CSR-Brille #17: Santa Claus – ein CEO in der Nachhaltigkeits-Krise
Die Unternehmensberatung Sustainalytics hat die Nachhaltigkeitsstrategie vom Weihnachtsmann alias Santa Claus analysiert. Es wurde Zeit, dass diese Ergebnisse dem guten alten Herrn einmal übermittelt werden.
Lieber Weihnachtsmann,
Es sieht nicht gut aus bei dir am Nordpol. Deine hierarchisch konservativ klassischen Unternehmensstrukturen sind nicht mehr zukunftsfähig. Seit Jahrhunderten das gleiche Theater, jedes Jahr. Arbeitsrechtsskandale bei den Zulieferfirmen oder ein drohender Aufstand der Rentiere ist abzusehen. Auch mit der Elfengewerkschaft ist mittlerweile nicht mehr zu spaßen. Und sag mal, wieso steht die Arbeit von Frau Claus eigentlich so im Hintergrund?
Santa Claus in der Krise
Wie viele andere internationale Unternehmen steht auch das von Santa Claus gerade vor großen Herausforderungen: da steht mal ganz oben die massive Gefährdung des Unternehmensstandorts Nordpol durch den Klimawandel, dann eine Änderung der Bauinfrastruktur in den Städten, die in vielen Fällen doch glatt keine richtigen Schornsteine mehr vorsieht oder das rasante Bevölkerungswachstum und damit immer mehr Kundinnen und Kunden mit unterschiedlichen Wünschen. Darüber hinaus steht die gesamte Person des Weihnachtsmanns vor einem massiven Glaubwürdigkeitsproblem und die Konkurrenz schläft nicht! Der Osterhase und die Zahnfee werden immer präsenter und möchten auch etwas vom Kuchen „Joy and Happiness“ abhaben. Und der Grinch, ja der Grinch, findet ebenfalls immer mehr Anhänger!
“Joy and Happiness” sind fehl am Platz
Diese problembehaftete Situation wundert insgesamt nicht, denn die klassische Wertschöpfungskette – von der Beschaffung der Rohmaterialien, der Produktionsphase bis hin zur Distribution, der Nutzungsphase und dem Leben danach – birgt aus Nachhaltigkeitssicht viele Probleme.
80% des verschenkten Spielzeugs werden aus diesem Grund von Santa Claus mittlerweile importiert, um die Produktionskosten so niedrig wie möglich zu halten. Leider bergen viele der Produkte dieser beauftragten Subunternehmen teilweise hohe Risiken – die bis zu Gesundheitsschäden bei Kindern führen können. So hat beispielsweise der US-Spielzeugkonzern Mattel anscheinend wissentlich, in China hergestellte Produkte mit giftiger Bleifarbe auf den Markt gebracht. Er ist dafür zumindest nicht ungestraft davongekommen. Die Pönale machte umgerechnet ca. 1,6 Milliarden Euro aus. Auch das mit „Plastik Bombastik“-Produkten bekannt gewordene Unternehmen Fisher Price musste bereits für gefährliche Produkte monetär einstehen. Das Europäische Parlament hat als Konsequenz bereits vor vielen Jahren eine „Richtlinie über die Sicherheit von Spielzeug“ eingeführt, die vor solchen bedenklichen Produkten eigentlich schützen sollte. Leider sind über den Erfolg dieser Richtlinie nicht wirklich Informationen verfügbar. Bußgeld gibt es anscheinend nur für Firmen, die ihre Herstellerdaten nicht korrekt auf den Verpackungen anbringen.
Wunsch an das Christkind
Also, Weihnachtsmann, wenn du nicht endlich mehr Transparenz in deiner Wertschöpfungskette sicherstellst, ökologische und soziale Beschaffungskriterien für deine Sub-Lieferanten einführst oder Prozessoptimierungen vornimmst (durch eine Reduktion des Verpackungsmülls könnten z.B. viel mehr Pakete auf deinen Schlitten gepackt werden), dann wird dein Unternehmen bald in der Krise stecken!
Als Firma mit mehr als 500 Angestellten (zähle doch mal deine Rentiere und Elfen zusammen) und noch dazu im öffentlichen Interesse, musst übrigens auch du demnächst einen Nachhaltigkeitsbericht erstellen! Sei auf der Hut! Vielleicht gründet das Christkind ja mal ein disruptives Start-up. Dann kannst du dich schon einmal warm anziehen!
Deine Annemarie
CSR-Link zum Weiterlesen
Die Nachhaltigkeitsagentur Sustainalytics hat unter dem Titel „Santa´s Sustainability Strategy“ die gesamte Wertschöpfungskette des Weihnachtsmanns unter die Lupe genommen.
CSR-Link zum Weiterhören
Im Podcast TonspurN gibt es eine ausführliche Expertenanalyse über die Nachhaltigkeitsstrategie von Santa Claus zum Nachhören!
Über mich – Annemarie Harant: Geboren in München und aufgewachsen in einem 100% Öko-Haushalt, arbeite seit über 5 Jahren für die Unternehmensberatung brainbows – the information company im Bereich Nachhaltigkeitsmanagement mit Großunternehmen und durchlief davor verschiedene Stationen im Nachhaltigkeitsbereich der ÖBB, Fairtrade und der Unternehmensplattform respACT. Seit 2011 stehe ich als Co-Gründerin des Start-ups erdbeerwoche. Nachhaltige Frauenhygiene. DIE NEUE GENERATION. nun selbst vor der täglichen Herausforderung nachhaltiges Handeln im eigenen Unternehmen umzusetzen.