensumfeld und das gewissermaßen natürliche »Lebensumfeld der evolutionären Anpassung« angeht, aus und macht Vorschläge, wie sich dieses Wissen auch in einer modernen Imkerei zugunsten der Gesundheit des Superorganismus Bien nutzen lässt.

Hier gibt es noch mehr Rezensionen von neuen und immer noch guten Büchern und Filmen. Auch gut: Hummeln.

BIORAMA #76

Dieser Artikel ist im BIORAMA #76 erschienen

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