Das Eliten-Dilemma
Zur Frage, ob nur Eliten den gesund-nachhaltigen Local-Food-Lifestyle leben können, hat mich mein Kollege Peter auf einen Text des Salon.com-Bloggers Dave Pollard verwiesen. Er zeichnet ein Szenario, in dem die Auswirkungen des gegenwärtigen Lifestyles (des US-amerikanischen bzw. „westlichen“) nicht zum Umdenken, sondern zu einer Vertiefung des Junk-Konsumismus führen werden.
Schuld sei ein circulus vitiosus, den Pollard das „Wal-Mart-Dilemma“ nennt: Weniger verfügbares Einkommen zwingt Anbieter dazu, Preise zu drücken, indem sie Produktion in Billiglohnländer auslagern und die heimische Produktion untergraben, was wiederum zu weniger verfügbarem Einkommen im eigenen Land führt. Der hohe Ölpreis, so Pollard, verschärft diesen Zirkel noch.
Da der Mensch dazu tendiere, immer den Weg des geringsten Widerstandes zu wählen, sei nicht damit zu rechnen, dass die Westler in alternative Energien und lokale Produktion investieren würden, meint er: Nein, viel eher würde die Durchschnittsbevölkerung noch mehr Junk Food und No-Name Bekleidung konsumieren, weiter Güter aus Billiglohnländern beziehen und damit die Misere weiter ankurbeln.
Vernünftig wäre es natürlich, gleich auf Nachhaltigkeit umzustellen, denn die „versteckten Kosten“ unnachhaltiger Lebensweise müssen irgendwie bezahlt werden – doch wer gibt den Anstoß dazu? Sollte Pollards Analyse stimmen, so bin ich skeptisch, ob die Konsumeliten, die mit gutem Beispiel vorangehen, den Spieß umdrehen können. Interessant ist auch die neue Definition von „Armut“, wie sie aus dem Wal-Mart-Szenario abzuleiten ist. Die für uns nachhaltige, auf lokaler Produktion beruhende Konsumweise war einmal typisch für weniger wohlhabende Schichten. Die „neuen Armen“ leben nicht mehr das Leben der armen Bauern von früher, sondern sind super-globalisiert.