Gehen See, Fluß & Co. den Bach runter?
Ein Kommentar von Daniel Benyes, Angler und Publizist
Wie ist die Lage heimischer Gewässer? Die gute Nachricht zuerst. Es besteht noch sanfte Hoffnung, ansonsten gilt leider: die heimischen Fischbestände brechen zusammen. Der Zustand der Gewässer wird laufend schlechter. Natürliches Fischaufkommen gibt es fast nicht mehr. Grund: Gewässerverbauungen, Wasserbelastung, Wasserkraftwerke. Gerade die „saubere“ Wasserkraft genießt in der öffentlichen Meinung ein Bild, das zumindest ausgewogener sein könnte. Denn mit den Kraftwerken werden Uferverbauungen und damit der Lebensraum der Fische zerstört, durch Aufstauungen können Sedimente im Fluss nicht mehr frei transportiert werden. Nahezu unerforscht ist weiters, welcher Art die Chemie-Cocktails sind, die trotz Filter durch Kläranlagen in unsere Gewässer eingeleitet werden. Die großen Anglerverbände haben zwar laufende Studien, um die Auswirkungen auf die Fischfauna zu erforschen (z.B. Sterblichkeitsrate von Fischeiern und Brütlingen, tendenzielle Verweiblichung der Tiere und damit Bestandsrückgang), die Konsequenzen auf Ökosystem, Mensch, Grundwasser oder Ackerbau bleiben aber bisher ein blinder Fleck. Wissenschaftliche Befunde darüber sind zu umfassend, als dass die Angler selbst die Kosten hierfür tragen könnten – tragfähige Allianzen aus Bund und Land sind gefordert.
Angler, Pächter, Fischer und Wildtierschützer
Kürzlich hat sich daher mit der ARGE-Fischschutz eine neue Initiative gegründet, die Bewusstsein für unsere Gewässer und die darin lebenden Fische schaffen möchte. Manche/r wird sich fragen, wozu es denn nun wieder eine neue NGO-ähnliche Vereinigung zu dem Thema braucht. Ganz einfach: Weil es sie bisher nicht gab. Angler, Pächter und Fischzüchter ziehen nun an einem Strang. Ebenso neu: Wildtierschützer und Gewässerschützer (Otter- oder Kormoran-Diskussion) begegnen einander nunmehr auf Augenhöhe und wollen nun gemeinsam, ohne mögliche Konflikte und Konkurrenzverhältnis – wie es in den vergangenen Jahrzehnten existierte – an Lösungen arbeiten.
Warum das gerade mich als Angler interessiert? Ok, erwischt: Klar habe ich den Fisch auf meinem Teller am liebsten selbst gefangen. Aber darüber hinaus schließen sich Anglerverbände in ganz Österreich (rd. 200.000 FischerkarteninhaberInnen) zusammen, um einen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten. Ein wichtiger Beitrag wie ich meine. Denn allzu oft endet Umweltschutz an der Wasseroberfläche: Fische, die man selten sieht, geraten leichter aus dem sprichwörtlichen Auge und Sinn. Und Kinder lernen – von ihren Eltern und jedem Kinderbuch – sobald wie möglich, Hund von Katze, Kuh von Ziege zu unterscheiden. Leider verhält es sich hier bei Forelle, Karpfen, Barsch oder Hecht schon ganz anders. Man sieht, es bietet sich also schon im kleinsten Umfeld (sic!) genügend Raum, um Bewusstsein für den Gewässerschutz zu schaffen…
Daniel Benyes ist Angler und freier Publizist.